Rx-Versandverbot

ABDA kommt nicht in den Petitionsausschuss – trotz Forderung der AKNR

Berlin - 24.01.2020, 10:15 Uhr

Im Petitionsausschuss des Bundestages wird am kommenden Montag das Rx-Versandverbot diskutiert. Namhafte Politiker haben sich angesagt, die ABDA will keinen Vertreter schicken. (Foto: imago images / epd)

Im Petitionsausschuss des Bundestages wird am kommenden Montag das Rx-Versandverbot diskutiert. Namhafte Politiker haben sich angesagt, die ABDA will keinen Vertreter schicken. (Foto: imago images / epd)


Am Montag wird der Pharmaziestudent Benedikt Bühler im Petitionsausschuss des Bundestages zum Rx-Versandverbot befragt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will kommen, ebenso wie namhafte SPD-Politiker. Auf Nachfrage der Apotheker Zeitung teilte die ABDA hingegen mit, dass keine Teilnahme geplant sei. Die Apothekerkammer Nordrhein hatte genau das in einem Schreiben allerdings gefordert.

Die Bundestagspetition des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler für ein Rx-Versandverbot hatte mehr als 400.000 Mitzeichner. Dementsprechend groß ist auch das Interesse an der Anhörung dazu, die am kommenden Montag im Petitionsausschuss des Bundestages stattfindet. Zahlreiche Besucher, Medienvertreter und auch Politiker haben sich angekündigt. Neben Minister Spahn wollen auch einige SPD-Politiker aus dem Gesundheitsausschuss an der Sitzung teilnehmen, bei der Bühler zunächst seine Petition vorstellt und dann von den Abgeordneten befragt wird.

Die ABDA hatte dem Studenten ihre Unterstützung verweigert. Bühler hatte die Standesvertretung gebeten, ihm eine Vollversion von drei Gutachten zum Rx-Versandverbot zu geben – die ABDA wollte das aber nicht. Beim Pharmacon-Kongress in Schladming hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt diese Ausrichtung am gestrigen Abend unter anderem damit erklärt, dass Verbände keine Petitionen unterstützen (sollten). Nun wird aber auch klar, dass die ABDA noch nicht einmal plant, einen Vertreter in den Petitionsausschuss zu schicken, um der Veranstaltung beizuwohnen. ABDA-Sprecher Dr. Reiner Kern erklärte gegenüber der Apotheker Zeitung (AZ), dass eine Teilnahme nicht geplant sei.

Kammer Nordrhein für Präsenz bei der Anhörung

Genau das hatte jüngst aber die Apothekerkammer Nordrhein gefordert. Die AKNR erklärt in einem Brief an die ABDA zunächst, dass sie die Forderung der hessischen Kammer nach einer zeitnahen Beschlussfassung des Geschäftsführenden Vorstandes begrüße. Die Gutachten sollten Bühler offiziell von Seiten der ABDA zur Verfügung gestellt werden. Diese Geste der Unterstützung sei auch wegen des entstandenen Vertrauensverlustes bei den Mitgliedsorganisationen und den Kammerangehörigen unerlässlich. Im Umfeld der Anhörung beim Petitionsausschuss seien intensive politische Diskussionen zu erwarten. Denn Minister Spahn und viele Fachpolitiker aus den Fraktionen würden an der Sitzung teilnehmen.

AKNR: ABDA sollte Bühler den Rücken stärken

Die AKNR verweist zudem auf ihre Erfahrung mit Rechtsverfahren gegen Versender. Diese seien mühsam und würden zudem nur Vergangenes aufarbeiten. Die Kammer folgert daraus: „Ein Rx-Versandverbot bleibt das wirksamste Instrument zur Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit.“ Falls sich die EU-Kommission gegen das Boni-Verbot stelle, sei dies eine neue Ausgangsposition für das Rx-Versandverbot. Nach Einschätzung der Kammer werde es im Petitionsausschuss um eine wichtige „Systemfrage“ gehen, die sich möglicherweise bald wieder stellen werde. 

In dieser Situation erwarte die Apothekerkammer Nordrhein, dass die ABDA kurzfristig geeignete Maßnahmen ergreift, um Bühler „den Rücken zu stärken“. Eine solche Unterstützung müsse beispielsweise „durch die Präsenz von hochstehenden Repräsentanten des Apothekerstandes im Zuhörerraum signalisiert werden“. Bei den Parlamentariern müsse der Eindruck entstehen, dass Bühler berufspolitisch nicht im Alleingang agiert.

Verband Brandenburg für offizielles Signal der ABDA

Zuvor hatten schon mehrere ABDA-Mitgliedsorganisationen Druck auf die Berliner Standesvertretung ausgeübt und die ABDA aufgefordert, Bühler die juristischen Gutachten zum Rx-Versandverbot zu übergeben. Der Apothekerverband Brandenburg schließt sich nun auch „vollumfänglich“ der Argumentation des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe an, der zuvor einen langen Brief an die ABDA geschrieben hatte. Selbst wenn Bühler die Gutachten mittlerweile „inoffiziell zugespielt“ worden seien, halte es der Verband für geboten, ihm die Gutachten seitens der ABDA offiziell zur Verfügung zu stellen. Weiter schreibt der Brandenburger Verband an den Geschäftsführenden ABDA-Vorstand: „Zu Ihrem bisherigen Verhalten in dieser Sache müssen wir Ihnen mitteilen, dass uns hierfür leider jegliches Verständnis fehlt.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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12 Kommentare

ABDA go home

von Martin Straulino am 25.01.2020 um 11:46 Uhr

Benedikt = Greta … die Jungen wollen unsere Zukunft retten; dafür meine Hochachtung und mein Dank!
Schmidt = Trump … die alten Ignoranten wollen oder können es nicht begreifen.
Ein Impeachment bei Schmidt fände ich gut!

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Ohne Rückgrat

von Reinhard Rokitta am 24.01.2020 um 18:57 Uhr

Nach dem Vorgeplänkel war das von diesen Leuten ohne Rückgrat zu erwarten. Ich weigere mich, das Wort "Kollege/n" in diesem Zusammenhang zu benutzen.

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AW: Ohne Rückgrat

von Heiko Barz am 25.01.2020 um 13:40 Uhr

Das „ohne Rückgrat“ hat mir besonders gefallen. Die gummierten Wirbelsäulen unserer „Führungselite“, die sich als Wichtigtuer auf dem Podium beim Pharmacon breitsitzen, sollten sich vor der Gesamtheit der Deutschen Apotheker in Grund und Boden schämen bei der demonstrativen Abkehr einer Unterstützung eines studentischen Einzelkämpfers, der nur unsere Existenz im Auge hat. Wenn F.Schmidt auch nur eine Spur berufspolitischen Anstands besäße, dann würde er nicht großsprüchig beim Pharmacon sitzen, sondern würde mit Herrn Bühler eine möglichst substantielle Strategie zum Vorteil von uns allen im Apothekerhaus zu Berlin erarbeiten. Da er das, wie wir deutlich sehen, aber nicht will, zeigt er der Deutschen Apothekerschaft, wem er wirklich dienen möchte. Uns, den Zwangsgeldverpflichteten, jedenfalls in keiner Weise. Wem denn? Wir wissen das alle!
Der Forderung nach seiner sofortigen Demission kann ich unbedingt folgen.

Impeachment

von Donald Schmidt am 24.01.2020 um 12:10 Uhr

Schade, dass man gegen die ABDA-Spitze kein Impeachmentverfahren einleiten kann...

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AW: Impeachment

von Scherzer am 24.01.2020 um 12:31 Uhr

Kann man nicht? Dann sollten schnellstmöglich die Statuten angepasst werden, dass es geht!
Ich wünsche Herrn Bühler viel Erfolg und habe großen Respekt vor seinem Engagement!

ABDABÜHLH.E.R

von Dr.Diefenbach am 24.01.2020 um 11:04 Uhr

Das Verhalten aus Sicht von Starrköpfen ist an Armseligkeit ja ohnehin kaum zu überbieten.Ich sehe es so,dass im Falle einer "Niederlage" des jungen Kollegen in Berlin die These kreist"Wir haben es kommen sehen und deswegen waren wir als Organisation nicht vor Ort".Sollte die Petition zu Verbesserungen unserer Lage führen,DANN bin ich auf die rhetorische Serpentine der GF gespannt.Mich irritiert ja dass kluge Köpfe wie Herr Dr.Schmitz(und DAS ist er) sich gegenüber der schrägen Methodik im Bau wohl nicht durchsetzen können.Es ist sicher auch der Fall,dass einige Herren schlichtweg nur noch beleidigt spielen.DESWEGEN wiederhole ich:Die Herrn Dr.Hoffmann und Dr. Michels sollten sich über Kandidaturen im oberen Spektrum Gedanken machen.Was nach wie vor ungeklärt scheint.Von WELCHEN Gutachten geht WER eigentlich aus.UND:KENNT im Kreis der 34 jeder die Unterlage?Also nach dieser PR-Rohrkrepiereraktion sollte sich die MV,die ja bald kommt,dringend mit Personalien beschäftigen

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Kopf hoch

von Philipp Merz am 24.01.2020 um 10:46 Uhr

Abgesehen von der mittlerweile sehr heissen Luft , die fast durchgängig von Ministern , Krankenkassen etc abgelassen wird , frage ich mich schon länger : Warum sind wir so pessimistisch ? Und wenn alles wirklich so schlimm kommt , wie von einigen befürchtet : wieso treten wir dann nicht selbstbewusster auf , zuweilen frech ? Wir haben doch nichts zu verlieren , wohl eher die Patienten ! Leisten wir uns doch einfach mal ein wenig Rückgrat ! Gepfiffen auf die ABDA , Gepfiffen auf den Spahn ! Viel Glück , Herr Bühler und gehen Sie denen wenigstens mal so richtig schön auf den Keks !

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von nichtMeineABDA am 24.01.2020 um 10:31 Uhr

Man kann hier nur noch BOSHAFTIGKEIT unterstellen...

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von Anita Peter am 24.01.2020 um 10:22 Uhr

Es ist einfach unglaublich! Schmidt wird in seinem letzten Jahr noch den letzten Sargnagel einschlagen bevor es sich klammheimlich vom Acker macht.
Treten Sie bitte sofort zurück. BITTE!

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AW: Schmidt

von Conny am 24.01.2020 um 10:46 Uhr

Ein Bitte reicht nicht. Man muss diesen Oberstümper vom Hof jagen. Ich verstehe nicht warum dieser Mensch wie Pattex an seinem Stuhl klebt.

AW: Schmidt

von Peter am 24.01.2020 um 14:20 Uhr

Bühler kämpft für uns ums Überleben und Schmidt tanzt zur selben Zeit vergnügt auf der Hüttenparty in Schladming.
Ich könnte kotzen!

AW: Buuh

von Dirk Krüger am 25.01.2020 um 10:41 Uhr

Es ist nicht Schmidt allein. Auszug aus der ABDA-Webseite:

"Vorstand:
[...]Der Gesamtvorstand besteht aus den 34 Präsidenten bzw. Vorsitzenden der Mitgliedsorganisationen sowie den Mitgliedern des Geschäftsführenden Vorstandes.[...]".
Wenn dieses Monstrum von Gremium Mitglieder hätte, die ihren "Chef" in die Wüste schicken wollten, dann könnten sie das. Von den 34 Mitgliedern hat sich aber nur eines, die AK Nordrhein, gegen Schmidt positioniert. In den Geheimsitzungen des Vorstandes (Protokolle sind uns Apothekerlein nicht zugänglich) rufen sie wahrscheinlich alle im Chor "Buuh" und lachen sich über ihre "Untertanen" an der Basis kaputt.

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