Beratungs-Quickie

Malariaprophylaxe mit Mefloquin

München - 16.03.2017, 12:00 Uhr

Vom Malariamittel Lariam können Apotheken nur noch Restbestände abgeben. Der Hersteller hat auf die Zulassung verzichtet. (Foto: DAZ)

Vom Malariamittel Lariam können Apotheken nur noch Restbestände abgeben. Der Hersteller hat auf die Zulassung verzichtet. (Foto: DAZ)


Beratungs-Basics

Lariam® enthält das Chemotherapeutikum Mefloquin. Aufgrund des Nebenwirkungsprofils empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e. V. den Wirkstoff zur Malariaprophylaxe ausschließlich in Gebieten mit hohem Infektionsrisiko und mit gegen andere Malariamittel resistenten Plasmodium-falciparum-Parasiten. Der Einsatz zur „Stand-by“ Notfallbehandlung der Malaria sollte nur unter Einschränkung erfolgen.

Zur Vorbeugung der Malaria wird für Erwachsene als Einzeldosis eine Tablette (250 mg Mefloquin) empfohlen. Die Tabletteneinnahme erfolgt einmal wöchentlich und zwar immer am gleichen Wochentag. Sie beginnt mindestens eine Woche vor Reiseantritt. Die wöchentliche Einnahme ist nach Reiseende noch für vier weitere Wochen fortzusetzen. Dadurch sind therapeutisch wirksame Plasmaspiegel von Mefloquin über den gesamten Entwicklungszyklus der Malariaerreger gewährleistet. Die Packung mit acht Tabletten reicht für einen geplanten dreiwöchigen Aufenthalt.

Bei Last-Minute-Reisen ist die Einnahme einer „loading-dose“ möglich. Die Wochendosis wird an drei aufeinanderfolgenden Tagen eingenommen. Da die meisten Nebenwirkungen dosisabhängig sind, besteht hier ein höheres Risiko für das Auftreten von Unverträglichkeiten.

Der Wirkstoff Mefloquin hat einen bitteren und leicht brennenden Geschmack. Die Tablette wird mit reichlich Flüssigkeit eingenommen. Die Einnahme auf vollen Magen bewirkt eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit. Die Kundin soll die Tablette deshalb unzerkaut nach einer Mahlzeit einnehmen. Hat sie Schwierigkeiten beim Schlucken, kann sie die Tabletten zerdrücken und in etwas Wasser, Milch oder einem anderen Getränk suspendieren.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schlafstörungen, Schwindel, Sehstörungen, Magen-Darm-Beschwerden sowie neuropsychiatrische Reaktionen (Angst, Depression, Halluzinationen). Selten treten auch epileptische Anfälle und psychotische Symptome auf. Sie sind abhängig von einer persönlichen Disposition. Mefloquin ist daher bei allen psychiatrischen und vielen neurologischen Erkrankungen kontraindiziert .

Falls die Kundin innerhalb von dreißig Minuten nach der Einnahme erbricht, sollte eine zweite volle Dosis verabreicht werden. Bei Erbrechen dreißig bis sechzig Minuten nach der Einnahme reicht eine halbe Dosis aus. Kommt es mehr als einmal nach der Einnahme zu Erbrechen oder Durchfall, ist die Kundin auf ein anderes Malariamittel umzustellen. Nebenwirkungen treten meistens nach der ersten oder zweiten Einnahme von Mefloquin auf. Wenn die Verträglichkeit noch nicht bekannt ist, sollte die Chemoprophylaxe mit Mefloquin deshalb zwei bis drei Wochen vor Reiseantritt beginnen.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Unverständlich

von Observer am 24.03.2017 um 15:39 Uhr

Ich kann mich dem vorigen Kommentar nur anschliessen.
Sie schreiben u.a.:
"Da die Anwendung von Mefloquin das Reaktionsvermögen einschränken kann, ist der Wirkstoff nicht für Reisende geeignet, deren Aktivitäten eine besondere Aufmerksamkeit erfordern (z.B. Piloten oder Taucher in größeren Tiefen)."

In der FI heißt es dazu etwas klarer:
"In Bezug auf Aktivitäten, welche volle Aufmerksamkeit
und ungestörte Feinmotorik
erfordern, wie das Führen von Fahrzeugen
und Flugzeugen, das Bedienen von Maschinen
und Tiefseetauchen, ist besondere
Vorsicht geboten."
Das Führen von Fahrzeugen <--- Damit ist auch Autofahren gemeint. Es wird in dem Artikel suggeriert das eher nur Piloten und Taucher in größeren Tiefen betroffen sein könnten.

Der Hinweis auf den Patientenpass (und die Checkliste) wäre auch wichtig gewesen. (Kundin fragen ob der Arzt diese Checkliste abgearbeitet und den Patientenpass ausgestellt hat)

Es wird schon Gründe haben warum der Hersteller ein Jahr vor regulärem Ablauf der Zulassung das Mittel vorzeitig aus dem Handel genommen hat.
Es mag in vielen Ländern der EU noch erhältlich sein, allerdings wurde in zahlreichen EU Ländern ebenfalls die Zulassung zurückgenommen.
Da die mit "sehr häufig" angegeben Nebenwirkungen bei Auftreten einen Abbruch der Prophylaxe erfordern (um schwerwiegendere Ereignisse zu vermeiden), hätte auch sofort über Alternativen gesprochen werden müssen.



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AW: Unverständlich

von McMüller am 04.04.2017 um 8:58 Uhr

Ausgesprochen drollig finde ich ja auch noch diesen Hinweis:

"Lariam® enthält das Chemotherapeutikum Mefloquin. Aufgrund des Nebenwirkungsprofils empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e. V. den Wirkstoff zur Malariaprophylaxe ausschließlich in Gebieten mit hohem Infektionsrisiko und mit gegen andere Malariamittel resistenten Plasmodium-falciparum-Parasiten."

Wo bitteschön gibt es denn auf dieser Erde Regionen, wo Mefloquin wirkt, aber die Malaria gegen andere Malariamittel wie Atovaquon-Proguanil oder Doxycyclin resistent ist? Die schlichte Antwort: nirgendwo.

offene Fragen

von McMüller am 17.03.2017 um 14:03 Uhr

Leider hinterlässt der Artikel beim Leser sehr viele offene Fragen:

- Wieso wird nicht darauf hingeweisen, dass bei Mefloquin laut Fachinformation " [p]sychische Symptome wie ungewöhnliche Träume/Albträume, akute Angstzustände, Depressionen, Unruhe oder Verwirrtheitszustände" als "prodromal für schwerwiegendere Ereignisse anzusehen" sind und betroffene Patienten "die Einnahme von Mefloquin abbrechen und sofort medizinischen Rat aufsuchen sollen"? Gerade angesichts der Tatsache, dass solche Symptome laut Herstel, nicht hierauf hinzuweisen.

- Wieso wird hier unkritisch vermerkt, dass eine Patientin bei ihrer ersten Fernreise Mefloquin verschrieben bekommt? Welche Gründe haben dazu geführt, keine der besser verträglichen (und in Deutschland auch nicht vom Markt genommenen) Alternativen zu verschreiben? Schlechte Erfahrungen mit einer Alternative wie Atovaquon-Proguanil scheint es ja noch nicht gegeben zu haben. Gab es also klare Kontraindikationen gegen Atovaquon-Proguanil und Doxycyclin? Wenn ja, welche?

- Wieso gibt es keine Hinweise auf den Patientenpass?

Ich empfehle aus diesen Gründen dringend die sorgfältige redaktionelle Überarbeitung dieses Beitrags.

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