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Therapien im Gespräch
Warten auf Alzheimer-Antikörper
Neue Therapieoptionen bisher noch nicht in der EU angekommen
Der Amyloid-Hypothese nach, spielen Ablagerungen von Beta-Amyloid-Peptiden im Gehirn eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Morbus Alzheimer. In den letzten Jahren wurde verstärkt an monoklonalen Antikörpern geforscht, die genau an dieser Stelle ansetzen: Anti-Amyloid-Antikörper. Aducanumab (AduhelmTM) ist der erste derartige Antikörper, der in den USA zugelassen wurde – das war im Jahr 2021. Eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) kam nicht zustande, denn es fehlten überzeugende Belege für die Wirksamkeit. Anfang Januar 2023 folgte in den Vereinigten Staaten schließlich die vorläufige Zulassung des zweiten Anti-Amyloid-Antikörpers Lecanemab (LeqembiTM). Zuvor waren positive Phase-III-Ergebnisse veröffentlicht worden, sodass hierzulande die Alzheimer Forschung Initiative e. V. von gestiegenen Chancen für eine EU-Zulassung sprach (s. DAZ 2, S. 19). Ein entsprechender Zulassungsantrag wurde bei der EMA gestellt, jedoch steht deren Entscheidung noch aus (Stand: 15. Dezember 2023). Unterdessen rückte ein weiterer Wirkstoffkandidat in den Fokus: der Anti-Amyloid-Antikörper Donanemab. Anfang Mai 2023 publizierte der Hersteller Eli Lilly vorläufige Phase-III-Ergebnisse. Darüber berichtete Apotheker Dr. Tony Daubitz in DAZ 19, S. 28. Konkret adressiert der humanisierte Immunglobulin(Ig)G1-Antikörper ein bestimmtes Epitop des Beta-Amyloids, das sich nur in abgelagerten Plaques findet.
Kein Gamechanger
In der TRAILBLAZER-ALZ-2-Studie konnte Donanemab nach zwölf Monaten die Amyloid-Plaques bei 71% der Patienten im Frühstadium der Erkrankung auf ein „Alzheimer-negatives Maß“ senken. Gegenüber Placebo konnte ein klinischer und funktioneller Verfall bei den Patienten unter Donanemab um 35% verlangsamt werden. Die wissenschaftliche Leiterin der Alzheimer Forschung Initiative e. V., Dr. Linda Thienpont, bewertete den Antikörper damals als „keinen Gamechanger“, aber als Schritt in die richtige Richtung, der jedoch mit Nebenwirkungen teuer erkauft würde. Die Rede ist von Amyloid-Related Imaging Abnormalties (ARIA), die bei Anti-Amyloid-Antikörpern auftreten können. Dabei handelt es sich um unerwünschte Abweichungen im Gehirn, die in bildgebenden Verfahren festgestellt werden. Es werden Schwellungen und Mikroblutungen bzw. Eisen-Ablagerungen unterschieden. In vielen Fällen sind diese ARIA harmlos, jedoch können sie auch fatal enden, was bei zwei Probanden der Studie passierte. Die Zulassung für Donanemab wurde in den USA bereits beantragt (DAZ 38, S. 26). Über einen entsprechenden Antrag in der EU ist aktuell nichts bekannt.
Keine Heilung
Anfang November 2023 veröffentlichte die Deutsche Gesellschaft für Neurologie eine Stellungnahme zu den neuen Alzheimer-Antikörpern. Darin wird deutlich gemacht, dass mit diesen nur eine Progressionsverlangsamung, jedoch keine Heilung möglich ist. Als Herausforderungen werden Nebenwirkungen, hohe Therapiekosten und ein hoher Versorgungsaufwand genannt. Offen sei derzeit, welche Patienten in welchem Erkrankungsstadium behandelt werden sollen. In der aktualisierten S3-Leitlinie „Demenzen“, über die wir in der DAZ 49, S. 33, berichteten, finden sich noch keine Therapieempfehlungen zu den neuen Antikörpern, da sie bislang noch nicht in der EU zugelassen sind. |
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