Online-Spezial zum Thema Erkältung

Kombi-Präparate gegen Erkältung – Verteufelt und geliebt

Hamburg - 27.11.2017, 09:10 Uhr

(Foto: Africa Studio / stock.adobe.com)
HV Theme badge

(Foto: Africa Studio / stock.adobe.com)


In der Öffentlichkeit werden Erkältungs-Kombinationsarzneimittel immer wieder als unsinnig und teilweise sogar als gefährlich beschrieben – gleichzeitig jedoch von vielen Erkältungspatienten explizit gewünscht. Ob ein solches Mittel infrage kommt, hängt vom Patienten und dessen Beschwerden ab. 

Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen: Erkältungssymptome treten nicht nacheinander auf sondern überlappen sich häufig. Etwa 85 Prozent der Erkältungspatienten haben mit drei oder mehr Symptomen gleichzeitig zu kämpfen. Erkältungen werden daher auch als Multisymptomkomplex bezeichnet. Natürlich können diese Patienten für jedes ihrer Symptome ein eigenes Erkältungspräparat anwenden. Wer eine besonders unkomplizierte Behandlung wünscht, kann aber auch auf eines der zur Verfügung stehenden Erkältungs-Kombinationsarzneimittel zurückgreifen – sofern der Kunde tatsächlich unter der „vollen Bandbreite“ leidet, also die entsprechende Indikation besteht, und dem keine Kontraindikationen entgegenstehen.

Auch wenn man sich bei einer Erkältung am besten schonen sollte: Es gibt Situationen, in denen der Kunde unbedingt fit sein will, beispielsweise für ein wichtiges Meeting oder für die Schulaufführung der Kinder. Einige schwören auch einfach auf derartige Präparate und stehen Phytopharmaka und Co skeptisch gegenüber. 

Präparate für den Tag ...

Für die Behandlung von Erkältungssymptomen am Tag stehen verschiedene Kombinationen zur Verfügung, die sich gegen erkältungsbedingte Schmerzen und die Schnupfensymptomatik richten. Daneben gibt es solche, die noch eine antitussive oder expektorierende Komponente beinhalten. Gegen erkältungsbedingte Schmerzen und Fieber werden in Kombinationspräparaten nichtsteroidale Antiphlogistika wie Acetylsalicylsäure und Ibuprofen eingesetzt, oder aber Paracetamol. Zur Behandlung der Schnupfensymptomatik enthalten die Präparate Sympathomimetika wie Ephedrin, Pseudoephedrin, Phenylephrin und Phenylpropanolamin und/oder Antihistaminika wie Chlorphenamin. Als antitussiv wirkende Komponente enthalten Kombinationspräparate Dextromethorphan. Für Erkältungspatienten, die unter produktivem Husten leiden, ist in einem Präparat stattdessen Guaifenesin enthalten (siehe Tabelle).

Übersicht über Kombinations-Erkältungspräparate (Beispiele)

Präparate gegen enthaltene Wirkstoffe (pro empfohlener Einzeldosis)
erkältungsbedingte Schmerzen und Schnupfen
Aspirin® Complex Trinkgranulat

Acetylsalicylsäure, 500 mg

Pseudoephedrin, 24,5 mg

BoxaGrippal® Filmtabletten, Erkältungssaft

Ibuprofen, 200 mg

Pseudoephedrin, 24,5 mg

Doregrippin® Tabletten

Paracetamol, 500 mg

Phenylephrin, 8,2 mg

GeloProsed® Pulver zum Einnehmen

Paracetamol, 1000 mg

Phenylephrin, 10 mg

Grippostad® C Hartkapseln

Paracetamol, 400 mg

Ascorbinsäure, 300 mg

Coffein, 50 mg

Chlorphenamin, 3,52 mg

Wick® DuoGrippal Filmtabletten

Ibuprofen, 200 mg

Pseudoephedrin, 24,5 mg

gegen erkältungsbedingte Schmerzen, Schnupfen und Husten
Basoplex® Kapseln

Paracetamol, 650 mg

Phenylpropanolamin, 25 mg

Dextromethorphan, 20 mg

Cetebe® antiGrippal Erkältungs-Trunk Forte (Granulat)

Paracetamol, 500 mg

Phenylephrin, 8,2 mg

Dextromethorphan, 15 mg

Wick® DayMed Kapseln

Paracetamol, 600 mg

Phenylpropanolamin, 25 mg

Dextromethorphan, 20 mg

Wick® DayMed Kombi Erkältungsgetränk (Pulver)

Paracetamol, 500 mg

Phenylephrin, 8,2 mg

Guaifenesin, 200 mg

Wick® MediNait Saft

Paracetamol, 600 mg

Doxylamin, 7,5 mg

Ephedrin, 8 mg

Dextromethorphan, 15 mg

Wick® MediNait mit Honig- und Kamille Sirup

Paracetamol, 600 mg

Doxylamin, 7,5 mg

Dextromethorphan, 15 mg

… und eines für die Nacht

Für die Nacht steht mit Wick MediNait® eine Kombination für die Behandlung von erkältungsbedingten Kopf-, Glieder- und Halsschmerzen, Fieber, Schnupfen und Reizhusten zur Verfügung. Enthalten sind Paracetamol, Dextromethorphan, Ephedrin und Doxylamin. Letztere Verbindung aus der Gruppe der Antihistaminika beugt einem erneuten Anschwellen der Schleimhäute in Nase und Bronchien vor und unterstützt somit die Wirkung von Ephedrin. Darüber hinaus wirkt es in der eingesetzten Dosierung beruhigend und soll darüber zu einem erholsamen Schlaf beitragen. Die alkoholfreie Variante enthält die Kombination aus Paracetamol, Dextromethorphan und Doxylamin in der gleichen Dosierung, jedoch kein Ephedrin.

Nicht für jeden geeignet! 

Die Anwendung eines Kombi-Präparates geht mit einem erhöhten Nebenwirkungs-, Wechselwirkungs- und Kontraindikationspotenzial einher. Insofern sind vor der Abgabe des entsprechenden Mittels unbedingt Fragen zu konkreten Symptomen, weiteren Erkrankungen und Besonderheiten sowie die Einnahme von Medikamenten zu klären. Im Bereich der Schmerzmittel gilt, dass Paracetamol für Patienten mit Leberfunktionsstörungen nicht geeignet ist, und ASS und Ibuprofen nichts für Kunden ist, die z.B. Magen-Darm-Ulzera, Asthma oder eine Blutungsneigung haben. Wechselwirkungen treten etwa mit Blutgerinnungshemmern auf.

Bei den systemischen Sympathomimetika bestehen Kontraindikationen für Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Engwinkelglaukom, Blasenentleerungsstörungen, Leberfunktionsstörungen sowie für solche, die β-Blockern verwenden. Mögliche Nebenwirkungen sind insbesondere Blutdruckanstieg und Herzrasen, aber auch Atemnot oder Unruhe. Ist das zentral wirkende Antitussivum Dextromethorphan gegen Reizhusten enthalten, sollte man bei der Abgabe u.a. auf eine mögliche Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit hinweisen, dass zentraldämpfende Stoffe in ihrer Wirkung verstärkt werden können, und dass (zusätzlicher) Alkohol tabu ist. Die Angaben in den jeweiligen Fachinformationen sind zu beachten. 

Wann zum Arzt?

Unabhängig davon, ob der erkältete Kunde ein Mono- oder Kombipräparat wünscht, sind natürlich die Grenzen der Selbstmedikation zu beachten. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn der Betroffene Fieber über 38°C und 48 Stunden, Ohrenschmerzen, oder starke Kopf- und Gliederschmerzen hat. Auch wenn Schmerzen beim Atemholen oder Husten auftreten, Atemnot oder eitriger Auswurf hinzukommen, sind die Grenzen der Selbstmedikation erreicht. Leidet der Ratsuchende bereits seit über zehn Tagen unter den Erkältungssymptomen oder bessern sich die Beschwerden unter der OTC-Behandlung nicht bzw. verschlimmern sich sogar, ist ebenfalls an einen Arzt zu verweisen.

Keine banale Erkältung? 

Treten Symptome auf, die jenseits einer banalen Erkältung liegen, ist der Arzt am Zug. Er überprüft, ob es sich beispielweise um eine bakterielle Superinfektion, Influenza oder Borreliose handeln könnte. Stehen Symptome wie Halsschmerzen, Husten oder Schnupfen mit weiteren Beschwerden im Vordergrund, können natürlich auch andere Ursachen dahinterstecken.

Zusatztipps

Die erkältungsgeplagten Kunden sollten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Teetrinken ist eine beliebte Empfehlung bei einer Erkältung. Spezielle Erkältungstees (z.B. Erkältungstee von Bombastus®, H&S® Erkältungstee, Sidroga® Erkältungstee) wirken zumeist schweißtreibend und sollen das Immunsystem aktivieren. Daneben gibt es Teemischungen speziell für Hustengeplagte (z.B. H&S® Husten- und Bronchialtee, Sidroga® Husten- und Bronchialtee, Sidroga® Reizhustentee). Wohltuend kann je nach vorliegenden Symptomen außerdem die Befeuchtung der Atemwege durch kochsalzhaltige Nasentropfen, Wasserdampf- oder Druckverneblerinhalation, sowie die Anwendung einer Nasendusche sein. Bei einer Erkältung ist körperliche Schonung ratsam. Und eine gesunde Lebensführung mit vitamin- und mineralstoffreicher Ernährung tut dem Körper sowieso immer gut.

Quelle: TS Schnupfen, SM Kitteltasche Erkältung, Thema 4/16  Schnupfen und Co, Erkältungs-ABC, LF Taxe


Annette Lüdecke (lue), Apothekerin, Autorin DAZ.online
teamschulung@deutscher-apotheker-verlag.de


Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen: