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KiGGS Welle 2 – Teil 4
Kinder und Jugendliche: Mehr Ibuprofen und mehr Selbstmedikation
Laut den neuesten Ergebnissen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland haben 36 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in den letzten sieben Tagen mindestens ein Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. Eine interessante Entwicklung für die Apotheken ist dabei, dass Eltern immer häufiger die Option der Selbstmedikation zu nutzen scheinen. Außerdem ist eine Zunahme der Ibuprofen-Anwendung gegenüber Paracetamol zur erkennen, die die Autoren der Studie aber nicht verwundert.
KiGGS, die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, ist Bestandteil des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut (RKI). Dabei werden für Deutschland repräsentative Querschnitterhebungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren wiederholt durchgeführt. Während die erste Basiserhebung als Untersuchungs- und Befragungssurvey (2003–2006) und die KiGGS Welle 1 als reiner Befragungssurvey (2009–2012) stattfand, erfolgte zuletzt die KiGGS Welle 2 von 2014 bis 2017 als kombinierter Untersuchungs- und Befragungssurvey.
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Die neue KiGGS Welle 2 liefert unter anderem Informationen dazu, wie häufig Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 17 Jahren Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel (NEM) anwenden. Dabei wurde ermittelt, wie viele Arzneimittel die befragten Kinder innerhalb der letzten sieben Tage eingenommen haben und welche das waren. Im zweiten Teil der DAZ.online-Reihe zur KiGGS-Studie ging es noch um die Arzneimittel, die am häufigsten zum Einsatz kommen. In Teil 3 ging es um die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. In diesem letztem Teil 4 wird genauer betrachtet, welche Arzneimittel von Ärzten verordnet wurden und welche in der Selbstmedikation zum Einsatz kamen. Außerdem geht es darum, wie sich manche Auffälligkeiten erklären lassen: Beispielsweise, dass immer mehr Antiphlogistika, aber weniger Analgetika angewendet werden.
Selbstmedikation signifikant angestiegen
Gaben in der KiGGS-Basiserhebung noch 19,5 Prozent aller Teilnehmenden an, mindestens ein Arzneimittel angewendet zu haben, das ärztlich verordnet war, gaben das in der KiGGS Welle 2 nur noch 13,9 Prozent an. Im Gegensatz dazu stieg die Prävalenz ausschließlicher Selbstmedikation von 8,8 Prozent auf 12,7 Prozent. Auch die gleichzeitige Anwendung von Verordnungs- und Selbstmedikation ist von 3,9 Prozent auf 5,4 Prozent gestiegen. Während in der Verordnungsmedikation also ein Rückgang zu verzeichnen ist, ist die Selbstmedikation signifikant angestiegen, heißt es.
Wechsel der Präferenz: Ibuprofen beliebter als Paracetamol
Wie in Teil 2 der DAZ.online-Reihe zu lesen war, stehen an dritter Stelle der am häufigsten angewendeten Präparate für Kinder und Jugendliche Arzneimittel zur Behandlung des Muskel-Skelett-Systems (Mädchen: 8,9 %; Jungen: 5,8 %). Dabei kamen am häufigsten Präparate aus der ATC-Gruppe „M01 Antiphlogistika, Antirheumatika“ zum Einsatz (Mädchen: 8,7%, Jungen: 5,8 %). Daraus folgt, dass in der KiGGS Welle 2 häufiger Arzneimittel aus der ATC-Klasse „M Muskel-Skelett-System“ als aus der Klasse „N Nervensystem“ eingesetzt wurden. Insgesamt stieg die Anwendungsprävalenz der Antiphlogistika und Antirheumatika von 1,6 Prozent auf 7,1 Prozent. Die Anwendungsprävalenz für Analgetika hat sich aber von 5,6 Prozent auf 2,7 Prozent verringert.
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Diese Entwicklung soll gegenüber den Daten der Basiserhebung (2003–2006) durch einen Wechsel der Präferenz von paracetamolhaltigen Schmerzmitteln hin zu ibuprofenhaltigen Arzneimitteln zu erklären sein. Metaanalysen zufolge sei Ibuprofen bei Kindern wirksamer gegen Schmerz und Fieber als Paracetamol, während es hinsichtlich der Arzneimittelsicherheit keine Unterschiede gibt.
Aus der Schlussfolgerung der Veröffentlichung geht am Ende aber hervor, dass vertiefende Auswertungen zu spezifischen Fragen – wie der Entwicklung des Off-Label-Use, des Analgetikagebrauchs und der Anwendung hormoneller Kontrazeptiva – die vorgelegten ersten Auswertungen in Zukunft noch ergänzen und vertiefen sollen.
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