Zwei Todesopfer

Warnung: verunreinigte Glucose-Mischung aus Kölner Apotheke

Stuttgart - 24.09.2019, 10:15 Uhr

Glucostoleranztests werden bei Schwangeren bei Verdacht auf Diabetes durchgeführt. Nun starben in Köln eine Frau und ihr ungeborenes Kind, nachdem ein Glucosetoleranztest durchgeführt wurde. (Foto: Mediteraneo / stock.adobe.com)

Glucostoleranztests werden bei Schwangeren bei Verdacht auf Diabetes durchgeführt. Nun starben in Köln eine Frau und ihr ungeborenes Kind, nachdem ein Glucosetoleranztest durchgeführt wurde. (Foto: Mediteraneo / stock.adobe.com)


Noch gestern Abend warnten die Stadt Köln und die Kölner Polizei „vor der Einnahme eines lebensbedrohlichen Glukosegemischs“. Der Grund ist der Tod einer 28-jährigen Frau und ihres per Notkaiserschnitt geborenen Kindes. Der behandelnde Arzt hatte diesen und einen weiteren Vorfall der Polizei bereits am vergangenen Donnerstag gemeldet. Im zweiten Fall brach die Patienten offenbar glücklicherweise die Einnahme ab und überlebte.

Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Köln DAZ.online telefonisch mitteilte, handelt es sich bei der Glucose-Mischung offenbar um einen gängigen Glucosetoleranz-Test, der von der Apotheke selbst hergestellt wurde. Sowohl die junge Frau, die – gemeinsam mit ihrem Baby – verstarb, als auch die Patientin, die die Einnahme überlebte, sollen die Mischung wie üblich in der Arztpraxis eingenommen haben. Die Symptome, die letztlich zum Tod von Mutter und Kind führten, sollen noch in der Praxis aufgetreten sein, von der aus sie direkt ins Krankenhaus transportiert wurden.

Auch die andere Patientin, die überlebte, bemerkte noch in der Praxis, dass etwas nicht stimmte – offenbar auch am Geschmack. Sie fühlte sich unwohl und brach die Einnahme ab, „bevor sie die gesamte Menge des Stoffes zu sich genommen hatte“, wie es in der Pressemitteilung der Polizei heißt.


Die Behörden warnen ausdrücklich davor, Präparate, die Glukose enthalten, die in der Heilig Geist Apotheke in der Graseggerstraße 105 im Stadtteil Longerich hergestellt und ausgehändigt worden sind, einzunehmen. Wer noch entsprechende Präparate in seinem Besitz hat, wird dringend aufgefordert, diese bei der nächsten Polizeiwache abzugeben. Es sind nach derzeitigem Ermittlungsstand ausschließlich Arzneimittel betroffen, die in dieser Apotheke hergestellt worden sind.

Pressestelle des Polizeipräsidiums Köln 


Die Polizei hat laut Mitteilung bei Durchsuchungsmaßnahmen Beweismittel sichergestellt. Die Stadt Köln habe dem Apotheker untersagt, bis zur Klärung des Sachverhalts eigenproduzierte Medikamente zu vertreiben. Geöffnet hat die Apotheke aber offenbar noch.

Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen. Weil die tödliche Wirkung so schnell einsetzte, geht die Polizei offenbar von einer toxischen Verunreinigung aus. Um welche es sich genau handeln könnte, dazu konnte die Pressestelle keine Angaben machen – denn es ist nun Teil der Ermittlungen, ob die Substanz fahrlässig oder vorsätzlich in die Glucose-Mischung gelangte.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

verunreinigte Glucose?

von Dr Schweikert-Wehner am 24.09.2019 um 17:19 Uhr

Hier in der Eifel verweigern nun einige Apotheken die Abgabe von Glucose. Wir haben das Protokoll nochmal unter die Lupe genommen und den Identiätstest wiederholt: Unsere Glucose entspricht Arzneibuch! Hat jemand Hinweise darauf, dass Ausgansstoff mit Verunreinigung im Markt ist?

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AW: verunreinigte Glucose

von Redaktion am 24.09.2019 um 17:35 Uhr

Die Polizei geht mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem lokalen Ereignis aus. Die toxische Verunreinigung soll nicht über den Hersteller in die Glucose-Gebinde gelangt sein, sondern in der Apotheke. Das gab sie heute bei einer Presse-Konferenz bekannt.

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