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Apothekenkontrollen
NRW-Apotheker verwundert über neue Kontrollmaßnahmen
Bislang haben sowohl die Politik als auch die Apotheker großen Wert darauf gelegt, dass der Bottroper Zyto-Skandal ein Einzelfall ist und die Apotheker dafür nicht in Sippenhaftung genommen werden können. Das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen hat diesen Weg nun verlassen und gestern gemeldet, dass in NRW künftig alle Apotheken häufiger und intensiver kontrolliert werden sollen. Den beiden Apothekerkammern im Land schmeckt das gar nicht: Man ist verwundert über das Vorgehen des CDU-geführten Ministeriums.
Der Zyto-Apotheker Peter S.aus Bottrop sitzt im Gefängnis, weil er jahrelang Krebsarzneimittel verdünnte und diese gepanschten Medikamente in die Versorgung einbrachte. Wie viele Menschen dadurch einen gesundheitlichen Schaden genommen haben, ist noch völlig unklar. Immerhin: Das Ministerium für Gesundheit in Nordrhein-Westfalen teilte am gestrigen Mittwoch mit, dass nun eine Studie gestartet werden soll. Man will herausfinden, wie sich das kriminelle Vorgehen des Apothekers auf Patienten mit Leukämie und Brustkrebs ausgewirkt haben könnte.
Parallel zur Debatte um den möglichen Schaden an den Patienten wird seit Monaten darüber diskutiert, wie die Zyto-Apotheken besser kontrolliert werden könnten, damit sich solche Fälle nicht wiederholen. Zur Erinnerung: Im Gerichtsverfahren gegen den Apotheker Peter S. war herausgekommen, dass sein Herstellbetrieb – in dem offensichtlich so einiges schief gelaufen ist – jahrelang überhaupt nicht kontrolliert und hinterfragt wurde. Erst durch einen Hinweis aus den eigenen Reihen, also durch einen Ex-Mitarbeiter, war der Skandal bekannt geworden.
Apotheker: Bottrop ist ein tragischer Einzelfall
Insbesondere den Apothekern war es wichtig darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem Vorfall um einen kriminellen Einzelfall handele. Und auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) beschränkte seine Äußerungen zu den Folgen des Skandals bislang immer auf die Zyto-Apotheker. Als eine erste Maßnahme hatte Laumann beispielsweise alle 116 Zytostatika-herstellenden Apotheken im Land kontrollieren lassen, von einer allgemeinen Verschärfung der Kontrollen für alle Apotheken im Land war da noch nicht die Rede.
Das soll sich nun aber ändern: Laumanns Ministerium teilte gestern mit, dass die Überprüfung aller Apotheken nun verstärkt werden solle. Demnach finden künftig einmal im Jahr unangemeldete Personalkontrollen in allen Apotheken statt. Hierdurch soll laut Ministerium die Anwesenheit von ausreichend pharmazeutischem Fachpersonal in allen Bereichen der jeweiligen Apotheke geprüft werden. Zusätzlich dazu werden bei den Zyto-Apotheken mindestens einmal jährlich unangemeldet Proben aus der laufenden Produktion gezogen und amtlich untersucht.
Wie ist die derzeitige Gesetzeslage?
Für die Apothekenüberwachung gibt es zumindest bundesweit keine konkreten zeitlichen Vorgaben. In Paragraf 64 des Arzneimittelgesetzes, wo die Vorgaben für die Inspektionen grob geregelt sind, heißt es, dass die Apotheken in der Regel alle zwei Jahre überprüft werden sollten. Die genaue Umsetzung ist aber in den Händen der Landesbehörden.
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Und das NRW-Gesundheitsministerium will nicht nur bei den Personalkontrollen neue Überwachungsregeln für alle Apotheken einführen. Auch die Regeln für die Vollrevisionen sollen konkretisiert werden: Bei allen Apotheken ohne Schwerpunkt sollen alle drei Jahre angemeldete, vollständige Apothekenrevisionen vor Ort durchgeführt werden. Waren die Ergebnisse früherer Inspektionen positiv, kann das Intervall im Rahmen einer Einzelfallprüfung auf maximal fünf Jahre ausgedehnt werden. Die Inhalte der Inspektionen werden derzeit noch abgestimmt. Bei den Zyto-Apotheken hingegen soll diese Vollrevision alle zwei Jahre unangemeldet stattfinden.
Die Apotheker in Nordrhein-Westfalen finden das gar nicht lustig. Offenbar hat man bei den Kammern nun das Gefühl, in Sippenhaft genommen zu werden. So erklärte ein Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) gegenüber DAZ.online: „Wir sind verwundert über das Vorgehen des Ministeriums. Aus unserer Sicht ist es sehr wichtig, zu differenzieren zwischen Maßnahmen, die Zytostatika-herstellende Apotheken betreffen und Maßnahmen, die alle Apotheken betreffen. Nach unserem ersten Eindruck wird hier aber einiges vermischt.“
Und auch die Apothekerkammer Nordrhein hat wenig Verständnis für das Vorgehen des Ministeriums. Gegenüber DAZ.online erklärte Kammerpräsident Lutz Engelen: „Ich war sehr überrascht über die Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums. Eigentlich war in den Gesprächen mit Herrn Laumann und dem Ministerium immer klar, dass es sich bei dem schrecklichen Fall in Bottrop um einen kriminellen Einzelfall handelt.“
3 Kommentare
Conny ebert?
von G. Wagner am 19.10.2018 um 11:46 Uhr
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Löschung
von Conny am 18.10.2018 um 15:47 Uhr
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