Durchfall in der Selbstmedikation

Loperamid: Blick in die Fachinformation lohnt

Stuttgart - 17.04.2019, 11:30 Uhr

Ist Loperamid bei Durchfall die richtige Wahl? (s / Foto: princeoflove /
stock.adobe.com)

Ist Loperamid bei Durchfall die richtige Wahl? (s / Foto: princeoflove / stock.adobe.com)


Loperamid in der Selbsmedikation: Gibt es Alternativen?

Die aktuellste Leitlinie, die das Thema Durchfall behandelt, ist die „S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple“ von 2015: Bei der ambulant erworbenen Gastroenteritis könne eine kurzdauernde symptomatische Therapie mit motilitätshemmenden Substanzen (zum Beispiel Loperamid) bei unkompliziertem Krankheitsbild durchgeführt werden, heißt es dort. Bei schwerem Krankheitsbild sollen Motilitätshemmer jedoch nicht zum Einsatz kommen – also zum Beispiel bei Fieber oder blutiger Diarrhö.
Studien zur Anwendung von Loperamid wurden laut Leitlinie in der Mehrzahl der Fälle in Kombination mit einem Antibiotikum bei Patienten mit Reisediarrhö durchgeführt. Auch bei Reisediarrhö sollen Motilitätshemmer (ohne Fieber und Blutabgang) maximal drei Tage eingesetzt werden.

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Unaufhaltsam

Racecadotril soll eine Alternative zu Loperamid darstellen. In Studien war die klinische Wirksamkeit vergleichbar zu Loperamid, das Präparat soll in Deutschland zum Zeitpunkt der Erstellung der Leitlinie aber nur selten eingesetzt worden sein. Für die anderen erhältlichen Antidiarrhoika wie zum Beispiel pflanzliche Substanzen (Uzara, getrocknetes Apfelpulver) oder Siliciumdioxid, Tannin, Kohle oder Myrrhe sollen keine kontrollierten Studien vorliegen.

2017 schrieb die DAZ zu Racecadotril, dass Vergleichsstudien gezeigt haben, dass Racecadotril gegenüber Loperamid weniger sekundäre Obstipationen verursacht. Weil unter Racecadotril die Erregerausscheidung weiter möglich ist, soll die bessere Verträglichkeit auch dadurch unterstützt werden. Im Vergleich zu Saccharomyces boulardii sei die Verträglichkeit ähnlich, allerdings wirkt Racecadotril deutlich schneller.
Racecadotril könnte das Risiko für Ödeme erhöhen, was wiederum durch die gleichzeitige Einnahme mit ACE-Hemmern erhöht werden könnte. (Auch bei Loperamid sollte auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln geachtet werden.)

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2013 wurde der Wirkstoff Racecadotril teilweise aus der Verschreibungspflicht entlassen: für Erwachsene ab 18 Jahren. Seitdem ist eine OTC-Version unter dem Handelsnamen Vaprino® auf dem Markt. Im Januar 2015 hat sich dann der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht für die Entlassung des Wirkstoffs aus der Verschreibungspflicht für Kinder und Jugendliche ausgesprochen. Bislang sind aber keine rezeptfreien Racecadotril-Präparate für Kinder im Handel.

Seit April 2019 ist neben Vaprino® übrigens ein neues OTC-Racecadotril in der Lauer-Taxe gelistet, allerdings auch nur ab 18 Jahren: DiaVerde® von Klinge Pharma.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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