Ökotest

Nur Johanniskraut aus der Apotheke kann überzeugen

Stuttgart - 26.01.2018, 07:00 Uhr

Johanniskraut ist nicht gleich Johanniskraut: traditionelle Arzneimittel fallen bei Ökotest. (Foto: Cora Müller / stock.adobe.com)                                      

Johanniskraut ist nicht gleich Johanniskraut: traditionelle Arzneimittel fallen bei Ökotest. (Foto: Cora Müller / stock.adobe.com)                                      


Die Wirkung von Johanniskraut gegen leichte bis mittelschwere Depressionen gilt als belegt. Entscheidend dabei sind allerdings der eingesetzte Extrakt und eine ausreichend hohe Dosierung. Welche Präparate sind also empfehlenswert? Ökotest hat sich in der Apotheke und dem Drogeriemarkt umgesehen. 

Kein einziges der freiverkäuflichen Johanniskraut-Präparate konnte Ökotest überzeugen. Sie schnitten alle mit „mangelhaft“ ab, Kneipp Johanniskraut Dragees sogar mit „ungenügend“. Der Grund für die schlechte Bewertung? Die Wirksamkeit für den jeweiligen Extrakt ist nicht belegt – sie sind alle „als traditionelle pflanzliche Arzneien“ auf dem Markt. Zudem liege der Wirkstoffgehalt durch die Bank unter den empfohlenen Tagesdosierungen, wenn er denn überhaupt angegeben ist, kritisiert Ökotest. Einziger Vorteil daran: Bei dem geringen Wirkstoffgehalt sind keine Wechselwirkungen zu befürchten. 

Apothekenpflichtiges durchweg empfehlenswert

Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt Ökotest bei den Präparaten aus der Apotheke. Sie seien ausnahmslos empfehlenswert und somit für einen Therapieversuch geeignet. Fünfmal wurde die Note „sehr gut“ vergeben. Die jeweiligen Präparate – Jarsin® 300, Kira®, Laif® 612, Laif® 900 Balance und Neuroplant® aktiv – enthalten Spezialextrakte, die eigens in klinischen Studien untersucht wurden. Für alle, die Ökotest für „gut“ befindet, fehlt zwar so ein direkter Wirksamkeitsnachweis. Aufgrund der Rezepturen und Herstellungsverfahren, die von der EMA bewertet wurden, gelten diese Präparate ebenfalls als wirksam – anhand von Studien belegt. Und auch mit der Dosierung – Tageseinheiten zwischen 500 und 1000 Milligramm – ist Ökotest zufrieden. Damit entsprächen sie den Empfehlungen der aktuellen Leilinie zur unipolaren Depression. Die „guten“ Präparate waren: Felis® 425mg. Hypericum Stada, Johanniskraut 650 – 1a Pharma, Johanniskraut Al, Johanniskraut dura 425 mg, Jo-Sabona-forte® 425 mg, Klein-Hyperforat® 250 mg.

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Im Jahr 2011 hatte eine Stichprobe des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker ergeben, dass Johanniskrautpräparate aus Supermärkten und Drogerien oft nicht Extrakte des Echten Johanniskrauts (lateinische Bezeichnung: Hypericum perforatum L.) enhielten, dessen Wirkung erweisen ist, sondern den einer anderen Johanniskrautart aus China. Ob das hier auch der Fall ist, war nicht Gegenstand der Untersuchung. Diese Extrakte entsprachen jedenfalls nicht den Vorgaben des Europäischen Arzneibuchs und waren hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit nicht untersucht. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Kneipp Dragees

von Kata am 15.11.2019 um 11:11 Uhr

Mit der Kneipp Dragees hatte ich im Jahr 2007 sehr gute Erfahrungen gemacht. DIe Wirkung habe ich nach etwa 3 Tagen gemerkt. Ob da heute das gleiche Wirkstoff steckt, kann ich nicht sagen.
Wenn ich es gut verstehe, sagt die Studie nur, dass der Wirkstoff in den billigen Preparaten nicht untersucht wurde, nicht, dass er nicht wirksam ist.

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Interaktionen

von Dr. Schweikert-Wehner am 26.01.2018 um 9:37 Uhr

Das von geringen Dosierungen keine Interaktionen zu erwarten sind halte ich für fahrlässig. Induktionen von CYP brauchen nur geringe Mengen über längeren Zeitraum, laufen langsam, steigern die Enzymmenge und halten auch nach Absetzen des Agens noch lange an. Hab ich vielfach bei Gerinnungshemmern (über INR) beobachtet.

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