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Alternativmedizin
Homöopathiekritiker starten Informations-Netzwerk
Eine Initiative will in den nächsten Monaten ein Homöopathie-Netzwerk gründen und eine Informationskampagne starten, um kritische Einordnungen der Homöopathie zu bündeln. Geleitet wird es von der ehemaligen Alternativmedizinerin Natalie Grams. Sie will auch den Begriff „Pseudomedizin“ prägen – und sich für eine Änderung des Arzneimittelgesetzes einsetzen.
Als eine Gruppe von gut 30 Homöopathiekritikern am Sonntag zur Pressekonferenz nach Freiburg geladen hat, warteten auf die Journalisten weder Kulis, Imagebroschüren noch ein Buffet – sondern eine Packung „Dubium C30 – enthält nur Zucker, kein Arzneimittel“. Bernd Harder, Pressesprecher der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), zerstreute mögliche Hoffnungen auf Geschenke direkt und nutzte die Gelegenheit, auf das rein ehrenamtliche und pharmafreie Engagement hinzuweisen. Zwei Tage lang hatten sich Interessierte zuvor getroffen, um eine Strategie zum Umgang mit Globuli und Co zu entwickeln. Da die Alternativmedizin laut Harder bisher weitestgehend unbeobachtet vor sich hin arbeite, will die Gruppe der Homöopathiekritiker Widersprüche und leere Versprechen öffentlich machen. Und – als ein Ergebnis des Treffens – zukünftig nur noch von Pseudomedizin sprechen.
„Wir wissen natürlich ganz genau, dass auch in der evidenzbasierten Medizin und in unserem Gesundheitssystem vieles im Argen liegt“, sagte er, „aber das macht Homöopathie nicht wirksamer“. Die Alternative könne nur bessere Medizin sein, keine Pseudomedizin. Die Gruppe will nun Informationen für Patienten aufbereiten, damit jeder die Möglichkeit hat, sich aufgeklärt selbst zu entscheiden. Und es soll ein Homöopathie-Netzwerk gegründet werden, welches die Aktivitäten koordiniert.
Unterstützer sind beispielsweise der österreichische Pharmazeut Edmund Berndt („Der Pillendreh – Ein Apotheker packt aus“) oder der ehemalige Initiator der Marburger Erklärung zur Homöopathie, Rudolf Happle. Mit der Medizinerin Natalie Grams („Homöopathie neu gedacht: Was Patienten wirklich hilft“) erklärte sich eine prominente Homöopathie-Aussteigerin bereit, das Netzwerk zu leiten und als Ansprechpartnerin zu dienen.
„Apotheker schaffen sich als Berufsgruppe ab“
„Ich habe gemerkt, dass wir Patienten nichts Gutes tun“, erklärte Grams ihre Motivation, ihre gut laufende Privatpraxis in Heidelberg aufzugeben und auf die andere Seite zu wechseln. Obwohl ihres Eindrucks nach Homöopathie einiges bewirken kann, hätte sie nach und nach verstanden, dass sich dies durch den Placeboeffekt und andere psychologische Wirkungen erklären ließe. „Aus meiner Erfahrung innerhalb der Homöopathie-Szene kann ich einfach nur berichten, dass dort so viel Unwissen, Selbstherrlichkeit und Überzeugung herrscht – aus der ich mich glücklicherweise befreien konnte –, dass es mir ein ganz großes Anliegen war, hier dabei zu sein“, sagt Grams.
Für den pensionierten Apotheker Edmund Berndt ist das größte Übel, dass die evidenzbasierte nicht von der Pseudomedizin getrennt ist. „Der Patient hat keine Chance“, sagt Berndt. „Er wird vom approbierten Mediziner auf einmal mit Kügelchen behandelt, bei denen kausale Nachweise fehlen.“ Während die Apotheker für den Fortschritt stehen sollten, ließen sie sich missbrauchen. Bei der Nachfrage nach Gebrauchshinweisen würde bei Aspirin auf die Nebenwirkungen hingewiesen, bei Belladonna C30 jedoch nicht nur darauf aufmerksam gemacht, dass Milchzucker enthalten ist, sondern häufig detaillierte Anwendungshinweise gegeben, die pharmazeutisch nicht haltbar seien. „Dadurch schaffen sich Apotheker als Berufsgruppe ab“, so Berndt. Seiner Meinung nach ließe sich der derzeitige Umgang mit Homöopathie nur dadurch erklären, dass die Bevölkerung seit Generationen vergessen habe, was es heißt, ohne ordentliche Medizin leben zu müssen.
Widersprüche kenntlich machen
In den nächsten Monaten will das neue Netzwerk nun eine Informationsplattform erstellen. Diese soll aufzeigen, warum die Argumentationen der Homöopathie-Anhänger wissenschaftlich nicht zu halten seien – um Patienten aber auch Journalisten zu informieren. Außerdem solle auf interne Widersprüche des Gedankengebäudes der Homöopathie aufmerksam gemacht und Erfahrungsberichte von Patienten gesammelt werden, die durch Homöopathie zu Schaden kamen. Denn bisher seien in den Weiten des Netzes überwiegend positive Erlebnisberichte von schulmedizinisch „hoffnungslosen“ Fällen veröffentlicht, die durch die Homöopathie oder ähnliche Verfahren geheilt worden wären.
So hat Grams Kontakte zu vielen Betroffenen. „Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass es keine Einzelfälle sind – die meisten haben nur keine Stimme“, so die Ärztin. Auch wenn die Erfahrungsberichte im Normalfall anonym veröffentlicht werden, würden sie Journalisten oder anderen Interessierten gerne Kontakte vermitteln, um die Authentizität zu beweisen.
Stellungnahme von Pharmazeuten und Biologen
Langfristig will sich die Initiative für eine Änderung des Arzneimittelgesetzes einsetzen, damit die Sonderbehandlung homöopathischer Arzneimittel bei der Marktzulassung beendet wird. Ein kurzfristigeres Ziel ist, dass die lateinischen Bezeichnungen von homöopathischen Mitteln durch deutschsprachige ergänzt werden. Unter „Excrementum caninum“ könne sich niemand etwas vorstellen, aber bei „Hundescheiße“ sei dies anders, sagt Buchautor und Ingenieur Norbert Aust, der das Treffen in Freiburg initiiert hat. Hierfür hatte sich auch schon die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Mechthild Heil stark gemacht.
Außerdem gäbe es häufig Behauptungen, dass Homöopathie über Quanteneffekte oder Tachyonen wirken würde. „Wir wollen die wissenschaftlichen Fachverbände dazu kriegen, Stellung zu nehmen“, sagt Aust. So wie die Astronomie sich schon von der Astrologie distanziert hat, hofft er auf ähnliche Positionierungen der Pharmazeuten und Biologen.
10 Kommentare
Homöopathiekritik
von Inge Koch am 11.04.2016 um 9:27 Uhr
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AW: Die üblichen Verdächtigen
von Erwin Schmitz am 07.09.2016 um 8:48 Uhr
AW: Die übliche Desinformation
von Dr. Theodor Much am 08.02.2016 um 18:30 Uhr
Und Globuli
von Christiane Pflug am 04.02.2016 um 14:14 Uhr
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Endlich Menschen hier in D mit gleicher Meinung
von Anja Hübel am 02.02.2016 um 21:14 Uhr
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Bravo!
von Bettina Frank am 02.02.2016 um 19:48 Uhr
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AW: dito
von Juliane am 05.02.2016 um 14:06 Uhr
nur ein Scheingefecht
von norbert brand am 02.02.2016 um 8:09 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: s. Text:
von Thankmar am 02.02.2016 um 11:43 Uhr
AW: Homöopathie
von Juliane am 05.02.2016 um 14:03 Uhr
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