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Langzyklus versus Intervall
„Kann ich die Pille auch bedenkenlos durchnehmen?“
Nie wieder Pillenpause: Nie wieder Krämpfe und Blutung?
In der neuen britischen Leitlinie heißt es, dass Frauen sich gefahrlos
für weniger (oder gar keine) hormonfreien Intervalle (HFI) entscheiden könnten, um
die monatliche Blutung, Krämpfe und andere Symptome zu vermeiden. Wer sich
weiterhin für ein HFl entscheide, könne dieses auf vier Tage
verkürzen und so möglicherweise das Risiko einer Schwangerschaft verringern –
sollten Pille, Pflaster oder Ring einmal vergessen werden.
Denn bei der
konventionellen Einnahme kommt es während des hormonfreien Intervalls zum
Anstieg von FSH (follikelstimulierendes Hormon). Dann könnten Follikel
rekrutiert werden, die sich auch noch in der ersten Woche des neuen Einnahmezyklus
weiterentwickeln. Gerade dieses Zeitfenster bietet deshalb das höchste Risiko
einer unerwünschten Schwangerschaft.
Einnahme-Schema | Einnahmezeiten | Hormonfreie Intervalle (HFI) |
---|---|---|
Standard | 21 Tage (21 wirkstoffhaltige Pillen, ein Ring oder drei Pflaster) | 7 Tage |
Individuell zugeschnittene Regimes | ||
Verkürztes hormonfreies Intervall | 21 Tage (21 wirkstoffhaltige Pillen, ein Ring oder drei Pflaster) | 4 Tage |
Verlängertes Regime („tricycling“) | 9 Wochen (3 x 21 wirkstoffhaltige Pillen, drei Ringe oder neun Pflaster hintereinander) | 4 oder 7 Tage |
Flexibel verlängertes Regime | Kontinuierliche Einnahme/Anwendung (mindestens ein 21-Tage-Zyklus), bis eine Durchbruchblutung für drei bis vier Tage auftritt | 4 Tage |
Kontinuierliches Regime | Daueranwendung ohne Pause | Keine |
Quelle: FSRH Guideline Combined Hormonal Contraception |
Verkürzt man also das HFI beispielsweise auf 4 statt 7 Tage (oder lässt es komplett aus), wird die Follikelreifung besser unterdrückt und die kontrazeptive Sicherheit verbessert sich theoretisch. Zusätzlich könnte ein so angepasstes Regime in der Anwendung weniger Fehlermöglichkeiten bieten. Bezüglich der Empfängnisverhütung seien zwar lang wirksame reversible Verhütungsmittel (long-acting reversible contraceptives, LARCs) am effektivsten, heißt es in der britischen Pressemitteilung. Wird „die Pille“ aber vorbildlich eingenommen, verhüte auch sie zu 99 Prozent eine Schwangerschaft. Anwenderinnen nutzten die Pille allerdings typischerweise nicht vorbildlich, sodass schätzungsweise 9 Prozent innerhalb des ersten Jahres der Einnahme schwanger würden: „Das Auslassen einer Pille ist zu Beginn und am Ende eines pillenfreien Intervalls am risikoreichsten. Die Leitlinie schlägt vor, dass Frauen durch weniger – oder auf vier Tage verkürzte – hormonfreie Intervalle ihr Risiko, schwanger zu werden, verringern können“, wird Dr. Diana Mansour, die Vizepräsidentin für „Clinical Quality" der FSRH in der Pressemitteilung zitiert.
Online-Verordnung für ein Jahr?
Eine weitere neue Botschaft der britischen Leitlinie lautet, dass die Versorgung mit und die Beratung zu kombinierten hormonellen Kontrazeptiva online erfolgen könne. Ein persönlicher Kontakt sei nicht unbedingt notwendig. Zudem könnten die kombinierten hormonellen Kontrazeptiva vielen Frauen schon nach der ersten ärztlichen Beratung gefahrlos für ein Jahr verordnet werden, statt des aktuell üblichen Rhythmus von drei Monaten: „Wenn kombinierte Kontrazeptiva von einer Frau gewünscht werden und man sie für sie als sichere Option erachtet, können Ärzte einen Jahresbedarf bereits beim ersten Termin verordnen“, ergänzt Mansour.
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Gleichzeitig erinnere die Leitlinie daran, was zwar nicht neu, aber weiterhin wichtig sei, heißt es in der Pressemitteilung: Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) erhöhen das Risiko (gering) für Thrombosen und Brustkrebs. Bei Frauen über 50 Jahren sollten kombinierte hormonelle Kontrazeptiva nicht zum Einsatz kommen.
Währenddessen nutzt „die Pille“ nicht nur bei der Verhütung. Sie kann zudem bei starken oder schmerzhaften Monatsblutungen, Akne und PMS (prämenstruellen Syndrom) helfen. Auch bei Endometriose, Uterus myomatosus, polyzystischem Ovarsyndrom oder Migräne (Vorsicht bei Aura!) soll gerade der Langzyklus erhebliche Vorteile bieten. Und auch für manche Krebsarten senkt die Pille sogar das Risiko.
Dass das Thema Verhütung insgesamt als sehr individuell betrachtet werden muss, betont die Kodirektorin, Dr. Sarah Hardman, der „Clinical Effectiveness Unit“ der FSRH: „Wir sind alle unterschiedlich: Es gibt nicht die eine Verhütungsmethode, die für alle Frauen die beste ist. Deshalb ist es wirklich wichtig, dass Frauen eine Wahl haben.“
1 Kommentar
Pille mit Estrogen und gestagen
von Martin Straulino am 16.02.2019 um 17:44 Uhr
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