Telemedizin

Ärzte hadern mit Krankschreibungen via WhatsApp

Berlin - 04.01.2019, 11:30 Uhr

AU-Scheine über WhatsApp: Eine Hamburger Firma bietet diesen Service nun an, die Ärzte warnen vor der Nutzung des Services. (c / Foto: imago)

AU-Scheine über WhatsApp: Eine Hamburger Firma bietet diesen Service nun an, die Ärzte warnen vor der Nutzung des Services. (c / Foto: imago)


Im Mai 2018 öffnete der Deutsche Ärztetag das Tor für Fernbehandlungen via Telefon und Internet: Laut Muster-Berufsordnung sollen Ärzte ihre Patienten auch ausschließlich aus der Ferne beraten dürfen. Was Fernverordnungen betrifft, kam der Ärztetag zu keinem eindeutigen Beschluss. Einig waren sich die Mediziner allerdings, dass es keine Krankschreibungen über das Internet geben soll. Doch genau dieses Angebot macht eine Firma ihren Kunden nun: AU-Scheine via WhatsApp. Zwei Ärztekammern melden sich zu Wort und protestieren.

Der Beschluss des Deutschen Ärztetages zur teilweisen Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes ist noch kein Jahr alt, trotzdem hat er im gesamten Gesundheitswesen jetzt schon zu weitreichenden Entwicklungen geführt: Inzwischen haben mehrere Landesärztekammern die Lockerung in ihre Berufsordnungen aufgenommen, es gibt schon mehrere Anbieter von Online-Arztpraxen, in denen sich Patienten via Internet beraten lassen können. Und auch die Frage der Online-Verordnungen stellt sich seitdem wieder: Das Bundesgesundheitsministerium will das seit 2016 geltende Fernverordnungsverbot aufheben, sodass Ärzte in Online-Beratungen auch Arzneimittel verschreiben dürfen.

Dabei hatte sich der Ärztetag zum Thema Arzneimittelrezepte gar nicht eindeutig geäußert: Ein Antrag, nach dem Online-Rezepte sogar verboten bleiben sollen, wurde an den Vorstand der Bundesärztekammer überwiesen. Eine klare Meinung hatten die Delegierten des Ärztetages allerdings zu einem anderen Aspekt der Fernbehandlung: der Online-Ausstellung von Krankschreibungen. In einer Entschließung hieß es damals, dass es keine AU-Scheine über das Internet geben darf, wenn es vorher nicht zu einem persönlichen Kontakt gekommen ist.

AU-schein.de: Krankschreibung via WhatsApp

Doch eine Firma aus Hamburg macht genau das: Auf der Internetseite AU-schein.de können sich Patienten über das Vorgehen informieren. Das Unternehmen wirbt damit, im Falle einer „Erkältung“ AU-Scheine online auszustellen und diese per WhatsApp an die Patienten zu verschicken. Dazu sollen sich die Kunden eine App auf ihr Smartphone herunterladen, ein Formular ausfüllen, in dem Fragen zum Gesundheitszustand gestellt werden, um dann die Krankschreibung aufs Handy geschickt zu bekommen. Laut Nachrichtenagentur dpa bietet die Firma AU-Schein seit der Woche vor Weihnachten Erkälteten diesen Service für neun Euro an, bis zum gestrigen Donnerstag nutzte diesen Service allerdings erst ein Dutzend Erkrankte.

Firmengründer Can Ansay erklärte gegenüber der dpa, dass nach dem Ausfüllen des Formulars die weitere Kommunikation mit einer Ärztin über den verschlüsselten Messenger-Dienst erfolge und somit auch der Datenschutz-Grundverordnung entspreche. Ansay meint, dass die Krankschreibungen Rechtsgutachten zufolge von den Kassen anerkannt werden müssten, selbst wenn diese von einer Privatärztin ohne Kassenzulassung ausgestellt würden. Erkältungen seien für Telemedizin optimal geeignet, da sie in der Regel ungefährlich und für den Arzt zumeist auch ohne persönlichen Kontakt diagnostizierbar seien. „Es geht ja damit niemand zum Arzt, wenn er nicht Komplikationen hat oder eben eine Krankschreibung braucht.“



bro / dpa
brohrer@daz.online


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