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28. Januar 2020
Der SPD-Europaparlamentarier Bernd Lange hatte die EU-Kommission u. a. gefragt, ob die Kommission Kenntnis davon habe, dass DocMorris von den niederländischen Behörden überwacht werde. Eine gute Frage, mein liebes Tagebuch, denn bekanntlich haben die deutschen Arzneimittel-Überwachungsbehörden nichts mit der Überwachung von DocMorris und anderen EU-Versendern zu tun. Die Antwort des neuen EU-Kommissars Thierry Breton liegt nun endlich vor. Allerdings geht er auf diese Frage nur am Rande ein, für ihn reicht es, dass der Versender DocMorris in den Niederlanden als Online-Apotheke zugelassen ist. Er macht es sich einfach, mein liebes Tagebuch, der Herr Kommissar. Den Schwerpunkt seiner Antwort legt er dagegen auf das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung: Der Onlineverkauf stelle für die EU-Versender die einzige Möglichkeit dar, Zugang zum deutschen Markt zu haben. Na, mein liebes Tagebuch, da kann man sich gut vorstellen, wes Geistes Kind Herr Breton ist und was das für unsere Apotheken in Deutschland bedeutet. Vor allem, wenn man weiß, dass Breton vor seiner Nominierung Chef des IT-Konzerns Atos war, der Medienberichten zufolge millionenschwere Verträge mit EU-Institutionen hat.
Der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange zeigte sich enttäuscht von Bretons Antwort. Aber er will weiter dran bleiben an diesem Thema. Für ihn sind „Apotheken und ihre persönlichen Beratungsleistungen Teil der Daseinsvorsorge und dementsprechend sollte auch der ordnungspolitische Rahmen aussehen. Der freie Markt kann nicht immer das Allheilmittel sein“, ist Lange überzeugt und verweist auf das Beispiel Amazon und die Folgen für kleinere und mittlere Unternehmen. Danke, Herr Lange!
Das nehmen wir als Personalie mit, mein liebes Tagebuch: Max Müller, bei DocMorris bisher für Strategie und Ausrichtung zuständig, verlässt den Zur Rose-Konzern zum 30. April 2020 und wird künftig für den glyphosatgeschüttelten Pharma- und Chemiekonzern Bayer arbeiten, wo er sich beispielsweise um Nachhaltigkeitsthemen kümmern wird. Warum er DocMorris verlässt, erfährt man natürlich nicht. Der Versandkonzern wird laut Pressemitteilung seinen gesamten Vorstand umbauen, laut Marketingsprech will man von einer Markensteuerung zu einer Deutschlandsteuerung wechseln, was auch immer das heißt. Das Deutschlandgeschäft besteht in diesem Konzern aus DocMorris, Medpex, Apo-rot, Eurapon, Zur Rose und Vitalsana.
Die Apothekenzahlen in Deutschland kennen seit Jahren nur eine Richtung: abwärts. Aber im vergangenen Jahr sind sie besonders rasant in den Keller gegangen, aber so was von, mein liebes Tagebuch: Ende 2019 gab es laut ABDA noch 19.075 Apotheken, das sind 348 weniger als Ende Dezember 2018 und entspricht einem Rückgang von 1,8 Prozent. Die Anzahl der Apothekeninhaber ist sogar um 2,7 Prozent gesunken. Der Tag, an dem wir die bemerkenswerte Marke von nur noch 19.000 Apotheken in Deutschland haben, rückt immer näher. Der ABDA-Präsident sieht die flächendeckende Versorgung in Gefahr. Da müsse schon bald was dagegen unternommen werden, meint er und sieht einen Ausweg im – ja, im Apotheken-Stärkungsgesetz. Er baut vor allem auf zwei gesetzgeberische Maßnahmen: Die Absicherung einheitlicher Abgabepreise bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln, sprich, Spahns Gleichpreisigkeit im GKV-Bereich. Und auf die Einführung des E-Rezepts, das allerdings noch durch ein Makelverbot untermauert werden muss. Mein liebes Tagebuch, ob diese Maßnahmen den Abwärtstrend der Apothekenzahlen stoppen werden, ist mehr als fraglich.
6 Kommentare
Und hier die dafür unmittelbar Verantwortlichen:
von Gunnar Müller, Detmold am 02.02.2020 um 10:57 Uhr
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AW: Nicht gleich Alle in die Tonne treten
von Wolfgang Müller am 02.02.2020 um 11:33 Uhr
AW: @ in die Tonne treten....
von Gunnar Müller, Detmold am 02.02.2020 um 16:25 Uhr
Von ABSturz ohne ABS ... Buuh gegen B(r)eton ... und der ABDA gehen die "Sargnägel" immer noch nicht aus ...
von Christian Timme am 02.02.2020 um 9:28 Uhr
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.
von Anita Peter am 02.02.2020 um 8:52 Uhr
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3000 Tage und kein eigener Honorarvorschlag !
von Ulrich Ströh am 02.02.2020 um 8:47 Uhr
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