Arbeitsagentur für Arbeit

Trotz leichter Verbesserungen – Apotheker bleibt ein „Engpassberuf“

Berlin - 29.01.2019, 14:00 Uhr

Die Beschäftigungslage auf dem Apothekenmarkt hat sich laut Bundesagentur für Arbeit leicht entspannt. Trotzdem ist der Apothekerberuf nach wie vor ein Engpassberuf. (c / Foto: DAZ.online)

Die Beschäftigungslage auf dem Apothekenmarkt hat sich laut Bundesagentur für Arbeit leicht entspannt. Trotzdem ist der Apothekerberuf nach wie vor ein Engpassberuf. (c / Foto: DAZ.online)


 Berufsspezifische Arbeitslosenquote bei 1,6 Prozent

Allerdings lag die Arbeitslosen-Stellen-Relation laut BA mit 169 Arbeitslosen auf 100 Stellen weiterhin deutlich im unteren Bereich. Denn die berufsspezifische Arbeitslosenquote lag zwischen April und Oktober bei 1,6 Prozent – im Vorjahreszeitraum hatte sie noch bei 1,9 Prozent gelegen.

Immer mehr Apotheker in der Industrie, Approbationen steigen

Die aktuellsten Zahlen der ABDA zur Beschäftigung im Markt sind von Ende 2017. Damals gab es rund 64.400 berufstätige Apotheker, davon arbeiteten etwa 52.000 in der öffentlichen Apotheke, rund 2.400 Pharmazeuten in Kliniken und etwas mehr als 10.900 Apotheker waren in der Industrie, Wissenschaft und Verwaltung tätig. Dabei fällt aber auf: Die Anzahl der Apotheker in Industrie und Verwaltung wuchs seit 2014 schneller als die der in der Offizin beschäftigten Pharmazeuten: Jährlich heuern rund 400 bis 500 Apotheker zusätzlich in der Industrie an.

An der Zahl der Approbationen kann das von der Bundesagentur beschriebene Phänomen jedenfalls nicht liegen: Seit 2011 ist sowohl die Anzahl der Pharmaziestudenten als auch die Zahl der Approbationen stetig angewachsen. 2016/2017 gab es einen neuen Höchststand: 2.202 Approbationen wurden erteilt. Die Zahl der Studierenden ist auch stetig gestiegen: 2016/2017 gab es knapp 15.700 Pharmaziestudierende in Deutschland.

Im vergangenen Jahr hatte sich die ABDA gegenüber DAZ.online zu dem Thema geäußert. Dass es vielerorts zu wenig Apotheker gibt, begründete die ABDA unter anderem mit der demografischen Entwicklung und verweist auf mehrere Maßnahmen, die ergriffen werden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Im Schnitt warten Apothekenleiter 140 Tage, bis sie eine Stelle besetzen können

Apotheker/in bleibt Engpassberuf

Apotheker dringend gesucht

Immer noch Engpassberuf

Beschäftigungslage auf dem Apothekenmarkt weiter angespannt

Apotheker gesucht

Lange Suche nach Fachkräften, kaum Arbeitslose / Verteilungsproblem zwischen Land und Stadt

Bundesagentur für Arbeit bestätigt Apotheker-Engpass

Fachkräfteengpassanalyse 2022

Anhaltender Engpass beim Apothekenpersonal

6 Kommentare

Arme angestellte Approbierte

von Armin Spychalski am 30.01.2019 um 13:06 Uhr

Immer wieder klingt in den verschiedensten Beiträgen an, die angestellten Apotheker seien unterbezahlt, ich kann das so nicht nachempfinden. Von der deutlich verringerten Verantwortung verglichen mit dem Selbständigen einmal abgesehen, nur allein nach dem Nominallohn: Ein Vollzeit-Apotheker mit 40 Wochenstunden verdient ab dem 11. Berufsjahr, mit 13. Gehalt und einer sehr moderaten Zulage von sagen wir mal 120 Euro monatlich bereits soviel, dass sein Einkommen dem Spitzensteuersatz unterliegt. Wenn das arm ist, dann weiß ich auch nicht, dann hat das was mit überzogenen Ansprüchen zu tun. Und wenn wir schließlich noch das Fass aufmachen wollen, dass in anderen Branchen mehr verdient wird, dann kann ich gleich Äpfel mit Birnen vergleichen. Bei der Rentabilität so mancher öffentlichen Apotheke, wäre es fahrlässig höhere Zulagen, Gratifikationen, Boni zu bezahlen. Im übrigen müssen Tariflöhne jedem Betrieb gerecht werden, ein Spagat, der kaum noch oder schon nicht mehr gelingt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Arme angestellte Approbierte

von Helber am 02.02.2019 um 16:33 Uhr

Schön wäre es, ein Angestellter Apother würde den Spitzensteuuersatz zahlen. Mit 56 Tsd.brutto, wie der Schreiber hier meint, hat man als Akademiker ein niedriges Einkommen, viele Branchen zahlen das bereits für den Anfänger nach dem Studium. Und der Steuersatz für die 56 Tsd beträgt nur etwa 35 %!

AW: Zu versteuerndes Einkommen ungleich Bruttoeinkommen ungleich Lohnkosten AG

von Armin Spychalski am 04.02.2019 um 10:09 Uhr

Danke, für den Hinweis, Helber. Bruttoeinkommen darf keinesfalls mit dem zu versteuernden Einkommen (zvE) verwechselt werden, korrekt. Die zunehmende Diskrepanz zur Ertragskraft kleinerer Apotheken aber bleibt. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass die zu finanzierenden Gesamtkosten Arbeitgeber beträchtlich höher liegen als das Bruttoeinkommen des Angestellten. Wie lassen sich eben diese Apotheken fortführen, wenn die Lohnansprüche der AN weiter steigen?

Apothekenkiller...

von Vertretungsapotheker am 30.01.2019 um 10:21 Uhr

...das sind die Apotheker leider selbst. Meine Erfahrung aus mehreren Jahren Vertretungsarbeit ist leider tatsächlich, dass viele (Apotheker und PTA zugleich) wollen kein mehr an pharmazeutischer Verantwortung und pharmazeutischen Aufgaben. Zuvorderst sind das vor allem die nicht frisch approbierten. Jene die unsere Politik in der Vergangenheit maßgeblich beeinflusst haben.
Daher ist das Problem hausgemacht.
Dazu kommt, selbst wenn man mehr vergütete Dienstleistungen anbieten wollen würde, um den ganzen Beruf attraktiver zu machen, dann müssten alle mal aus ihrer Lethargie erwachen und dafür kämpfen. Aber so viel Engagement sieht von der ABDA-Spitze bis hin zur Basis nicht.

Pflichtjahre wie es sich die Kollegin und der Kollege vor mir wünschen halte ich für unsinnig. Schließlich haben wir zwar einen öffentlichen Versorgungsauftrag, aber die öffentliche Apotheke bleibt Teil der Privatwirtschaft. Das würde nur dazu führen, dass die jungen Approbierten direkt ins Ausland flüchten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Nachwuchsmangel

von Nachdenker am 30.01.2019 um 7:01 Uhr

Das Problem ist hausgemacht! Zum Einen kann es nicht sein, dass Absolventen, denen der Staat ein sehr teures Studium finanzierte, ins Ausland gehen, in die Industrie etc. wiel dort mehr Geld verdient wird. Klar, kann keine öffentliche Apotheke diese Gehälter mitziehen. Aber eine temporäre Pflicht, in die öffentliche Apotheke zu gehen, ist Gebot der Stunde. Viele Absolventen gehen zu Kammern und Verbänden - haben eine Apotheke nur während des Praktikums von innnen gesehen. Auch das ist ein no go! Nächstes Problem: wer tut sich noch täglich diesen bürokratischen Wahnsinn an, der NICHTS mit unserem Beruf zu tun hat? Wenn ich alle Temperaturkontrollen, Unterschriften auf Reinigungslisten, DSGVO Papier ausgefüllt, 8-10 Seiten Doku für eine Rezeptur ausgefüllt habe, wenn ich alle Retaxationen abgearbeitet habe, alle Vorgaben aus dem QMH umgesetzt habe, mich mit Securpharm etc. pp. befaßt habe, dann ist es mindestens 10 Uhr und meine Patienten haben mich noch nicht gesehen. Für Medikationschecks, wirklich pharmazeutsiche Probleme etc. ist da keine Zeit mehr. Wer tut sich das an? Drittens: die Generation Y möchte work - life-balance. D.h. kein Nachtdienst, keine Spätdienste, kein Samstag Dienst. Diese Generation möchte für sich Service rund um die Uhr, den sie selbst zu leisten nicht bereit ist. Viertens: Besonders im Osten wurden pharmazeutische Fakultäten geschlossen. Welche Arroganz! Der Mangel an Apothekern ist hausgemacht. Wer hat Filialisierung einst voran getrieben...???

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Nachwuchsmangel

von Apothekerin auf dem Lande am 30.01.2019 um 9:17 Uhr

Lieber Kollege,
sie sprechen mir aus der Seele!
Gerade gestern haben wir alle im Team darüber gesprochen. Securpharm ist ein weiterer APOTHEKENKILLER. Noch mehr für unsere Patienten unverständliche Arbeit, noch mehr Möglichkeiten, dass der Patient sein Medikament nicht gleich bekommt. Noch mehr Arbeit für uns, die nicht befriedigt sondern nervt. Sie sagen es! Wer tut sich das noch an?
Ich suche jetzt seit 14 Monaten eine weitere approbierte Kraft. Junge Leute antworten erst gar nicht mehr. Landapotheke! Nein Danke!
Kein Wunder, dass viele von uns aufgeben müssen.
Und Ja, wir hätten auch gerne 2-5 Pflichtjahre in der öffentlichen Apotheke. Aber wie soll das gehen?

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.