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Interview Apotheker Philipp Kircher
„In Sachen Außenwahrnehmung der Apotheke hat Spahn Recht“
Kircher: Ich wollte Spahn gar nicht vom Rx-Versandverbot überzeugen
DAZ.online: Trotzdem schien der Minister unbeeindruckt. Seine Message: Werbt mehr für solche Leistungen, aber das Rx-Versandverbot könnt ihr vergessen!
Kircher: Das habe ich ähnlich empfunden. Es war jedoch auch gar nicht meine Intention, für das Versandverbot zu argumentieren. Vielmehr wollte ich ihm Alltagssituationen aus der Apotheke nahebringen, die wir leisten und die ihm vielleicht gar nicht so bewusst sind.
DAZ.online: Sie sind kein Freund des Verbots?
Kircher: Realistisch betrachtet ist es derzeit wohl nicht mehr möglich. Die ABDA liegt mit ihrem neuen, eigenen Eckpunkte-Papier inklusive Boni-Verbot zur Wahrung der Gleichpreisigkeit sicher richtig. Ich habe dem Minister nach dem Interview von einem Fall erzählt, bei dem ein Patient seinen Arzt nach zusätzlichen Arzneimittel-Rezepten fragte, weil er mehr Rx-Boni einheimsen wollte.
DAZ.online: Viele Apotheker werfen Spahn ja jetzt vor, er wolle sie mit der Vergütung neuer Dienstleistungen nun „kaufen“, damit sie wiederum auf das Verbot verzichten.
Kircher: Im zweiten Teil des Interviews, der bald erscheint, wird es ja auch noch um die Dienstleistungen gehen. Ich finde, dass die neuen Dienstleistungen eine große Chance für uns sein können, unsere Kompetenzen unter Beweis zu stellen und unsere Öffentlichkeitswahrnehmung zu verbessern. Wenn der Patient spürt, da tut sich was in der Apotheke, dann ist schon viel gewonnen. Die Vergütung dafür als zweites Standbein kann aber immer nur ein Zusatz sein – und da wurde es auch brenzlig mit dem Minister.
DAZ.online: Warum?
Kircher: Ich habe ihm signalisiert, dass wir ökonomische Stabilität und Planungssicherheit, also eine angemessene Vergütung der Packungsabgabe als Basis benötigen – und dass ein Defizit im Kerngeschäft nicht durch zusätzliche Geschäftsfelder ausgeglichen werden kann. Ich hatte das Gefühl, dass ihm dieses Argument nicht gefiel. Und auch im Gespräch über seine geplante 5 Prozent-Grenze hat es kurzzeitig geknirscht.
Kircher: Teilweise hat es geknirscht
DAZ.online: Weil Sie diese Marktanteilsgrenze - so wie einige Juristen - für nicht machbar halten?
Kircher: Ich fand seine Argumentation („So schlimm ist es ja gar nicht mit dem Versand.“) unpassend. Wenn ich auf einem gefrorenen See Schlittschuhlaufe und das Eis bekommt erste Risse, springe ich auch nicht weiter auf und ab, sondern sehe zu, dass ich schleunigst ans Ufer komme.
DAZ.online: Aber eigentlich müsste Sie der Minister doch mögen: Sie sind nicht aufs Rx-Versandverbot versteift und haben gute Ideen…
Kircher: Im weiteren Verlauf des Interviews haben wir auch über die Zukunft der Apotheke gesprochen. Das lief deutlich harmonischer ab. Ich erzählte ihm beispielsweise davon, dass wir bei uns in der Apotheke erste Gehversuche starten, patientenindividuell Arzneimittel-Lösungen mit einem Drucker auf leicht schluckbare Polymerfilme aufzutragen. Das ist für mich echte Digitalisierung.
DAZ.online: Wie sind Sie denn mit dem Minister auseinander gegangen? Haben Sie sich mit ihm nochmal auf einen Kaffee verabredet?
Kircher: Nein, das nicht. Aber er hat mir angeboten, dass ich ihm schreiben kann, wenn ich mit dem endgültigen Beschluss über seine Apotheken-Eckpunkte unzufrieden bin.
1 Kommentar
Spahn Interview
von Mit gleich langen Spießen am 31.01.2019 um 13:30 Uhr
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