Engpassberuf „Apotheker/-in“

Was tut die ABDA gegen den Apothekermangel?

Berlin - 01.02.2018, 13:20 Uhr

Immer häufiger und immer länger werden Apotheker gesucht. Was tut die ABDA für eine Entspannung der Personalsituation? (Foto: DAZ.online)

Immer häufiger und immer länger werden Apotheker gesucht. Was tut die ABDA für eine Entspannung der Personalsituation? (Foto: DAZ.online)


Zum dritten Mal in Folge hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) den Apothekerberuf offiziell als Engpassberuf definiert. In einer umfassenden Stellungnahme gegenüber DAZ.online hat die ABDA nun darauf reagiert. Aus Sicht der Standesvertretung hat die BA-Analyse Schwächen. Dass es vielerorts zu wenig Apotheker gibt, begründet die ABDA unter anderem mit der demografischen Entwicklung und verweist auf mehrere Maßnahmen, die ergriffen werden.

Am vergangenen Freitag war bekannt geworden, dass die Bundesagentur für Arbeit den Apothekerberuf weiterhin als einen von 25 „Engpassberufen“ einstuft.  Offene Stellen in Apotheken bleiben demnach überdurchschnittlich lange unbesetzt – in der Regel 40 Prozent länger als in anderen Fachberufen. Seit dem Sommer 2017 hat sich die Lage sogar leicht verschlechtert. In der vorangegangenen Analyse war noch aufgeführt, dass Apothekerstellen im Schnitt 141 Tage unbesetzt bleiben – in der aktuellen Studie sind es 143 Tage.

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Viele Apotheker fragen sich nun: Wie bewertet die Standesvertretung die neue Analyse der Bundesagentur? Im vergangenen Jahr hatte die ABDA mitgeteilt, dass sie hauptsächlich ein Verteilungsproblem und weniger einen grundsätzlichen Apothekermangel sehe. Und die ABDA bleibt dabei: Aus ihrer Sicht hat die sogenannte „Fachkräfteengpassanalyse“ nur eine begrenzte Aussagekraft. Ein Sprecher teilte gegenüber DAZ.online mit: „Die Analyse ermöglicht die objektive, datenbasierte und nachvollziehbare Grundlage zur Beschreibung der Besetzungsschwierigkeiten beim Apothekerberuf und dokumentiert den wahrgenommenen Mangel an Apothekern. Eine absolute Zahl an „fehlenden“ Apothekern wird mit der Analyse nicht ermittelt. Sie geht auf die aktuelle Situation ein und gibt keine Prognose für zukünftige Entwicklungen.“

Aber warum kommt es überhaupt dazu, dass so viele Stellen so lange unbesetzt bleiben? Schließlich ist die reine Anzahl der approbierten Pharmazeuten sowohl in der Offizin als auch in anderen Berufen in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. Die ABDA sieht hier mehrere Gründe, die der Sprecher gegenüber DAZ.online so formulierte:

  • „Hierbei spielen zum Beispiel branchenübergreifende Aspekte des demographischen Wandels eine wichtige Rolle. Die Demographie-Entwicklung geht unter anderem mit wachsenden Metropolregionen zulasten ländlicher Gebiete mit sinkenden Einwohnerzahlen einher und zeigt sich letztlich in einer ungleichen Verteilung von Arbeitskräftenachfrage und Angebot.“
  • „Die Herausforderungen einer Gesellschaft des längeren Lebens machen sich insbesondere in der Gesundheitsversorgung bemerkbar.“
  • „Demographische Veränderungen, die Zunahme von Polymedikation und der steigende Betreuungsbedarf der Patienten vergrößern die Nachfrage nach qualifiziertem pharmazeutischem Personal.“
  • Und: „Hinzu kommen individuelle Präferenzen der Bewerber, zum Beispiel hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit der Tendenz zu mehr in Teilzeit Arbeitenden.“

Der Sprecher fügte hinzu, dass auch was die Gründe des „Apothekermangels“ betrifft, immer nur eine „einschränkende Einschätzung“ der Situation möglich sei. Denn: „Es müssen immer auch regionale Besonderheiten und Unterschiede berücksichtigt werden.“

ABDA: Mehr Studienplätze schaffen

Schließlich stellt sich die Frage, was die ABDA als Dachverband aller Kammern und Verbände denn dafür unternimmt, dass diese Entwicklung gestoppt, beziehungsweise zurückgeführt wird. Dazu stellt der Sprecher der Standesvertretung zunächst klar: „Die ABDA als Dachverband kann keine unmittelbaren Maßnahmen ergreifen, um die offenen Stellen schneller zu besetzen.“ Allerdings verweist die ABDA auf einige Maßnahmen und Aktivitäten, bei denen es um die Nachwuchsprobleme im Apothekenmarkt geht.

Als erstes Ziel nennt die ABDA dabei die Erhöhung der Zahl der Studienplätze. Im Jahr 2015 war die ABDA durch einen Antrag auf dem Deutschen Apothekertag damit beauftragt worden, sich mit dem Thema zu befassen. Die Bundesapothekerkammer hatte daraufhin Kontakt mit der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Vorsitzenden der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) aufgenimmen, um die universitären Standorte mit Pharmaziestudium zu erhalten und diese hinsichtlich der Anzahl der Studienplätze auszubauen beziehungsweise Studienplatzkürzungen zurückzunehmen.

ABDA in Kontakt mit Kultus- und Gesundheitsministern der Länder

Zu den Ergebnissen dieser Gespräche teilt die ABDA mit: „Sowohl KMK als auch GWK führen in ihrer Antwort aus, dass die Zahl der Studienplätze für Pharmazie in den letzten Jahren in den Ländern konstant geblieben sei, in einigen Ländern sogar ein Zuwachs zu verzeichnen sei. Die KMK geht in der pharmazeutischen Versorgung von einer Disparität zwischen der Situation in den Städten und im ländlichen Raum aus. In der Konsequenz wurden Zweifel formuliert, dass die Sicherstellung der Versorgung über eine Erhöhung der Zahl der Studienplätze erreicht werden kann.“

Die ABDA will aber auch weiterhin dafür kämpfen, dass die Offizin als „attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird“. Um das zu erreichen, gibt es laut ABDA-Sprecher die folgenden Aktivitäten: „In diesem Zusammenhang engagiert sich die ABDA zum Beispiel über die Homepage www.apotheken-karriere.de oder im Bereich Schulmarketing in der Nachwuchsgewinnung. Im Rahmen von Kampagnen können Apotheken auch Nachwuchspakete, zum Beispiel Plakate oder Berufsbild-Flyer bestellen. Zudem wurden die Inhalte bezüglich der Apothekenberufe im Informationsportal BERUFENET mit der BA abgestimmt. Auch auf regionaler Ebene besteht ein enger Informationsaustausch der Apothekerkammern und Apothekerverbände beziehungsweise -vereine mit den Agenturen für Arbeit bezüglich der Apothekenberufe. Die Mitgliedsorganisationen haben ebenfalls verschiedene Initiativen und Strategien für die Nachwuchsgewinnung entwickelt.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Apotheker Mangel

von Alexander Zeitler am 02.02.2018 um 4:04 Uhr

Was soll die ABDA denn auch machen?
Ggf. liegt es auch an den Arbeitsbedingungen?
Schauen Sie mal in den Tarifvertrag, höchste Stufe.
Für so ein Gegalt steht z.B. ein Ingenieur gar nicht erst auf.
Aufstiegschancen? = 0. Ich mache Vertretungen und mir begegnen mir viele junge Kollegen. Wenn ich die frage, wollen Sie sich nicht selbständig machen? O, Gott Nie.
Die jungen wollen Urlaub etc. Und niemand weiss, wie es mit der Apotheke weiter geht.
Die Inhaber: Filialen müssen sein. Wieso eigentlich? Das frisst auch wieder einen Approbierten. Höre aus dem Ostalbkreis, dass eine Apotheke wg. Personalmangel geschlossen werden muss. Kein Problem, der Kollege hat ja noch andere Apos..

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Apotheker als Mangelberuf

von Erika Siebert am 01.02.2018 um 20:07 Uhr

Die Reaktion der ABDA zeigt wieder einmal, daß man sich dort auf wohlklingende Worte versteht, nicht aber dem eigenen Berufsstand, der schließlich diesen Laden bezahlt, unter die Arme greifen möchte. Warum auch. Die ehrenwerten Herrn der ABDA sitzen in noblen Büros, mit wohl geordneten Verfahrensabläufen beschäftigt, und sollen sich dann für so etwas Minderwertiges wie die
eigenen Mitgliedsfirmen engagieren. Sich womöglich noch
mit den Ministerien anlegen, deren Speichel so wunderbar zu lecken ist. Wie können so dumme Apotheker wie wir, so ein gemeinses Volk, so etwas von den Größen unserer Standespolitik verlangen? Um mit mit Berthold Brecht zu sprechen, würde ich sagen: da löse doch die ABDA ihre
Mitglieder auf und wähle sich Neue.

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Warum mehr ausbilden, wenn die Apotheken vernichtet werden sollen

von Ratatosk am 01.02.2018 um 19:14 Uhr

Warum mehr Apotheker/innen ausbilden, auch wenn diese nötig wären, wenn die Politik, vor allem von SPD , FDP und Grünen ! diese vernichten wollen, zu Gunsten ausländischer Versender! Ohne langfristige Perspektive ist die gegenüber den jungen Menschen verantwortungslos. Kistenschieber im Ausland und Steuerspezialisten für die legale nicht Zahlung in Deutschland. Warum sich deutsche Politik zum Schaden Deutschlands so engagieren zugunsten von ausländischem Großkapital.

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