Auszeichnung in Chemie

Nobelpreis für Enzym-Engineering und die „Väter“ der therapeutischen Antikörper

Stuttgart - 04.10.2018, 11:00 Uhr

Am gestrigen Mittwoch wurden die Chemie-Nobelpreisträger bekanntgegeben. (m / Foto: imago)

Am gestrigen Mittwoch wurden die Chemie-Nobelpreisträger bekanntgegeben. (m / Foto: imago)


Forschung war Grundlage für Adalimumab

George Smith entwickelte in den 1980er Jahren an der University of Missouri das sogenannte Phagen-Display: 1985 stellte er in „Science“ ein Verfahren vor, das Bakteriophagen bestimmte Proteinsequenzen auf ihrer Oberfläche präsentieren lässt. Je nach Erbgut zeigen die Phagen verschiedene Proteinteile auf ihrer Hülle. In den Folgejahren griffen andere Forscher den Ansatz auf. Gregory Winter nutzte in Cambridge das Phagen-Display, um gezielt Antikörper für bestimmte Zwecke zu entwickeln. „Diese Errungenschaft war der Ausgangspunkt einer pharmazeutischen Revolution“, schreibt das Nobelkomitee. Winter baute riesige Phagen-Bibliotheken mit verschiedensten Antikörper-Varianten auf, die an unterschiedlichste Strukturen andocken und als medizinische Wirkstoffe genutzt werden können. Daraus ging etwa der humane Antikörper Adalimumab hervor, der an ein entzündungsförderndes Protein bindet. 

2017 waren Joachim Frank, Jacques Dubochet und Richard Henderson geehrt worden für die Entwicklung der Kryo-Elektronenmikroskopie. Mit der Technik können Forscher Biomoleküle im Detail untersuchen. Der Schweizer Dubochet, der Deutsch-Amerikaner Frank und der Brite Henderson teilten sich das Preisgeld zu gleichen Teilen.

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Am Montag und Dienstag wurden bereits die Preisträger in Medizin und Physik bekannt gegeben. So ging der Nobelpreis für Physik dieses Jahr zur Hälfte an Arthur Ashkin (USA) sowie an Gérard Mourou (Frankreich) und Donna Strickland (Kanada). Arthur Ashkin bekommt den Preis für die Entwicklung optischer Pinzetten und ihre Anwendung in biologischen Systemen. Gérard Mourou und Donna Strickland erhalten die Auszeichnung für ihre Methode zur Erzeugung von hochintensiven, ultra-kurzen optischen Pulsen.  

Den Nobelpreis für Medizin bekommen James Allison und Tasuku Honjo. Sie werden ausgezeichnet für ihre Forschung auf dem Gebiet der Immuntherapien gegen Krebs. Auf Basis ihrer Arbeiten ist eine ganz neue Wirkstoffklasse entstanden: Die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, die bereits seit einigen Jahren Eingang in die Krebstherapie gefunden haben. Die Idee dahinter ist folgende: Die Bremse, die bei vielen Krebserkrankungen verhindert, dass der Tumor vom eigenen Immunsystem bekämpft wird, soll aufgehoben werden. So soll die Abwehr gegen die Krebszellen aktiviert werden. Und eben diese „Bremsen“ haben die aktuellen Nobelpreisträger entdeckt, beziehungsweise erforscht. Eine ganze Reihe von Wirkstoffen hat bereits die Marktreife erlangt.

Chemie-Nobelpreis: Die Preisträger der vergangenen Jahre 

2016: Jean-Pierre Sauvage (Frankreich), Sir James Fraser Stoddart (Großbritannien) und Bernard L. Feringa (Niederlande) für die Entwicklng extrem kleiner molekularer Maschinen, die wie künstliche Muskeln funktionieren

2015: Tomas Lindahl (Schweden), Paul Modrich (USA) und Aziz Sancar (USA/Türkei) für ihre Untersuchungen zu den DNA-Reperatur-Mechanismen der Zellen

2014: Stefan Hell (Deutschland), Eric Betzig und William Moerner (beide USA) für ihre Entwicklungen in der hochauflösenden Lichtmikroskopie

2013: Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel (alle USA) für ihre Entwicklung von Computer-Modellen komplexer chemischer Systeme

2012: Robert J. Lefkowitz (USA) und Brian K. Kobilka (USA) für die Entdeckung der Wirkungsweise G-Protein-gekoppelter Rezeptoren in Zellen

2011: Dan Shechtman (Israel) für die Entdeckung der Quasikristalle

2010: Richard F. Heck (USA), Ei-ichi Negishi (Japan) und Akira Suzuki (Japan) für die Verbindung von Kohlenstoffatomen zu komplexen Molekülen

2009: Venkatraman Ramakrishnan (USA), Thomas A. Steitz (USA) und Ada E. Jonath (Israel) für die Strukturaufklärung der Ribosomen

2008: Der in den USA forschende Japaner Osamu Shimomura und die beiden US-Amerikaner Martin Chalfie und Roger Tsien für die Entdeckung des grün fluoreszierenden Proteins GFP



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