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Interview Günther Hanke
„Es kann nicht in allen Gemeinden eine Apotheke geben“
Im Apothekenmarkt schauen derzeit viele Beobachter nach Baden-Württemberg: Dort kämpft die Apothekerkammer gegen die Eröffnung eines Video-Automaten von DocMorris und die Medien berichten über mehrere Orte, in denen die letzte Apotheke schließen musste. Im Interview mit DAZ.online schlägt Kammerpräsident Dr. Günther Hanke nun unkonventionelle Wege vor, wie man die Versorgung verbessern könnte.
Wenn in der Gesundheitspolitik über Versorgungsengpässe in ländlichen Regionen gesprochen wird, kommen zumeist Gegenden in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern als Beispiele auf den Tisch. Das wirtschaftlich starke und gut strukturierte Baden-Württemberg müsste doch nach wie vor eine funktionierende Arzneimittelversorgung in der Fläche anbieten können, müsste man meinen.
In den vergangenen Monaten wurden jedoch einige Einzelfälle bekannt, in denen eine Ortschaft im Südwesten der Bundesrepublik ihre einzige Apotheke verlor. Das wohl bekannteste Beispiel ist Hüffenhardt, wo der Bürgermeister monatelang einen neuen Apotheker suchte und irgendwann aus Verzweiflung DocMorris damit beauftragte, eine Video-Apotheke zu errichten. Kürzlich berichtete der SWR über Tannhausen, eine Ortschaft im Ostalbkreis, die bereits seit zwei Jahren einen neuen Apotheker sucht. Alles Einzelfälle? Blickt man auf die Zahlen, muss man diese Frage klar mit „Nein“ beantworten. Denn zuletzt gab es im Ländle 2547 Apotheken, das sind 250 weniger als noch vor zehn Jahren.
In einem Interview erklärte Kammerpräsident Hanke kürzlich, dass er sich aufgrund dieser Entwicklung eine „Bedarfsanalyse“ vorstellen könne. DAZ.online wollte genau wissen, was Hanke damit meinte: Ist das der erste Schritt zu einer Bedarfsplanung im Apothekenmarkt? Ist Hanke gegen die Niederlassungsfreiheit?
DAZ.online: Sehr geehrter Herr Hanke, in den vergangenen zehn Jahren ist die Apothekenzahl um fast zehn Prozent gesunken. Hat Baden-Württemberg ein handfestes Problem mit der Arzneimittelversorgung?
Hanke: Nein, denn trotz sinkender Apothekenzahlen stellen die Apotheken in Baden-Württemberg die flächendeckende Versorgung sicher. Natürlich bedeutet das für die verbleibenden Apotheken mehr Aufwand und für die Bevölkerung teilweise weitere Wege. So steigt die Notdienstbelastung, aber auch der Betrieb von Rezeptsammelstellen, von denen es bei uns über hundert gibt, ist mit Aufwand verbunden. Meine Erfahrung zeigt aber, dass den Apothekerinnen und Apothekern die Versorgung der Bevölkerung so wichtig ist, dass sie diesen zusätzlichen Aufwand in Kauf nehmen.
„Wir haben die Politik davor gewarnt“
DAZ.online: Sind Dörfer wie Hüffenhardt, wo DocMorris jetzt einen Apotheken-Automaten eröffnen will, denn ein Einzelfall? Der SWR hatte im Fernsehen kürzlich über ein weiteres Dorf berichtet, in dem die Apotheke weggefallen ist…
Hanke: Es ist nichts Neues, dass sich Apotheken schwer tun, wenn im Ort die letzte Arztpraxis schließt. Es kann leider auch nicht in allen über 1000 baden-württembergischen Städten und Gemeinden eine Apotheke geben, das ist abhängig von einer ausreichenden Frequenz und einem entsprechenden Umsatz. Aber es stimmt natürlich: Es kommt vor, dass in manchen Orten die einzige Apotheke schließt und kein Nachfolger in Sicht ist. Da kann sich die Versorgung schon mal verschlechtern. Das ist aber die logische Konsequenz aus der Politik der vergangenen Jahre. Es tritt genau das ein, wovor wir die Politik gewarnt haben, wenn die Rahmenbedingungen für Apotheken immer schlechter werden.
3 Kommentare
Versorgungs- versus Sicherstellungsauftrag
von Uwe Hüsgen am 22.02.2017 um 19:29 Uhr
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AW: Versorgungs- versus
von Bernd Küsgens am 23.02.2017 um 11:44 Uhr
Aller Anfang ist schwer ...
von Christian Timme am 22.02.2017 um 14:52 Uhr
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