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- DAZ 51-52/2023
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Prisma
Sensible Handprothesen
Fühlen nach Amputation
us | Moderne Prothesen sehen zwar echt aus, sind in ihrer Funktionalität aber noch weit entfernt von echten Gliedmaßen. Das wollen Forschende des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik ändern. Im Rahmen des EU-Projektes SOMA arbeiten sie zusammen mit Wissenschaftlern aus Italien, Spanien, England und Island an einer verbesserten Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, um feinfühlige Handprothesen zu entwickeln. Die Kommunikation zwischen Muskulatur und Prothese findet mittels Ultraschall statt. Zahlreiche Sensoren befinden sich im Schaft der Prothese und senden jede Sekunde Dutzende Signale. Ultraschallwellen werden vom Gewebe reflektiert. Muskelkontraktionen lassen sich so präzise nachvollziehen. Eine KI interpretiert die Signale und leitet sie dann an die Finger weiter, wo Aktoren die elektrischen Signale in Bewegungen umwandeln. Gleichzeitig untersuchen die Forschenden Möglichkeiten, sensorische Signale zurückzusenden. Hierfür könnten Elektroden zum Einsatz kommen, die an Nervenenden implantiert werden. Signale der Hand werden zurückgeleitet, vom Gehirn interpretiert und ermöglichen es dem Träger der Prothese, seine Bewegungen feinfühlig anzupassen. Jeder Träger müsste ein kurzes Training durchlaufen, um in der Software Referenzsignale für seine individuellen Muskelaktivitäten abzuspeichern. Bisher befindet sich das Projekt noch in der Testphase und die Prothesen wurden nur von Freiwilligen ohne Amputation getestet. Die Prototypen der Handprothese erwiesen sich dabei als funktional und benutzerfreundlich. Sollte ein marktreifes Produkt aus dem Projekt hervorgehen, könnten Millionen Menschen weltweit profitieren, die bei Unfällen eine Hand verloren haben. |
Literatur
Bidirektionale Steuerung von Handprothesen mit Ultraschallsensoren. Fraunhofer-Gesellschaft Forschung Kompakt, 4. Oktober 2023
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