Lieferengpässe, Exklusivverträge

AOK: Weniger Medikamentenwechsel durch Rabattverträge

Berlin - 27.04.2018, 07:00 Uhr

Einer aktuellen AOK-Studie zufolge verbessern Rabattverträge die Versorgung, weil sich die Medikamentenwechsel seit ihrer Einführung verringert hätten. (Foto: Imago)

Einer aktuellen AOK-Studie zufolge verbessern Rabattverträge die Versorgung, weil sich die Medikamentenwechsel seit ihrer Einführung verringert hätten. (Foto: Imago)


Hermann: Mehrfach-Verträge steigern Marktkonzentration

Und auch die Marktkonzentration, auf die die Generika-Industrie des Öfteren hinweist, hat laut den AOK-Zahlen seit Einführung der Rabattverträge sogar abgenommen. Das WIdO hat die Marktkonzentration anhand des sogenannten Herfindahl-Hirschman-Index gemessen, der sich von 478 auf 298 reduziert habe. Zur Bedeutung des Indizes erklärt das Institut: „Dieser Index wird unter anderem vom Statistischen Bundesamt und der Europäischen Kommission zur Beobachtung der Marktkonzentration herangezogen. Gemäß der Europäischen Kommission kennzeichnet ein Wert unterhalb von 1000 eine niedrige Marktkonzentration, ein Wert bis 1800 eine mittlere Konzentration und Werte oberhalb 1800 eine starke Marktkonzentration.“

Und auch das liebe Geld darf in einer AOK-Studie zu den Rabattverträgen natürlich nicht fehlen. Laut WIdO konnten die Kassen ihre Arzneimittelausgaben 2017 mithilfe der Rabattverträge um insgesamt vier Milliarden Euro senken. Schröder dazu: „Durch die preiswertere Versorgung mit Generika können die frei werdenden finanziellen Mittel für eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten genutzt werden, und das ohne jeglichen Qualitätsverlust.“

Und auch die AOK Baden-Württemberg vom „Erfinder“ der Rabattverträge, Dr. Christopher Hermann, wehrt sich erneut gegen die Attacken gegen seine Generika-Verträge. Hermann weist auf die WIdO-Studie hin und erklärt: „Entgegen ständig wiederholter Aussagen der Pharmalobby gibt es keinen Zusammenhang zwischen Lieferengpässen und exklusiven Rabattverträgen.“ Und mit Bezug auf den Antrag aus Hessen und dem Saarland teilte die AOK mit: „Zwei Bundesländer übernehmen damit unreflektiert die Argumente der Pharmahersteller, die durch Mehrpartnermodelle den Wirkmechanismus der Rabattverträge aushebeln wollten.“

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Anders als beispielsweise der Branchenverband Pro Generika ist Hermann der Meinung, dass Mehrfach-Ausschreibungen die Marktkonzentration sogar steigern können. „Mehrpartnermodelle fördern genau jene Marktkonzentration, die die Politik eigentlich bekämpfen möchte. Gerade kleinere Unternehmen können in einem Mehrpartnermodell ihren Absatz und damit ihren Angebotspreis nicht planen und werden so aus dem Markt verdrängt“, so Hermann.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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