Grußworte der Verbände

Expopharm-Eröffnung: Lieferengpässe im Fokus

Düsseldorf - 25.09.2019, 14:31 Uhr

Nach den Grußworten der Verbandsvertreter zur Expopharm-Eröffnung zeigte sich DAV-Chef Fritz Becker offen, gemeinsame Positionen gegen Lieferengpässe zu entwickeln. (c / Foto: Schelbert)

Nach den Grußworten der Verbandsvertreter zur Expopharm-Eröffnung zeigte sich DAV-Chef Fritz Becker offen, gemeinsame Positionen gegen Lieferengpässe zu entwickeln. (c / Foto: Schelbert)


Die Sorge um den einheitlichen Abgabepreis, die anhaltenden Lieferengpässe und die neuen Rahmenvertragsregelungen zu Importen – es gibt einige Probleme, die Apotheken und ihre Partner, Großhandel und Pharmaindustrie, gemeinsam umtreiben. Das zeigten die Grußworte der Verbandsvertreter zur Eröffnung der Expopharm. Was die Lieferengpässe betrifft, treffen die Lösungsvorschläge der Apotheker nicht nur auf Zuspruch – DAV-Chef Fritz Becker bot jedoch an, hier gemeinsame Positionen zu entwickeln, um sie der Politik zu präsentieren.

Zum Auftakt der Expopharm gehören traditionell die Grußworte der Marktpartner. Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), nutzte sie in diesem Jahr, um emotional, aber auch hart mit der Politik ins Gericht zu gehen. Der Europäische Gerichtshof und die EU-Kommission hätten die bewährte deutsche Arzneimittelversorgung ins Wanken gebracht. Man habe „mehr und mehr den Eindruck, als würde unsere Arzneimittelversorgung auf dem Altar der Warenverkehrsfreiheit geopfert“. Und wie die deutsche Politik damit umgeht, gefällt Trümper ebenso wenig. Er wünsche sich, dass die Bundesregierung sich mehr für den Erhalt der bewährten Arzneimittelversorgung einsetze. Man zucke immer gleich zurück, wenn die EU auch nur mal Luft hole, so der Phagro-Chef. 

Er ist überzeugt: „Die Aufhebung der Gleichpreisigkeit beim Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln aus anderen EU-Ländern ist ein Kardinalfehler“. Es sei zwar gut, dass die Bundesregierung die Apotheken schützen wolle – nicht gut sei jedoch, wie sie das mache. „Denn sie stößt im Hintergrund unachtsam das ganze System der Preisbildung um und riskiert damit zweifelsfrei eine dramatische Entwicklung in der Versorgung von Patientinnen und Patienten“. Trümper betont, dass mit der Streichung des Gleichpreisigkeitsgebots im Arzneimittelrecht auch dessen Bindung für Großhandelslieferungen und den Direktvertrieb aus dem EU-Ausland entfalle. „Die Überführung der Gleichpreisigkeit ins Sozialgesetzbuch hilft hier gar nicht“. Trümper zeichnete ein düsteres Bild: „Wir gleiten sehenden Auges auf das Versorgungsniveau anderer Länder, weil wir unser System nicht verteidigen und die für eine Diskussion notwendigen Argumente nicht liefern“. Den Patienten müsse man dann deutlich erklären, dass nicht die Leistungserbringer Schuld an einer schlechteren Versorgung sind. „Es ist die Politik, die zögerlich handelt, die fachlich nicht auf der Höhe ist und die unsere vorbildliche Versorgung von Patienten nicht als Blaupause für Europa präsentiert, sondern lieber in solchen Ländern nach Kosteneinsparungen sucht, in denen ich nicht krank werden möchte.“

Tobias Boldt, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), machte ebenfalls deutlich: Die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel muss für alle Handelsstufen gelten – beginnend vom pharmazeutischen Unternehmer über den Großhandel bis zur Apotheke. Zudem müssten zwingend sowohl für in- und ausländische Versandapotheken als auch für gesetzlich Versicherte und Privatversicherte gleiche Preise gelten. „Nur eine einheitliche Regelung für alle Apotheken und alle Versicherten ist der Garant für eine flächendeckende, gleichmäßige Arzneimittelversorgung auch in Zukunft.“



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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