Großhandel

Phoenix senkt Rx-Konditionen und streicht eine Tag-Belieferung

Berlin - 09.11.2018, 12:30 Uhr

Strikte Sparmaßnahmen bei Phoenix: Nach Informationen von DAZ.online senkt der Großhändler seine Rx-Konditionen pauschal ab und streicht eine Tag-Belieferung. Wie viele Apotheken betroffen sind, ist allerdings unklar. (c / Foto: Phoenix)

Strikte Sparmaßnahmen bei Phoenix: Nach Informationen von DAZ.online senkt der Großhändler seine Rx-Konditionen pauschal ab und streicht eine Tag-Belieferung. Wie viele Apotheken betroffen sind, ist allerdings unklar. (c / Foto: Phoenix)


Einige Apotheker, die bei Phoenix bestellen, dürften in diesen Tagen unangenehme Post bekommen. Nach Informationen von DAZ.online teilt der Großhändler Kunden derzeit mit, dass eine pauschale Konditionenkürzung bei Rx-Arzneimitteln von 1,2 Prozent anstehe. Außerdem wird es künftig eine Tag-Belieferung weniger geben. Der Grund: Kostensteigerungen. Ob alle Phoenix-Apotheker von den Kürzungen betroffen sind, ist unklar. Denn der Konzern wollte das Schreiben an die Apotheker auf Nachfrage nicht kommentieren.

Der pharmazeutische Großhandel scheint unter erheblichem Druck zu stehen. Anders lässt sich das Schreiben, das der Pharmagroßhandelskonzern Phoenix derzeit Apothekern in die Offizin schickt, nicht erklären. Denn darin senkt Phoenix nicht nur pauschal alle vereinbarten Rx-Konditionen um 1,2 Prozent ab, sondern streicht auch eine Tag-Belieferung. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Auf Basis Ihres derzeitigen Konditionsrahmens und Ihrer aktuellen Bezugsstruktur bei uns sind wir daher gezwungen, eine Reduzierung um 1,2 Prozent vorzunehmen. Darüber hinaus müssen wir eine Optimierung unserer logistischen Abläufe erreichen. Dazu ist grundsätzlich die Streichung einer Tag-Belieferung notwendig.“

Wie viele und welche Apotheker davon betroffen sind, ist derzeit völlig unklar. Erste Recherchen von DAZ.online ergaben, dass einige Phoenix-Kunden noch nicht wegen einer Konditionenkürzung kontaktiert wurden. Und auch eine Nachfrage beim Pharmagroßhandelskonzern bringt nicht mehr Licht ins Dunkel: Man wolle die Anfrage von DAZ.online nicht kommentieren, heiß es nur.

Zur Begründung der Sparmaßnahmen erklärt der Konzern in dem Schreiben, dass „zum Teil durch den Gesetzgeber bedingte Kostensteigerungen“ nicht mehr kompensiert werden könnten. Konkret gehe es unter anderem um die folgenden Belastungen: „Umsetzung der GDP-Anforderungen, Lohnsteigerungen, die Umstellung auf Kühlfahrzeuge und Chargenverfolgung/Securpharm“. Hinzu komme ein „stetiger Spannenverfall verbunden mit einem heterogenen Bestellverhalten und die Verlagerung attraktiver Sortimente weg vom vollversorgenden Großhandel“. Die Mischkalkulation funktioniere daher nicht mehr und setze die Marge unter Druck.

Phagro: Großhändler stehen unter Druck

In der Tat müssen die Großhändler derzeit einiges umstellen: Neben den verschärften GDP-Anforderungen steht die Live-Schaltung von Securpharm im Februar 2019 vor der Tür. Dazu müssen die Großhändler – ebenso wie Hersteller und Apotheker – in der Lage sein, Codes auf den Arzneimittelpackungen einzulesen, um Arzneimittel in der Lieferkette nachverfolgen zu können. Anders als Hersteller und Apotheker müssen die Großhändler allerdings nicht alle Packungen ein- und wieder ausscannen. Vielmehr gelten für die Grossisten bestimmte Vorgaben, welche Packungen kontrolliert werden müssen und welche nicht.

Mehr zum Thema

Dass der Großhandel unter großem finanziellen Druck steht, hatte schon Phagro-Chef Dr. Thomas Trümper im Interview mit DAZ.online im Juni 2018 behauptet. „Alle Großhändler laufen auf einer Nulllinie“, sagte Trümper und erklärte: Die Einnahmen in den Unternehmen seien zuletzt zwar wieder angestiegen, was an den Steigerungen bei den Packungszahlen liege. Die Margenentwicklung bezogen auf den Umsatz zeige aber ein anderes Bild: Vor dem AMNOG lag die Spanne prozentuiert am Umsatz bei 5,8 Prozent, im vergangenen Jahr lag sie bei knapp 4,38 Prozent.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Diese Meldung

von Karl Friedrich Müller am 09.11.2018 um 16:26 Uhr

rückt doch mal wieder ins Rampenlicht, dass wir ohne Rabatte, auch des Großhandels, gar nicht überleben würden. Auch große Apotheken nicht.
Ein erheblicher Teil des Einkommens wird immer noch über den Rabatt erwirtschaftet.
Schon dieser Zustand muss beendet werden. Die Apotheke muss unabhängig wirtschaften. Da sind die zudem bürokratischen Almosen, die uns Politik und ABDA zugestehen wollen, mehr als unzureichend.
Wenn es möglich ist, dass uns zugestandene Mehreinnahmen sofort wieder genommen werden, ist das doch nur noch mies. Das kann es nicht sein.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mal wieder ...

von Reinhard Herzog am 09.11.2018 um 13:34 Uhr

... eine Auskehr zum Jahresende, mal schauen, wer alles im "Sieb der Ahnungslosen" hängenbleibt. Scheint sich aber zumindest temporär für den GH immer wieder zu lohnen ...

"Vor dem AMNOG lag die Spanne prozentuiert am Umsatz bei 5,8 Prozent, im vergangenen Jahr lag sie bei knapp 4,38 Prozent."

... und wie sieht es mit den absoluten Stückerträgen je Packung aus (= der entscheidendere Parameter)? Die dürften nämlich im Zuge deutlich steigender Packungswerte im Schnitt ebenfalls gestiegen sein.
Jeder malt sich seine Welt.
Die Kunst ist heute, nicht zu lügen, aber auch nicht die ganze Wahrheit zu sagen - sondern mit Teilwahrheiten geschickt zu agieren, möglichst zu manipulieren ... überall!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Vielen Dank für den Kommentar

von Andreas Grünebaum am 09.11.2018 um 14:49 Uhr

dem ist nichts hinzuzufügen!

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