Lungenerkrankungen in China

Neues Coronavirus: Menschen können sich gegenseitig anstecken

Stuttgart - 21.01.2020, 16:15 Uhr

Zu Beginn des neuen Jahres wurde in der zentralchinesischen Metropole Wuhan eine Häufung von Pneumonien registriert. Die Fälle scheinen im Zusammenhang mit einem Aufenthalt auf dem Fisch- und Geflügelmarkt in Wuhan zu stehen. (s / Foto: imago images / Kyodo News)

Zu Beginn des neuen Jahres wurde in der zentralchinesischen Metropole Wuhan eine Häufung von Pneumonien registriert. Die Fälle scheinen im Zusammenhang mit einem Aufenthalt auf dem Fisch- und Geflügelmarkt in Wuhan zu stehen. (s / Foto: imago images / Kyodo News)


Ein neuartiges Coronavirus kursiert derzeit nicht nur in China, sondern auch rege in den Medien. Bereits vergangene Woche hatte DAZ.online darüber berichtet. Da lag die Zahl der Erkrankten allerdings noch deutlich niedriger und eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung war noch nicht bestätigt. Mittlerweile hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Notfallausschuss eingerichtet.

Erst am vergangenen Donnerstag hatte DAZ.online noch über die „mysteriösen Pneumonien“ in China berichtet, deren Auslöser zur Familie der Coronaviren zählt. Die Übertragung von Mensch zu Mensch galt bis dato noch als unwahrscheinlich – doch die US-amerikanischen CDC (Centers for Disease Control and Prevention) berichteten bereits von einem Fall, in dem eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung zwischen einem Ehemann und einer Ehefrau nicht ausgeschlossen werden konnte.

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Nun hat sich der Verdacht leider bestätigt: Am Montag hatten die Behörden erstmals mitgeteilt, dass Pflegepersonal betroffen ist – was die Übertragbarkeit des Erregers von Mensch zu Mensch zeige. Das Virus wurde laut dpa (Deutsche Presse-Agentur) bei mindestens 15 Krankenhausangestellten in Wuhan nachgewiesen, wo das Virus Ende Dezember ausgebrochen war.

Größeres Ausmaß als zunächst angenommen

Die Zahl bestätigter Infektionen war Anfang der Woche sprunghaft gestiegen. Wie der staatliche Sender CCTV berichtete, stieg die Zahl der bestätigten Infektionen zunächst um 77 Patienten auf 291. Mittlerweile soll die Zahl bei 308 liegen. 270 Infektionen entfallen davon allein auf die Provinz Hubei mit der Metropole Wuhan, wo das neuartige Virus seinen Ausgang genommen hatte. Seit dem Ausbruch der Krankheit im Dezember wurden sechs Todesfälle bestätigt. Auch wurden erste Erkrankungen in Thailand, Japan, Südkorea und Taiwan nachgewiesen. In Europa ist noch kein Fall bekannt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll nun einen Notfallausschuss einberufen haben. Die Experten sollen am Mittwoch darüber beraten, ob eine Gesundheitsnotlage ausgerufen wird, berichtet die dpa. Ruft die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand aus, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können unter anderem Grenzkontrollen, das Einrichten von spezialisierten Behandlungszentren oder mögliche Impfungen medizinischer Fachkräfte gehören.

Weltweite Ausbreitung möglich

Auch die EU-Kommission plant laut dpa zur Bewertung der Risiken der neuen Lungenkrankheit ein Treffen. Nach Angaben eines Sprechers soll der Ausschuss für Gesundheitssicherheit am kommenden Donnerstag zusammenkommen. Bereits vergangenen Freitag habe es einen Austausch der EU-Staaten gegeben, bei dem über mögliche Reaktionen auf das Coronavirus beraten worden sei.

Experten des Imperial College London gehen davon aus, dass die neue Krankheit schon wesentlich weiter verbreitet ist als bisher bekannt. Nach ihrer Hochrechnung könnte es bereits mehr als 1700 Infizierte geben. „Solche Schätzungen sind immer mit großen Unsicherheiten behaftet“, sagte der Berliner Virusforscher Christian Drosten der dpa dazu. „Im Kern glaube ich aber an diese Zahlen.“ 

Einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) zufolge hat die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie am Campus Charité Mitte, den weltweit ersten Diagnostiktest für das neuartige Coronavirus entwickelt und zur Verfügung gestellt. Die WHO habe das Testprotokoll als ersten Leitfaden für Labore online veröffentlicht. Derzeit führe ein internationales Konsortium eine Einführungserprobung des Tests durch.

Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Übertragung des Virus. Bei der größten jährlichen Völkerwanderung sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs. Asiatische Nachbarn und mehrere Flughäfen in anderen Ländern weltweit haben wegen der neuen Lungenkrankheit inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Eine Pandemie hält auch Drosten gegenüber tagesschau24 für möglich.



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