Krankenkassen-Umfrage

Impfpflicht: ja oder nein?

Villingen-Schwenningen / Stuttgart - 22.02.2019, 07:00 Uhr

Erstaunlich viele befragte Bundesbürger finden eine Impfpflicht für Kinder sinnvoll. (Foto: Jr Casas / stock.adobe.com)

Erstaunlich viele befragte Bundesbürger finden eine Impfpflicht für Kinder sinnvoll. (Foto: Jr Casas / stock.adobe.com)


Beim Thema Impfen scheiden sich die Geister. Was wiegt höher: die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen – hier auch von Eltern für ihre Kinder – oder das ambitionierte und im Interesse aller stehende Ziel, durch eine Impfpflicht bestimmte Infektionskrankheiten auszurotten? Die Schwenninger Krankenkasse hat über 2.000 Bundesbürger dazu befragt.

87 Prozent der Deutschen befürworten eine Impfpflicht für Krippen- und Kindergartenkinder, für Erwachsene finden dies nur 39 Prozent gut. Lediglich, wenn es sich um chronisch Kranke und Senioren handelt, liegen die Werte etwas höher (51 bzw. 45 Prozent). Diese Daten ermittelte die Schwenninger Krankenkasse durch eine Online-Umfrage unter 2.000 Bundesbürgern (Alter ab 14 Jahren) im Dezember 2018. Generell scheinen die Bewohner der neuen Bundesländer Impfungen gegenüber wohlgesonnener zu sein, als die der alten.

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Mit „ja“ und „eher ja“ finden 86 Prozent der befragten Bürger in den neuen Bundesländern eine Impfpflicht für bestimmte Personengruppen gut. In den alten Ländern erachten eine gesetzliche Impfpflicht nur drei Viertel der Interviewten für erstrebenswert.

Ostdeutsche impfeifriger als Westdeutsche

Auch lassen sich laut Daten der Krankenkasse 67 Prozent der Ostbürger regelmäßig impfen, in den übrigen Bundesländern sind es satte 10 Prozentpunkte weniger (57 Prozent). Dass Menschen aus den neuen Bundesländern verpflichtenden Impfungen gegenüber offener sind, mag nicht zuletzt daran liegen, dass dies in der DDR seit den 50er Jahren gesetzlich verankert war. „Das prägt das Bewusstsein der Menschen offenbar noch heute“, erklärt die Schwenninger Krankenkasse die Beobachtung. In der Bundesrepublik hingegen galt nur eine allgemeine Impfpflicht gegen Pocken – und diese wurde 1976 aufgehoben, weil die Krankheit ausgerottet war.

Wie informiert sind die Deutschen beim Thema Impfen?

Offenbar unterscheiden nach Auswertung der Krankenkassen-Umfrage die Bundesbürger in sinnvolle und weniger sinnvolle Impfungen. Gewinner hierbei – und wohl am meisten angsteinflößend – ist Tetanus, denn immerhin 88 Prozent erachten den Schutz vor Wundstarrkrampf für sinnig, gefolgt von Polio (75 Prozent). Während sich bei der Einschätzung „sinnvolle Impfung“ Masern, Mumps, Röteln und Diphterie zwischen 66 und 69 Prozent bewegen, verliert die Grippeschutzimpfung hier mit 38 Prozent. Allerdings geben nur 5 Prozent der Befragten an, dass sie gar keine Impfung für sinnvoll erachten.

Impfen schützt, denken 86 Prozent

Generell sehen die meisten der repräsentativ für Deutschland Befragten einen Krankheitsschutz durch eine Impfung. Die Aussage „Impfungen schützen mich vor schweren Krankheiten“ können 86 Prozent mit „Ja“ und „Eher ja“ unterschreiben, nur 14 Prozent verneinen dies. Ähnlich sind die Zahlen beim „Herdenschutz", so wissen 83 Prozent, dass Impfungen auch andere vor Krankheiten schützen, 17 Prozent denken hier anders. „Die überwältigende Mehrheit der Bundesbürger erkennt die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die mit dem Piks beim Arzt einhergeht. Sie weiß: Impfen rettet Leben“, erklärt Siegfried Gänsler, Vorsitzender des Vorstandes der Schwenninger Krankenkasse das Ergebnis. Und weiter: „Das ist eine hervorragende Grundlage, um der Impfmüdigkeit in Deutschland zu begegnen.“

App zur Impferinnerung

Impfmüdigkeit ist ein oft angemahntes Thema. Wie kann man dieser entgegenwirken? Hierzu stellt die Schwenninger Krankenkasse die Überlegung an, ob nicht eine App helfen könnte, um an fäliige Auffrischimpfungen zu erinnern. Dem digitalen Helfer stehen 60 Prozent der Befragten positiv gegenüber.
Bei der Aufklärung zu Impfungen – sei es zu Wirkungen und auch Nebenwirkungen – könnten die Heiberufler wohl noch mehr tun. Denn nur 61 Prozent fühlen sich hier ausreichend informiert, und entsprechend 39 Prozent nicht. 

Fast Hälfte-Hälfte ist die Einschätzung der Befragten zu der Aussage „Sämtliche Erkrankungen sind heutzutage gut heilbar." 46 Prozent bejahen sie, 54 Prozent teilen diese Meinung nicht.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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