- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- EMA: Fokus auf neuem ...
Chorea Huntington
EMA: Fokus auf neuem Huntington-Wirkstoff
Chorea Huntington ist nicht heilbar, Patienten sterben meist innerhalb von 15 Jahren nach Diagnose-Stellung. Die Therapie zielt auf Symptomlinderung der Hyperkinesien und des Rigors. Roche forscht an einem Antisense-Arzneistoff gegen die Erkrankung – Ionis-HTTRx beziehungsweise jetzt RG6042. Die EMA sieht Bedarf bei Huntington-Arzneimitteln und erteilt dem Hoffnungsträger PRIME-Status.
Noch immer ist Chorea Huntington eine unheilvolle, tödliche Diagnose. Die Therapie der neurodegenerativen Erkrankung, früher auch als Veitstanz bezeichnet, zielt lediglich auf die Linderung der Symptome, der Hyperkinesien und in späteren Stadien des Rigors. Die Ursache der Erkrankung findet sich in Huntingtin, einem Protein, das bei an Chorea-Huntington-Erkrankten mutiert ist, und zwar weist dieses zu viele Glutaminreste auf. Je stärker die Polyglutamylierung ist, desto eher bricht die Erkrankung aus. Gelingt es hingegen, die Konzentration an mutiertem Huntingtin zu reduzieren, bessern sich die Huntington-Symptome – so zumindest bislang im Tierversuch.
Mehr zum Thema
Neurodegenerative Erkrankung
Antisense-Therapie schürt Hoffnung bei Chorea Huntington
RG6042 reduziert krankhaft mutiertes Huntingtin
Roche forscht an einem innovativen Wirkstoff, RG6042 beziehungsweise ehemals unter der Bezeichnung Ionis-HTTRx bekannt, der eben dies leisten soll: Mutiertes Huntingtin verringern. Bislang gibt es lediglich Daten aus Phase 1/2a-Studie mit 46 Patienten – diese scheinen der Europäischen Arzneimittel Agentur (EMA) jedoch vorerst vielversprechend zu sein. Die EMA hat nun RG6042 den PRIME-Status verliehen. Dieser ist Wirkstoffen vorbehalten, die Patienten einen bedeutenden Therapievorteil bringen oder überhaupt erst eine Therapieoption schaffen. PRIME steht für PRIority MEdicine. Mit PRIME fördert die EMA Entwicklungspläne und die Generierung von Daten zu einem potenziellen neuen Arzneimittel. Der Status gilt als Wegbereiter – so die Studiendaten weiter positiv ausfallen – für einen anschließenden beschleunigten Zulassungsprozess.
Bislang fehlen PHASE-III-Studien am Menschen, die belegen, dass RG6042 die Krankheitsprogression bei Chorea Huntington verlangsamt. Aktuelle Daten zeigten bislang nur, dass der Wirkstoff mutiertes Huntingtin reduziert. Roche gibt jedoch bekannt: „Es wird eine zulassungsrelevante Phase-III-Studie zur Untersuchung von RG6042 bei einem größeren Patientenkollektiv initiiert, um das Sicherheitsprofil weiter zu charakterisieren und zu ermitteln, ob die Substanz das Fortschreiten der Huntington-Krankheit bei Erwachsenen verlangsamen kann".
Wie funktioniert RG6042 bei Chorea Huntington?
Eine hohe Anzahl repetitiver CAG-Sequenzen eines bestimmten Basentripletts der DNA bedingt einen frühen Krankheitsbeginn und eine schlechte Prognose für die Patienten. Eine Möglichkeit, den schädlichen Einfluss des mutierten Huntingtins zu neutralisieren, wären vielleicht Antikörper gegen das Protein.
RG6042 greift bereits auf einer noch früheren Ebene in das Huntingtin-Geschehen ein, und zwar auf Ebene der mRNA. Der Wirkstoff fungiert als Antisense-Therapie. Transportiert die mRNA eigentlich die genetische Information für die Proteinbiosynthese von Huntingtin zum Ribosom, verhindert RG6042 als Antisense-Nukleotid diesen Prozess. RG6042 ist komplementär zur Huntingtin-mRNA „gebaut“ und neutralisiert auf diese Weise die für Huntingtin codierende mRNA im Zytoplasma. Dies macht jedoch die Applikation nicht ganz trivial: Die Ärzte müssen die Substanzen intrathekal verabreichen, da orale oder intravenöse Applikationen bei Antisense-Therapien, bei denen die Nukleotide zerebrale Strukturen erreichen müssen, nicht gangbar sind.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.