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Parlament
Italien beschließt nach Masern-Ausbruch Pflichtimpfungen
Kürzlich hatte die italienische Regierung eine Impfpflicht beschlossen, die am heutigen Freitag vom Parlament bestätigt wurde: Zukünftig müssen Eltern in Italien ihre Kinder gegen zehn Erkrankungen impfen lassen – oder Bußgelder zahlen.
Italien hat nach einem Masern-Ausbruch hochumstrittene Pflichtimpfungen für alle Kinder und Jugendlichen unter 17 Jahren beschlossen. Nachdem die Regierung kürzlich die neuen Regeln beschlossen hatte, stimmte am heutigen Freitag auch das Parlament in Rom mit 296 zu 92 Stimmen dafür. Eltern müssen ihre Kinder nun gegen zehn Krankheiten impfen lassen, neben Masern auch gegen Mumps, Röteln, Keuchhusten und Windpocken. Weigern sich Eltern, dürfen sie ihre Kinder nicht mehr in den Kindergarten bringen und können mit einem Bußgeld von 500 bis 1000 Euro belegt werden. Kinder mit speziellen Vorerkrankungen sind davon nicht betroffen.
Die Masern-Epidemie hat seit Jahresbeginn in Italien bereits zu drei Todesfällen geführt. 3672 Menschen steckten sich offiziellen Daten zufolge bis Mitte Juli an, darunter 263 Heilberufler oder Pfleger. 41 Prozent der Erkrankten mussten im Krankenhaus behandelt werden, 35 Prozent erlitten eine oder mehrere Komplikationen.
Lediglich 87 Prozent der Italiener sind gegen Masern geimpft. Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin hatte mit dem Argument für die Pflichtimpfungen geworben, dass eine Impfrate von mindestens 95 Prozent notwendig sei, um die Verbreitung ansteckender Krankheiten wie Masern effektiv aufhalten zu können.
Impfgegner hatten vor dem Beschluss in ganz Italien zu Tausenden gegen die Pflichtimpfung demonstriert. Sie befürchten Nebenwirkungen der Impfung. Italiens mittlerweile größte Oppositionspartei, die populistische Fünf-Sterne-Bewegung, machte sich die Kritik teilweise zu eigen.
35 Todesfälle in 12 Monaten
Bei mehreren Masernepidemien sind in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt 35 Menschen verstorben, berichtete laut „Ärztezeitung“ das WHO-Regionalbüro für Europa kürzlich. Rumänien habe mit 31 Opfern die meisten Todesfälle zu verzeichnen gehabt. Während in Deutschland im Jahr 2016 nur 325 Masernfälle vom Robert-Koch-Institut verzeichnet wurden, meldete die Behörde allein bis Mitte Mai 2017 668 Masernerkrankungen und einen Todesfall.
Anders als in Frankreich, wo die Regierung kürzlich eine Ausweitung der Impfpflicht beschloss, zeigte sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zuletzt noch überzeugt, dass die Einführung von Pflichtimpfungen hierzulande nicht notwendig ist. Die neuen Maßnahmen zur Erhöhung der Impfbereitschaft seien schon scharf, hatte er erklärt. Das Problem sei nicht so sehr der „kleine harte Kern der Impfgegner“, sagte Gröhe. „Es geht darum, dass wir diejenigen, die zu einer ersten Impfung ja gesagt haben, durch beharrliches Erinnern dazu führen, auch die zweite Impfung vorzunehmen.“
Bereits bei der Aufnahme in den Kindergarten müssten Eltern in Deutschland einen Nachweis über eine Impfberatung vorweisen, hatte der Minister betont – und ungeimpfte Kinder könnten bei Erkrankungsausbrüchen vom Schulbesuch ausgeschlossen werden. Auch werde das Gesundheitsamt bei fehlender Impfberatung benachrichtigt, um mit den Eltern Kontakt aufnehmen zu können.
Der FDP-Parteitag hatte Ende April die Einführung einer Impfpflicht gefordert. Gröhes Parteifreund und Ärztefunktionär Rudolf Henke hatte sich von den bisherigen Schritten des Ministers nicht überzeugt gezeigt: Er hält zwar die Einführung einer Impfpflicht für verfassungsrechtlich bedenklich, schlug hingegen aber steuerliche Strafen für Impfverweigerer vor.
2 Kommentare
Sehr gut!
von RPGNo1 am 29.07.2017 um 14:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Sehr gut!
von Daniel S. am 01.08.2017 um 17:10 Uhr
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