„Erfinder der Rabattverträge“

AOK sucht nach Nachfolger für Christopher Hermann

Berlin - 21.05.2018, 10:30 Uhr

Gezählte Tage? Der Verwaltungsrat der AOK Baden-Württemberg hat die Stelle vom Vorstandsvorsitzenden Dr. Christopher Hermann ausgeschrieben. (Foto: Imago)

Gezählte Tage? Der Verwaltungsrat der AOK Baden-Württemberg hat die Stelle vom Vorstandsvorsitzenden Dr. Christopher Hermann ausgeschrieben. (Foto: Imago)


Geht Hermann zum GKV-Spitzenverband?

Aber Hermann hat auch außerhalb seiner Kasse wichtige politische Funktionen. Nicht selten ist er beispielsweise als Einzelsachverständiger im Bundestag zu Fachanhörungen geladen. „Sie sind oberster Repräsentant des Hauses und vertreten die Kasse wirksam gegenüber der Politik, Leistungsanbietern sowie anderen Akteuren des gesetzlichen Krankenkassensystems bzw. dem Dachverband. Die wirtschaftliche Stabilität hat hierbei stets oberste Priorität. In der Wahrnehmung Ihrer Aufgabe stellen Sie Ihren versorgungspolitischen Gestaltungswillen für Neuerungen und Ihre vertragspolitische Kompetenz unter Beweis“, heißt es weiter in der Anzeige.

In jedem Fall müsste die AOK die Stelle auch öffentlich ausschreiben, wenn es konkret wird. Schließlich ist sie eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Aber welche Kompetenzen müsste Hermanns Nachfolger mit sich bringen? Wer könnte einen solchen Job machen? Die AOK jedenfalls hat hohe Anforderungen an die Bewerber: „Ihre hohen analytischen Befähigungen und Ihre strategische Kompetenz bilden die Basis für die erfolgreiche Übernahme der Aufgabenstellung. Kommunikations- und Kontaktfähigkeit auf höchstem Niveau, Verlässlichkeit und hohe Flexibilität verbinden Sie mit Integrationsfähigkeit, Durchsetzungskraft und ausgeprägter Dienstleistungsorientierung. Ihnen wird eine herausragende Position mit hohem Gestaltungs- und Handlungsfreiraum sowie die nicht alltägliche Chance geboten, einem bedeutenden Leistungsträger des Gesundheitswesens maßgeblich Ausdruck zu verleihen.“

Wann endet Hermanns Dienstzeit bei der AOK?

Auf Nachfrage von DAZ.online wollte die AOK nicht mitteilen, wann der Wechsel konkret wird. Die Kasse dementiert allerdings auch nicht, dass sie schon nach einem Nachfolger sucht. Ein Sprecher teilte mit: „Es gibt keine Daten und keine Zeitpunkte für ein Ausscheiden von Herrn Dr. Hermann aus der AOK Baden-Württemberg. Der Verwaltungsrat hat beschlossen, eine allgemeine Markterkundung durchzuführen. Bei einer so herausragenden Position wie der von Herrn Hermann steht eine solche frühzeitige Markterkundung für ein verantwortliches Handeln.“

Aber warum verlässt Hermann die AOK? Informationen von DAZ.online zufolge hat der Kassenchef einen Vertrag, der noch mindestens zwei Jahre lang gültig ist. Wer Hermann kennt, der weiß, dass der „Erfinder der Rabattverträge“ aber auch sehr gerne in der Gesundheitspolitik mitspielt. Ausgeschlossen ist also nicht, dass der 63-Jährige noch einmal ein „größeres“ Amt annimmt. Und ein solches könnte sich schon bald anbieten: Denn dem Vernehmen nach wird Johann Magnus von Stackelberg, einer der drei Vorstände des GKV-Spitzenverbandes, in absehbarer Zeit seinen Platz räumen. Das AOK-Lager soll Vorschlagsrecht auf diesen Posten haben. Dieses Szenario  ist zumindest derzeit aber nur theoretisch denkbar, die AOK wollte sich zu diesem Thema gar nicht äußern.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Hermann, und dann?

von Heiko Barz am 21.05.2018 um 11:46 Uhr

Konnten sich die Apotheker mit Hermann noch am Verhandlungstisch ( siehe Becker ) über die katastrophale Rabattarzneimittelsituation "einigen", so wird der "Neue" eine noch aggressivere Taktik verfolgen müssen und Selektivverträge dann mit einzelnen Apotheken- "Organisationen" - wie die dann auch aussehen werden- schließen. Die anderen KKassen werden sich dann, wie schon bei den Industrierabattverträgen,
Ohne eigene große Anstrengungen schnellstens anschließen.
Der RabattarzneimittelGAU wird zum SuperGAU.

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