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Globuli-Umfrage
Homöopathie auf Facebook: Schmidtke (CDU) spricht von „Bürgerkrieg“
Wie stehen Sie zur Homöopathie? Mit ihrer Facebook-Umfrage traf die CDU-Bundestagsabgeordnete Professor Claudia Schmidtke offenbar einen Nerv: Innerhalb weniger Tage beteiligten sich fast 35.000 Menschen. Die Mehrheit von rund 60 Prozent stimmte für die Apothekenpflicht und Erstattungsfähigkeit von homöopathischen Arzneimitteln. Der Tonfall mancher Nutzerkommentare war allerdings ziemlich rau, fand die Gesundheitspolitikerin.
Homöopathie polarisiert. Wie stark, davon konnte sich in dieser Woche die CDU-Bundestagsabgeordnete Professor Claudia Schmidtke überzeugen. Vergangenen Freitag startete die Gesundheitspolitikerin und Chirurgin auf Facebook eine Umfrage. Dabei wollte Schmidtke von den Nutzern wissen, wie sie zur Apothekenpflicht und zur Erstattungsfähigkeit von homöopathischen Arzneimitteln stehen. Die Umfrage endete am heutigen Freitag. Die Nutzer konnten sowohl pro oder contra abstimmen, als auch Kommentare verfassen.
Facebook-Gemeinde: Mehrheit pro Homöopathie
Innerhalb einer Woche hatten knapp 35.000 Nutzer abgestimmt. Dabei befürworteten 61 Prozent, dass homöopathische Arzneimittel apothekenpflichtig und erstattungsfähig bleiben sollen. Und auch die Kommentarfunktion wurde rege genutzt. Schmidtke war allerdings von dem rauen Tonfall einiger Nutzer überrascht. „Ich wusste, dass es ein kontroverses Thema ist, aber nicht, dass gleich ein solcher Bürgerkrieg ausbricht”, wunderte sich die Bundestagsabgeordnete im Interview mit dem Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH).
Neben inhaltlichen Auseinandersetzungen gab es unter den fast 2.000 Kommentaren auch Beschimpfungen. Manche versuchten es dagegen mit Humor: „Ich habe jegliches Vertrauen in die Politik verloren. Die Homöopathie dagegen hat mir schon sehr oft geholfen“, kommentierte eine Nutzerin.
Schmidtke: Meinungsbildung nicht abgeschlossen
Wie hätte die Fragestellerin eigentlich selbst abgestimmt? Auf ihrer Seite beschreibt die Medizinerin zwar, wie sie den therapeutischen Stellenwert der Globuli sieht: „Wissenschaftlich ist in der Tat keinerlei Nutzen erwiesen. Homöopathie ist auch nicht, wie es oft geschieht, mit Naturheilkunde zu verwechseln, die in vielen Fällen sinnvoll und wirksam ist.“
Doch über die Apothekenpflicht und Erstattungsfähigkeit gibt Schmidtke auch nach Ablauf der Umfrage keine Wertung ab. „Wenn ich eine Umfrage bei Facebook damit begründe, dass ich mich über Meinungen freue, dann meine ich das ernst. Der Meinungsbildungsprozess ist also noch nicht abgeschlossen. Als Wissenschaftlerin bin ich natürlich an einer validen Datenlage interessiert. Meiner Einschätzung nach wird diese auch die Basis weiterer Entscheidungen sein, die jedoch aktuell nicht getroffen werden", erklärte die CDU-Politikerin gegenüber DAZ.online.
Homöopathie-Kritiker in der Groko
Steht demnächst eine Veränderung bei der Homöopathie an? Bei den Regierungsfraktionen gibt es einige Homöopathie-kritische Stimmen wie beispielsweise SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in dem Entwurf für das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) einen Passus zur Abschaffung dieser Wahltarife für Homöopathika aufgenommen. CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich kündigte auf einer Veranstaltung des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie (BPI) an, dass homöopathische Arzneimittel aus seiner Sicht apothekenpflichtig bleiben sollen. Die Erstattungsfähigkeit sollte sich jedoch auf zugelassene Arzneimittel beschränken, wozu die wenigsten Homöopathika zählen.
Nicht bewiesen oder nicht zu beweisen?
Die Diskussion um die Erstattungsfähigkeit und Apothekenpflicht wird häufig mit der Evidenzdebatte vermischt. Homöopathie-Gegner wie beispielsweise Natalie Grams führen ins Feld, dass Globuli deshalb nicht in die Apotheke oder aufs Krankenkassenrezept gehören, weil ihre Wirkung nicht in kontrollierten Studien erwiesen sei. Befürworter homöopathischer Arzneimittel relativieren den Evidenzbegriff. So kommentierte beispielsweise ein Nutzer Schmidtkes Umfrage: „Was wissenschaftlich erfassbar ist, hängt immer mit dem Stand der Technik zusammen und mit den unterschiedlichen Designs der Studien.“
Für den Chef des Deutschen Apothekerverbandes Fritz Becker ist klar, dass Homöopathika in die Apotheke gehören. Denn wer seine Beschwerden mit Globuli lindern wolle, habe Beratungsbedarf. Gegenüber der Stuttgarter Zeitung erklärte Becker, Evidenz bestehe „nicht nur im wissenschaftlichen Nachweis, sondern auch in der persönlichen Erfahrung“.
6 Kommentare
Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie
von armin seideneder am 03.12.2018 um 13:58 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Zerschlagen der öffentlichen, der
von Udo Endruscheit am 30.12.2018 um 15:36 Uhr
Bürgerkrieg um Homöopathie? Wo sind wir eigentlich?
von Udo Endruscheit am 30.11.2018 um 22:10 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie
von armin seideneder am 03.12.2018 um 14:06 Uhr
AW: Bürgerkrieg um Homöopathie? Wo sind
von Harry Heddergott am 13.12.2018 um 10:56 Uhr
AW: Bürgerkrieg um Homöopathie? Wo sind
von Michael am 27.12.2018 um 8:05 Uhr
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