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Embryotox-Serie (2)
Embryotox berät kostenlos – aber wer finanziert Embryotox?
„Wissen sollte nicht hinter Barrieren versteckt werden“, sagt Professor Christof Schaefer. Er leitet Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin in Berlin. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern leistet er jährlich 14.000 Beratungen rund um die Schwangerschaft, kostenfrei. Sollte das nicht eigentlich Aufgabe der Pharmaindustrie sein? Schaefer lehnt das vehement ab. Warum?
Die Beratung zur Arzneimittelanwendung in der Schwangerschaft ist kostenfrei. Embryotox betont diesen Service auf seiner Homepage explizit. Somit rattert bei Telefongesprächen kein Münzenzähler im Hintergrund, und weder Patientinnen noch Ärzten entstehen Kosten. Schaefer hält dieses System für den richtigen Weg, selbst wenn andere Länder hinsichtlich der Gebührenerhebung teilweise wohl weniger altruistisch agieren: „Als vor etlichen Jahren eine Kostenpflichtigkeit eingeführt werden sollte, habe ich mich für den Erhalt einer kostenfreien Beratung eingesetzt, und ich halte das so auch für richtig“, erklärt Schaefer.
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Keinem sollen wegen Geldmangels Informationen vorenthalten werden, und gerade der bewusste Verzicht auf Gebühren soll die Schwelle für Informationsbedürftige niedrig halten. „Wissen sollte nicht hinter Barrieren versteckt werden“, findet Schaefer. Dennoch stellt sich hier natürlich die berechtigte Frage: Wer finanziert die forschenden und beratenden Dienstleistungen von Embryotox?
„Kein Cent aus der Pharmaindustrie“
Embryotox wird ausschließlich durch öffentliche Gelder finanziert. Der Etat teilt sich grob in zwei Bereiche: Beratung – hierfür sind die Länder zuständig – und Forschung, was Sache des Bundes ist. Die Embryotox-Beratung stemmt finanziell einzig und allein das Land Berlin, und zwar für alle Bundesländer. Die jahrelang zurückliegende Überlegung, die Kosten gerecht auf alle 16 Bundesländer umzulegen, ist gescheitert. Seither zeigt sich Berlin jedoch generös und sichert die enorm wichtige und sinnvolle Beratungsleistung von Embryotox bundesweit.
Die zweite Hälfte des Etats nutzt Embryotox für Forschungsprojekte im Bereich Pharmakovigilanz in Schwangerschaft und Stillzeit. Die Forschungsgelder stellt – im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) – das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Arzneimittelsicherheit in der Schwangerschaft – nicht Aufgabe der Pharmaindustrie?
Die Mitarbeiter werten Daten von Schwangeren aus, um möglichst sichere Arzneimitteltherapien zu empfehlen. Sollte in Fragen der Arzneimitteltherapiesicherheit bei Schwangeren die pharmazeutische Industrie bei ihren Präparaten nicht mehr in die Pflicht genommen werden? Immerhin verdient die Pharmaindustrie an den Präparaten. Wäre es da nicht recht und billig, jene neben der Datenerhebung auch zur Beratung zu verpflichten? Diese Ansicht teilt Schaefer nicht, im Gegenteil: „Ich bin absolut unzufrieden mit dem Arzneimittelgesetz, das Herstellern vorschreibt, im Rahmen der Sicherheits-Surveillance Schwangerschaftsregister zu führen und auszuwerten“, erklärt Schaefer. Die Vergangenheit zeige, dass diese Daten qualitativ oft nicht gut sind: Das Fachpersonal fehle und jeder Hersteller erstelle seine eigene Datenbank – in unterschiedlichem Umfang und mit unterschiedlicher Qualität. „Es muss eine strikte Trennung geben zwischen der Produktion von Arzneimitteln und der Pharmakovigilanz“, findet Schaefer.
Arzneimittelaufsicht sollte von Arzneimittelherstellung strikt getrennt werden
Wie ginge es besser? „Ich wünsche mir, dass die Hersteller freigenommen werden von der Datenerhebung zur Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft“, sagt Schaefer. Jedoch sollte jeder Pharmaunternehmer in den Gebrauchsinformationen seiner Arzneimittel explizit auf Embryotox hinweisen – für den Fall, dass es unter Arzneimitteleinnahme zu einer Schwangerschaft kommt. „So würden wir in noch größerem Umfang von Schwangerschaften unter Therapiebedingungen berichtet bekommen“, was insbesondere für neue Medikamente hochrelevant sei. Außerdem können produktübergreifend Studien durchgeführt werden, also Einflüsse von Wirkstoffen und mütterlicher Erkrankung besser getrennt werden.
Doch ganz außen vor lassen will Schaefer die pharmazeutische Industrie nicht. Sinnvoll wäre es seiner Ansicht nach, wenn die Hersteller zum Zweck der Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft Gebühren an das BfArM zahlen, die das Bundesinstitut dann wiederum Institutionen wie zum Beispiel Embryotox zur Verfügung stellen kann. Somit wäre eine direkte Korrelation Industrie-Embryotox vermieden.
Was ist das Besondere an den Daten von Embryotox im Vergleich zu anderen embryonaltoxokologischen Portalen? Das lesen Sie morgen im dritten Teil der DAZ.online Serie zu Embryotox.
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