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Pharmacon Schladming
ASS protect und Ibuprofen: ein No-Go
Nach der hohen Wissenschaft der vergangenen Tage ging es am dritten Pharmacon-Tag in die „Niederungen der öffentlichen Apotheke“. Isabel Waltering aus Nottuln zeigte in ihrem Vortrag „AMTS bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ die vielfältigen Möglichkeiten, in der Apotheke die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern, beispielsweise durch das Aufdecken relevanter Interaktionen wie die zwischen Ibuprofen und niedrig dosiertem ASS.
Ibuprofen und niedrig dosiertes ASS ist in den Augen von Waltering wohl eine der relevantesten Interaktionen im Apothekenalltag. Der Grund: Ibuprofen hemmt die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung von niedrig dosiertem ASS. Die Bindungsstellen des reversiblen COX-Inhibitors Ibuprofen und die des irreversiblen COX-Inhibitors ASS liegen sehr eng beieinander im Kern des COX-1-Enzyms. So kommt es zwischen Ibuprofen und ASS zu einer kompetitiven Wechselwirkung. Wird Ibuprofen vor ASS eingenommen, blockiert es den Zugang zur Bindungsstelle und verhindert so die irreversible Hemmung der COX-1 und so die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung von ASS.
Um dieses Problem zu umgehen, lautet die Empfehlung der AMTS-Expertin, ASS mindestens eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach der Ibuprofen-Gabe einzunehmen. Eine Strategie, die allerdings nur bei sporadischer Ibuprofen-Einnahme funktioniert. Ist eine dauerhafte Schmerztherapie notwendig, muss auf ein anderes Analgetikum zurückgegriffen werden.
Spezialfall ASS protect
Allerdings seien damit noch nicht alle potenziellen Probleme gelöst, denn eine Vielzahl der ASS-Patienten bevorzugt das „magenschonendere“ ASS protect, also Tabletten mit einem magensaftresistenten Überzug. Auch bei diesen Patienten funktioniere die Taktik der zeitversetzten Einnahme nicht, da der Zeitpunkt der ASS-Freisetzung unbekannt und die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirkung ausbleibt, groß ist. Daher sollten Patienten, die magensaftresistente ASS-Tabletten zur Thrombozytenaggregationshemmung verwenden, keinesfalls Ibuprofen einnehmen. Deutlich schwieriger als die Detektion der Interaktion gestalte sich dann leider die Suche nach geeigneten Alternativen. Da, so Waltering, zumindest rezeptfrei keine unproblematische Substanz zur Verfügung steht.
Nichtsdestotrotz ist diese Interaktion ein eindrucksvolles Bespiel dafür, mit welch geringem Aufwand sich die Arzneimitteltherapiesicherheit nachhaltig verbessern lässt. Da häufig eine dieser beiden Substanzen oder sogar beide in der Selbstmedikation eingesetzt werden, sollten Apotheker dafür besonders sensibilisiert sein. Alle jene, die den Vortrag von Waltering hören durften, werden sie sicher nie wieder übersehen.
1 Kommentar
ASS protect 300 und Ibuprofen
von Koch Sabine am 14.05.2016 um 22:57 Uhr
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