Neue Daten der Treuhand Hannover

Apothekenlandschaft: mehr Filialen, mehr Umsatz und weniger Gewinn

Rostock - 25.10.2019, 15:00 Uhr

Die Trends im Apothekenmarkt setzen sich fort: Filialisierung, mehr Schließungen als Neueröffnungen und immer mehr Hochpreiser. ( r / Foto: imago images / Peters)

Die Trends im Apothekenmarkt setzen sich fort: Filialisierung, mehr Schließungen als Neueröffnungen und immer mehr Hochpreiser. ( r / Foto: imago images / Peters)


Die bisherigen Trends der wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken gehen weiter. Durchschnittlich schließt täglich eine Apotheke in Deutschland. Die Umsätze der verbleibenden Apotheken steigen insbesondere durch Hochpreiser und Umverteilung. Doch die Betriebsergebnisse sinken dabei mittlerweile. Neue Zahlen der Treuhand Hannover dazu wurden beim Wirtschaftsseminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch dieser Woche präsentiert.

Zunächst berichtete Vera Absalon von der Niederlassung Schwerin der Steuerberatung Treuhand Hannover über die Daten der ABDA zur Apothekenanzahl Ende Juni 2019. Demnach sank die Zahl der Apotheken gegenüber dem Jahresende 2018 um 155 auf 19.268. Die Zahl der Inhaber sank sogar noch stärker um 178 auf 14.704. Die Zahl der Filialen stieg um 23 auf 4.564. Demnach gehe der Trend zur Filialisierung weiter, folgerte Absalon.

Nachlaufende Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburg-Vorpommern laufe bei den Schließungen und bei der Filialisierung der Bundesentwicklung hinterher. Ende 2018 betrug der Filialanteil bundesweit 23,3 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern nur 21,15 Prozent. Die Zahl der Apotheken sei in Mecklenburg-Vorpommern bisher relativ stabil gewesen, weil die Apotheken dort größer seien. Im ersten Halbjahr 2019 sei die Zahl der Apotheken in diesem Bundesland jedoch um 5 auf 397 gesunken.

Mehr Umsatz und doch weniger Gewinn

Gemäß einer Hochrechnung der Treuhand Hannover können die Apotheken bundesweit für 2019 durchschnittlich mit 2,509 Millionen Euro Umsatz rechnen. Das wären 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Außer der Umverteilung von schließenden Apotheken sei dafür besonders der weiter steigende Anteil hochpreisiger Arzneimittel verantwortlich. Der Umsatzanteil der Hochpreiser sei von 35 Prozent im Jahr 2016 auf 38 Prozent im Jahr 2018 gestiegen und steige offenbar weiter. Dementsprechend nimmt der relative Anteil des Wareneinsatzes am Umsatz zu. Außerdem würden die Personalkosten 2019 wegen des Tarifabschlusses steigen. Daher erwartet die Treuhand Hannover 2019 trotz des gestiegenen Umsatzes für die Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern ein geringeres Betriebsergebnis als im Vorjahr. Absalon ergänzte, dass auch Hochpreiser positiv zum Betriebsergebnis beitragen, relativ betrachtet allerdings deutlich weniger als andere Arzneimittel.

Starke Marktspreizung

Doch Durchschnittszahlen sagen immer weniger aus. Denn im Jahr 2019 erwartet die Treuhand Hannover für 30 Prozent der Apotheken einen Umsatz von über 3 Millionen Euro. Diese großen Apotheken ziehen die Durchschnittszahlen nach oben. 2013 waren dies erst 14 Prozent der Apotheken. Anhand weiterer Daten illustrierte Absalon, wie sehr sich die Apothekenlandschaft spreizt: Im Jahr 2019 sei der Umsatz in 70 Prozent der Apotheken gestiegen, in 30 Prozent der Apotheken jedoch gesunken. 20 Prozent der Apotheken würden mehr als 8 Prozent vom Umsatz als Gewinn erwirtschaften, 32 Prozent der Apotheken dagegen weniger als 4 Prozent vom Umsatz. Letztere lägen in der „Problemzone“. Umsatzstarke Center-Apotheken würden vielfach unter hohen Personalkosten und Mieten leiden. Manche Apotheken mit Umsätzen um 1,5 Millionen Euro könnten dagegen wirtschaftlicher betrieben werden, erklärte Absalon. Allerdings seien solche Apotheken nur schwer abzugeben, weil die meisten Käufer größere Apotheken mit Umsätzen ab 2 Millionen Euro suchen würden.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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