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HAV schlägt Alarm
Lieferengpässe bei Schilddrüsen-Präparaten
Es gibt schon wieder Lieferprobleme bei Arzneimitteln. Der Hessische Apothekerverband (HAV) weist heute auf die Schwierigkeiten beim Bezug von Schilddrüsen-Arzneimitteln hin. Schon seit einigen Wochen hake es bei Präparaten mit Jod, ebenso bei solchen mit einem L-Thyroxin-Wirkstoffgehalt von 88 und 112 Mikrogramm.
Ob von Merck, Hexal oder 1 A Pharma – Schilddrüsenpräparate sind derzeit kaum zu bekommen, sagt der stellvertretende HAV-Vorsitzende Hans Rudolf Diefenbach. Der Verband fragte bei den Herstellern nach, woran dies liegt. Sie begründeten ihre Lieferprobleme damit, dass die Nachfrage größer sei als die Produktionszahlen. Als Liefertermine für die verschiedenen Schilddrüsenprodukte sei der Zeitraum zwischen dem 21. Oktober und dem 30. November genannt worden, heißt es beim HAV.
Diefenbach vermutet jedoch einen anderen Hintergrund: „Vor allen Dingen die Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen sorgen dafür, dass sich die Preisspirale immer weiter nach unten dreht, deshalb verlagert sich die Produktion von Arzneimitteln auf immer weniger Hersteller. Diese haben ihren Sitz aufgrund der niedrigen Lohnkosten oftmals in Indien oder China“, so HAV-Vize Diefenbach. Trete dort ein Produktionsproblem auf, seien Lieferprobleme unvermeidbar.
Nun ist L-Thyroxin einer der Wirkstoffe, der für Rabattverträge wenig geeignet ist. Aus Sicht des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) gehört er auf die Liste nicht austauschfähiger Arzneimittel, um die DAV und GKV-Spitzenverband derzeit ringen. Dennoch haben einige Kassen, etwa die Techniker Krankenkasse und die Barmer GEK, Rabattverträge über den Wirkstoff abgeschlossen. Wo und unter welchen Umständen Schilddrüsenmedikamente hergestellt werden, weiß man auch beim HAV nicht. Doch den Engpass mit einer erhöhten Nachfrage zu erklären, ist für Diefenbach wenig schlüssig – es ist eher unwahrscheinlich, dass plötzlich viel mehr Schilddrüsenerkrankungen zu verzeichnen sind und diese eine stärkere Nachfrage bedingen.
Bereits in der Vergangenheit hat der HAV immer wieder auf Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln hingewiesen – etwa bei Antibiotika oder blutfettsenkenden Präparaten. Von einigen Präparaten weiß man, dass sich die Produktion sich massiv konzentriert hat – gibt es dann ein Problem in der Herstellung, ist dies weltweit zu spüren. Diefenbach zählt nach wie vor zwischen 40 und 50 Defekte in seiner Apotheke. Er sieht den Gesetzgeber gesellschaftspolitisch gefordert: „Dass in einer hochentwickelten Industrienation wie Deutschland Patienten wochenlang auf ihr Arzneimittel warten müssen, ist ein gesundheitspolitischer Skandal“, so der HAV-Vize. Es sei nicht damit getan, dass vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – auf Basis freiwilliger Meldungen der Hersteller – eine Liste veröffentlicht würde, wo Lieferengpässe aufgeführt seien. L-Thyroxin ist auf der aktuellen Veröffentlichung überhaupt nicht zu finden.
Berlin - 09.10.2013, 14:12 Uhr