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Beratungsquickie
So leben Zöliakie-Betroffene gesund und beschwerdefrei
Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Nahrungsmittelintoleranz sind Sammelbegriffe für verschiedene, nicht allergisch bedingte Reaktionen auf Nahrungsmittel. Am häufigsten lösen Lactose, Fructose, Histamin oder Gluten eine Intoleranz aus. In der fünfteiligen DAZ.online Serie wurden die häufigsten Intoleranzen beschrieben: Im fünften und letzten Teil der Serie geht es um die Zöliakie.
Die Zöliakie ist eine gluteninduzierte Erkrankung der Dünndarmschleimhaut. Die Krankheit wird durch eine genetische Disposition ausgelöst. Dabei kommt es durch eine Immunreaktion gegen das Protein Gluten, das in vielen Getreidearten vorkommt, zu schwerwiegenden Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Diese verliert dadurch ihre digestive und absorptive Funktion für die meisten Nährstoffe und auch für die fettlöslichen Vitamine.
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Als Therapie gibt man eine glutenfreie Kost auf Kartoffel, Reis oder Maisbasis. Schätzungen zufolge sind weltweit bis zu 1 Prozent, in Deutschland rund 0,5 Prozent der Bevölkerung – also ca. 400.000 Deutsche – von Zöliakie betroffen. Nur ein Bruchteil zeigt überhaupt Symptome, in der Mehrzahl liegt eine stille oder atypische Zöliakie vor, die nur durch Zufall entdeckt wird.
Eine Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten
Bei der Zöliakie reagiert das Immunsystem des Körpers auf ein Eiweiß, das Gluten. Gluten kommt vor allem in Weizen, Gerste, Roggen und anderen Getreiden vor. Glutene bezeichnet man auch als Klebereiweiße, die sich aus zwei Fraktionen zusammensetzen: die Prolamin-Fraktion und die Glutelin-Fraktion. Sie sind für die typischen Klebereigenschaften und das Aufgehen des Teiges vor und während des Backens verantwortlich.
Bis heute ist der komplexe Pathomechanismus nicht vollständig erforscht. Man weiß jedoch, dass eine genetische Prädisposition für das Auftreten der Glutenunverträglichkeit Voraussetzung ist, eine kurze Stillzeit (kleiner vier Monate) und infektiöse Darmerkrankungen begünstigend wirken.
Eine Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten. Bei Säuglingen zeigen sich typischerweise zwei bis vier Monate nach der Einführung glutenhaltiger Beikost erste Symptome. Diese reichen von Gedeihstörungen, fettigen Durchfällen oder Verstopfung, krampfartigen Bauchschmerzen und Blähungen bis hin zu Rachitis und Muskelschwäche. Bei älteren Betroffenen können eine verzögerte Pubertät, Übelkeit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Mangelerscheinungen hinzukommen.
Ohne glutenfreie Diät kommt es zu Mangelerscheinungen
Die Erkrankung führt ohne spezielle glutenfreie Diät durch verschiedene komplexe Immun- und Entzündungsreaktionen zu einer stark veränderten Histologie der Darmschleimhaut. Eine unbehandelte Zöliakie führt zur Verkleinerung der Zotten bzw. Oberfläche, was wiederum zur Folge hat, dass wichtige Nährstoffe nicht ausreichend aufgenommen werden und Mangelerscheinungen auftreten können. Betroffen sind hier vor allem Eisen, Folsäure, Calcium, Zink und die fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K). Aufgrund der geschädigten Darmschleimhaut kann bei einer Zöliakie parallel dazu eine Lactoseintoleranz auftreten. Einige Betroffene können Lactose wieder in größeren Mengen verdauen, wenn sich die Dünndarmschleimhaut nach Einhaltung einer glutenfreien Ernährung erholt hat. Bei anderen bleibt die Lactoseintoleranz bestehen.
Weizenstärke – auch in Tabletten, Nasentropfen und Dermatika
Bei Verdacht auf Zöliakie sollten durch den behandelnden Arzt als erstes die (Zöliakie-)spezifischen Antikörper im Blut bestimmt werden. Zur Diagnosesicherung wird in der Regel eine Dünndarmbiopsie (histologische Untersuchung) vorgenommen. Ein probeweises Umstellen auf glutenfreie Ernährung, bevor die Diagnose gestellt wird, wird nicht empfohlen, da dies die Diagnosestellung erschwert oder zu einem falsch negativen Ergebnis führen kann.
Zöliakie ist nicht heilbar und kann weder durch Medikamente noch durch alternativmedizinische Methoden geheilt oder behandelt werden. Das bedeutet, dass Betroffene eine strenge Glutenkarenz einhalten müssen und sämtliche glutenhaltigen Getreidesorten und daraus hergestellte Lebensmittel strikt meiden müssen. Das bedeutet auch, dass auf Gluten in verarbeiteten Lebensmitteln und Fertigprodukten zu achten ist.
Glutensensitive Patienten vertragen häufig maximal 10 mg Gluten pro Tag ohne Beschwerden zu entwickeln. Heute sind viele glutenfreie Produkte auf dem Markt. Sie enthalten nach EG Verordnung maximal 20 mg Gluten pro Kilogramm und können mit einer durchgestrichenen Ähre innerhalb eines Kreises gekennzeichnet sein.
Die strikte Einhaltung der glutenfreien Diät führt zu einer vollständigen Normalisierung der Dünndarmschleimhaut und vermindert deutlich Folgen und Spätkomplikationen. In der Regel leben Zöliakie-Betroffene unter glutenfreier Ernährung gesund und beschwerdefrei.
Mikronährstoffe: An Supplementierung denken!
Durch die verminderte Nährstoffaufnahme ist eine Supplementierung vor allem an Vitamin D3 sowie an B-Vitaminen, Eisen, Selen, Zink, Calcium und Magnesium durch ein entsprechendes Mikronährstoff-Produkt unbedingt erforderlich. Sinnvoll ist auch die regelmäßige Blutuntersuchung um eventuelle Mängel schnell zu entdecken.
Auch bei der Auswahl von Arzneimitteln muss auf Glutenfreiheit geachtet werden. Weizenstärke wird häufig bei der Tablettierung verwendet, kann jedoch auch in Augen oder Nasentropfen enthalten sein. Bei Kindern sollte auch bei Dermatika auf Glutenfreiheit geachtet werden, da prinzipiell die Gefahr besteht, dass diese in geringem Maß oral aufgenommen werden.
Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (www.dzg-online.de) bietet umfassende Unterstützung für Patienten und Eltern, wie Listen glutenfreier Arzneimittel, Infokarten für Restaurants und Selbsthilfegruppen.
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