Trotz Masern-Ausbrüchen

RKI-Präsident spricht sich gegen Impfpflicht aus

Stuttgart - 25.09.2017, 13:15 Uhr

Eine gesetzliche Pflicht zu Impfungen ist für den Präsident des Robert-Koch-Instituts nicht der richtige Weg. (Foto: miss mafalda / Fotolia)

Eine gesetzliche Pflicht zu Impfungen ist für den Präsident des Robert-Koch-Instituts nicht der richtige Weg. (Foto: miss mafalda / Fotolia)


Die Einführung einer Impfpflicht zur Eindämmung von Masern-Ausbrüchen sei womöglich sogar kontraproduktiv, erklärt der Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar H. Wieler: Sie könnte das Vertrauen in die Vorteile von Impfungen untergraben. Die Impfskepsis ist seiner Ansicht nach derzeit nicht das größte Problem.

Wie soll die Gesundheitspolitik auf die unzureichenden Impfquoten reagieren – und beispielsweise auf die Masernepidemien, die nach schweren Ausbrüchen im vorletzten Jahr in Berlin dieses Jahr insbesondere im Ruhrgebiet ein großes Problem waren? Die meisten Gesundheitspolitiker von Union, SPD und Grünen distanzieren sich bislang von der Einführung einer Impfpflicht – während die FDP auf diese Lösung setzt, die auch von den Regierungen in Italien und Frankreich verfolgt wird. Die CDU hatte zwar auf ihrem Bundesparteitag 2015 die Regierung zur Einführung einer Impfpflicht aufgefordert, doch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sieht sie nur als letztes Mittel an.

Argumente gegen die Einführung einer Impfpflicht liefert nun auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) Lothar H. Wieler. Zwar sei das Ziel der Ausrottung der Masern in Deutschland „bislang deutlich verfehlt“ worden, wie er auch in Hinblick auf einen Todesfall in diesem Jahr betont – doch die Einführung einer Impfpflicht sei nur auf den ersten Blick die richtige Reaktion, schreibt er in einem Gastbeitrag in der „Ärztezeitung“. „Auf den zweiten Blick ist sie es aber nicht – im Gegenteil, sie wäre möglicherweise sogar kontraproduktiv“, betont Wieler.

Aus seiner Sicht sind Informationskampagnen und aufsuchende Impfangebote „dringend erforderlich“. Denn die maßgebliche Ursache der letzten Masern-Ausbrüche seien die großen Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gewesen. „Nach Ergebnissen einer RKI-Studie sind bei den 18- bis 44-Jährigen mehr als 40 Prozent nicht gegen Masern geimpft“, erklärt Wieler. Diese Altersgruppe werde aber bei Forderungen für eine Impfpflicht nie erwähnt.

„Vielen ist die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gar nicht bekannt, dass die nach 1970 Geborenen die Impfung nachholen oder vervollständigen sollen, wenn keine zwei Impfungen im Impfausweis vermerkt sind“, schreibt der RKI-Präsident. Junge Erwachsene gingen auch selten zum Arzt.  

Impfskepsis ist laut Wieler nicht das Hauptproblem

Skepsis gegenüber Impfungen müsse ernst genommen werden – sie sei aber nicht das Hauptproblem, betont Wieler. „Sonst gäbe es bei Schulanfängern keine Impfquote von fast 97 Prozent für die erste Masernimpfung“, erklärt er. Die Impfquoten bei Schulanfängern seien bisher im Bundesdurchschnitt auch nicht gesunken, wenn sie auch zuletzt nicht gestiegen seien. Kinder würden oft zu spät geimpft und es gebe große regionale Unterschiede bei den Impfquoten gerade in den ersten Lebensjahren, schreibt der RKI-Präsident. Er sieht Erinnerungssysteme als ein probates Mittel an, um Impfquoten zu erhöhen. „Die 2016 eingeführte verpflichtende Impfberatung vor dem Besuch einer Kindertagesstätte und die Impfstatuskontrolle bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter wie auch die J1-Untersuchung im Jugendalter sind hier wichtige Bausteine“, betont Wieler.

Es gebe genügend überzeugende Gründe fürs Impfen, schreibt der RKI-Chef: „Eine Impfpflicht könnte auch den Eindruck erwecken, dass diese sachlichen Argumente doch nicht so gut sind“, argumentiert er. Zudem erwartet er bei Einführung einer Impfpflicht Widerstand von Impfgegnern, der personelle Kapazitäten im Öffentlichen Gesundheitsdienst und in Arztpraxen binden würde, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden. Wieler befürchtet, dass bei Einführung einer Masern-Impfpflicht die Bereitschaft für andere Impfungen zurückginge. Auch Wissenschaftler aus Erfurt und Aachen hätten dies bestätigt, so Wieler. 

Gesundheitsämter müssten gestärkt werden

Statt einer womöglich auch noch als preiswert angesehenen Impfpflicht müssten Gesundheitsämter personell und finanziell so ausgestattet werden, dass sie handlungskräftig sind, fordert der RKI-Präsident. „Auch Abrechnungshindernisse sollten abgebaut werden, damit jeder Arztkontakt zum Schließen von Impflücken genutzt werden kann, sodass zum Beispiel der Kinderarzt die anwesenden Eltern mit impfen kann“, betont er. „Solche rein bürokratischen Hindernisse stellen fachlich nicht gerechtfertigte Barrieren dar.“



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Frage zur Quelle

von A. Siebold am 26.09.2017 um 13:44 Uhr

Wo/ in welcher Studie kann ich nachlesen, dass das RKI sagt, dass ungeimpfte Kinder gesunder sind?

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AW: Frage zur Quelle

von Maja Schlaja am 01.11.2017 um 10:04 Uhr

Es gab diese IGEL Studie, dafür wurden die Daten der U-Hefte aller Kinder eingesammelt, u. sollten ausgewertet werden.

Die Daten konnte man sich aber "kaufen" u, das hat eine Mathematikerin gemacht, u. dann einfach die Datensätze der Geimpften mit den Ungeimpften Kinder verglichen.
Da konnte man dann sehen, dass geimpfte von ALLEN Krankheiten schwerer und häufiger betroffen sind, einschließlich wogegen sie geimpft wurden.
Das ging aus den Daten hervor, die das RKI aus U-Heften bezogen hat!

Das RKI hat dann sehr sehr lange gebraucht um die eigenen Analysen dazu heraus zu bringen. Das Problem ist, es gibt diese sachlichen Argumente die für Impfungen sprechen nicht, außer... das die Erde vom Menschen massiv ausgebeutet wird,... geschuldet der aggressiven Bewirtschaftung des Landes, damit man die vielen Menschen in den Ballungszentren satt bekommt, wobei "satt" reicht vielen ja nicht, ein bescheidenes Mahl aus Reis, oder Getreide reicht ja nicht, es muss dann noch Fleisch vom Schwein u. Rind sein, auf dem Brot muss noch ein Belag aus Butter, u. Käse u. Wurst sein, und das Müsli schmeckt nur mit echter Milch gut, usw. usf.

Solange die Menschen so leben, ist es kein Wunder,... dass verdeckter Genozid stattfindet, die Erde schreit danach, und fordert das ein. Jeder der nicht im Einklang mit der Natur lebt, ist Zielscheibe für Genozidprogramme- wenn du dich nicht impfen lässt, tun sie dir was ins Essen.
Das wird nicht aufhören, eh wir wieder im Frieden mit dem Planeten, den Tieren, den Pflanzen, dem Boden u. dem Meer sind!

Mein Kommentar!

von Anne Hübner am 26.09.2017 um 10:17 Uhr

Ich verstehe nicht, wie das Robert Koch Institut in einer Langzeitstudie behauptet, dass ungeimpfte Kinder gesünder sind, als geimpfte, wenn es dann diese Meinung vertritt. Das ist doch garantiert nur aus dem Grund, dass man der Pharmaindustrie zuarbeiten muß. Ausserdem: die meisten Todesopfer, die hier als Angsmachstrategie erwähnt werden, sind geimpft gewesen. Ich habe in meiner Heilpraxis täglich die Impfopfer. Kinder sterben weg nach der Impfung. MS, Demenz nach Grippeimpfung. Es reicht! Das ist alles ein Verbrechen an der Mernschheit! So erschafft man den Dauerkranken. Dieser Wahn deckt sich bald auf! Impfen ist der größte Irrtum der Menschheitsgeschichte und das sagen die Ärzte zu mir. Die aussteigen wollen, weil sie sich nur noch als lizenzierte Drogenhändler mißbraucht sehen. Armes, krankes Gesundheitssystem. Weltweit Platz 39 im erfolgreichen Therapieren. 61 Länder sind vor uns. Der Mensch ist etwas HEILIGES! Mit einem eigenen Immunsystem und Selbstheilungskräften. Wird aber wie ein dummer Ledersack behandelt, in den man reinsticht und Pillen einwirft. Einfach nur antigöttlich und respektlos der Schöpfung gegenüber!

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AW: Mein Kommentar

von Marco Piroth am 02.10.2017 um 15:23 Uhr

Neben Vielem, was ich darüber hinaus gerne kommentieren würde, greife ich mal einen, für mich sehr wichtigen, Punkt auf:
Gerade die (Aktiv-)Impfung bindet das eigene Immunsystem massiv ein. Ohne es wäre sie gar nicht möglich, denn der Sinn einer Impfung besteht ja gerade darin, dass das Immunsystem lernt mit dem abgeschwächten Erreger umzugehen bevor es eventuell dem normalen Erreger begegnet. Ihre Argumentation, dass der Mensch doch ein Immunsystem und Selbstheilungskräfte habe (der ich natürlich zustimme) und deshalb keine Impfung brauche kommt für mich etwa auf das gleiche raus wie folgendes: Ich brauche mein Kind nicht in die Schule zu schicken. Es hat ja ein Gehirn. Wenn es irgendwann mal die FAZ lesen möchte, wird es schon damit klar kommen. Mir hingegen erscheint es deutlich sinnvoller, wenn das Kind erst einmal in der Schule mittels einfacher Worte und Texte lesen lernt, bevor es der FAZ ausgesetzt wird.

Kita-Meldepflicht

von Rosenkohl am 25.09.2017 um 20:55 Uhr

Wielers Kommentar ist nicht auf dem neuesten Stand.

"Er sieht Erinnerungssysteme als ein probates Mittel an, um Impfquoten zu erhöhen. 'Die von der Politik 2016 eingeführte verpflichtende Impfberatung vor dem Besuch einer Kindertagesstätte (...)" - die 2017 eingeführte Pflicht der Kita, Eltern ohne Impfberatung an das Gesundheitsamt zu melden übergeht Wieler mit beredtem Schweigen, die halt kein "Erinnerungssystem"- mehr, sondern ein Bestrafungssystem ist.

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