Masern löschen Immungedächtnis

Masernimpfung schützt auch vor anderen Infektionen

Stuttgart - 08.11.2019, 09:00 Uhr

Die erste Masern-Teilimpfung sollte zwischen vollendetem 11. und 14. Lebensmonat gegeben werden. Die zweite Impfung soll spätestens gegen Ende des zweiten Lebensjahres, mit 23 Monaten, gegeben werden. (Foto: itataekeerati / stock.adobe.com)

Die erste Masern-Teilimpfung sollte zwischen vollendetem 11. und 14. Lebensmonat gegeben werden. Die zweite Impfung soll spätestens gegen Ende des zweiten Lebensjahres, mit 23 Monaten, gegeben werden. (Foto: itataekeerati / stock.adobe.com)


Masern beeinträchtigen Vielfalt der Immunzellen

Dazu sollen sie die Rezeptorvielfalt der Immunzellen und die Entwicklung der B-Gedächtniszellen untersucht haben – bei ungeimpften Personen mit und ohne vorangegangener Maserninfektion sowie bei gegen Masern geimpften Personen. Während die genetische Zusammensetzung und Vielfalt der B-Gedächtniszellen bei Personen ohne Maserninfektion und bei geimpften Personen stabil gewesen sei, fand sich bei Personen nach Maserninfektionen „eine signifikante Zunahme der Mutationsfrequenz in diesen Zellen sowie ein verändertes Isotypen(Variations)-Profil“.

Bei etwa 10 Prozent der mit Masern infizierten Personen sei in der Untersuchung die Vielfalt der Immunzellen sogar sehr stark beeinträchtigt gewesen. Zudem habe sich eine Verschiebung hin zu immunologisch unreifen B-Zellen gezeigt, was auf eine beeinträchtigte B-Zellreifung im Knochenmark hinweise. 

Frettchen verlieren Antikörper gegen Influenza

Forscher im PEI sollen außerdem die Befunde im Tiermodell (Frettchen) bestätigt haben. Dafür wurden die Tiere zunächst gegen Influenza immunisiert und einige Tiere mit einem mutierten Hundestaupevirus (canine distemper virus, CDV), das mit dem Masernvirus verwandt sei, infiziert. Das Ergebnis: Die mit CDV infizierten Tiere verloren die meisten Antikörper gegen Influenza. Als sie zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Influenzavirus infiziert wurden, hatten die Frettchen, die zuvor mit CDV infiziert wurden, einen schwereren Krankheitsverlauf.

Dem PEI zufolge bestätigen die Ergebnisse, dass das Immunsystem nach einer Maserninfektion „quasi vergisst, mit welchen Erregern es zuvor in Kontakt gekommen war“. Die Rede ist von einer „Immun-Amnesie“. Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, betont in der Mitteilung des PEI, dass die Masernimpfung nicht nur für den Schutz vor Masernviren wichtig sei, sondern auch vor dem Auftreten oder schweren Verläufen anderer Infektionskrankheiten.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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