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Exklusiv-Interview mit Ex-Celesio-Chef Fritz Oesterle
„Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt“
Ist Oesterle immer noch der Totengräber der Apotheker?
DAZ.online: An Ihrer Einstellung zum Apothekenmarkt scheint sich nicht viel geändert zu haben. In einem Zeitungsartikel wurden Sie einst als „Totengräber der inhabergeführten Apotheke“ bezeichnet. Finden Sie sich darin wieder?
Oesterle: Ich fand diese Bezeichnung schon damals schlichtweg falsch und unsinnig. Denn wer sollte schon seine eigenen Kunden beerdigen wollen? Ich war und bin nur ein Verfechter von Wettbewerb und der Entscheidungshoheit des Kunden, auch der Apothekenkunden. In meiner Tätigkeit für die Schwarz-Gruppe sehe ich, dass im Lebensmitteleinzelhandel eine bewundernswerte Modellvielfalt herrscht. Der Kunde entscheidet darüber, wohin er geht und somit auch darüber, welche Anbieter überleben und welche nicht. Was die Politik stattdessen macht, und was manche Apotheker und Apothekerverbände wollen, ist regulierte Modellpflege eines Oldtimers.
DAZ.online: Wenn der Kunde darüber entscheidet, welche Anbieter im Markt bleiben und welche nicht, könnten dann nicht für die Versorgung wichtige Landapotheken wegbrechen?
Oesterle: Zunächst einmal ist die Arzneimittelversorgung selbst in den am dünnsten besiedelten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns nicht wirklich gefährdet. Wenn in diesem Zusammenhang auf Nord-Europa verwiesen wird, ist dies falsch. Die Verhältnisse in Deutschland haben nichts mit den Verhältnissen in Nord-Norwegen oder Nord-Schweden zu tun. Und eines steht fest: Apothekenketten gefährden die Versorgung auf dem Land sicher nicht. Ganz im Gegenteil: Eine Kette hat schon aus Marken- und Marketinggründen größtes Interesse, überall, auch auf dem Land, präsent zu sein.
Ketten wollen überall präsent sein – auch auf dem Land
DAZ.online: Ihre Nachfolger scheinen für das Thema ‚Deregulierung‘ nicht mehr so zu brennen. Gefühlt hat die politische Lobbyarbeit der großen Apothekenkonzerne nachgelassen. Vielmehr geht es darum, sich durch viele Zukäufe möglichst global aufzustellen.
Oesterle: Diese Beobachtung ist richtig. Der Kampf für offene, wettbewerbs- und leistungsorientierte Märkte ist mühsam und der Erfolg unsicher. Außerdem handelt man sich viel Ärger mit einigen Marktteilnehmern und auf jeden Fall mit deren Verbänden ein. Außerdem gibt es heute – anders als zu der Zeit, als ich die operative Verantwortung bei Gehe/Celesio übernahm – viel mehr Länder, die schon liberalisierte Apothekenmärkte haben, und damit weitgehend unproblematisches Wachstumspotenzial durch die Akquisition bestehender Apotheken oder durch Neugründungen bieten. Heute sind dies – neben Großbritannien, der europäischen Urmutter eines „verketteten“ Apothekenmarktes – unter anderem Irland, Belgien, Norwegen, Schweden, Holland, Polen und bald wohl auch Italien. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis weitere Länder folgen.
3 Kommentare
Oesterle und Co.?? Was treibt sie?
von Heiko Barz am 16.08.2016 um 13:25 Uhr
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Von Oe. nix Neues
von G. Wagner am 16.08.2016 um 11:53 Uhr
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Exclusives Sommerloch
von Christian Giese am 16.08.2016 um 11:00 Uhr
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