Therapien im Gespräch

Gefährliche Sirupe

(Di-)Ethylenglykol führte weltweit zu Vergiftungen

gg | In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist etwa jedes zehnte Arzneimittel minderwertig oder gefälscht. Das kostet jedes Jahr zahlreiche Menschenleben. 2023 setzte sich eine Fallserie von erschreckend großem Umfang fort: In sieben Ländern tauchten Sirupe und Suspensionen auf, die mit den nephrotoxischen Substanzen Diethylenglykol und/oder Ethylenglykol kontaminiert waren.

Bereits 2022 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in internationalen Warnmeldungen auf insgesamt zwölf pädiatrische, flüssige Erkältungspräparate aufmerksam gemacht, die mit den nephrotoxischen Substanzen Ethylenglykol und/oder Diethylenglykol verunreinigt waren. Identifiziert wurden diese in Gambia und Indonesien. Im Jahr 2023 kamen zwei weitere Warnmeldungen hinzu: Im ­Januar wurde auf zwei pädiatrische Erkältungspräparate des indischen Herstellers Marion Biotech Pvt. Ltd. in Usbekistan und Kambodscha hinge­wiesen (s. DAZ.online vom 19. Januar). Im Dezember folgte eine Meldung über fünf Präparate des pakistanischen Herstellers Pharmix Laboratories (Pvt.) Ltd, die in den Ländern Malediven, Pakistan, Fidschi, Laos und Belize entdeckt wurden (s. DAZ.online vom 8. Dezember). In allen Präparaten wurden die nephrotoxischen Substanzen Diethylenglykol und/oder Ethylenglykol gefunden. Diethylenglykol und Ethylenglykol werden durch die Alkohol-Dehydrogen­ase zu den sehr reaktiven Metaboliten Glykolaldehyd, Glyoxal und Glyoxylsäure verstoffwechselt, die Vergiftungssymptome wie Erbrechen, Harnverhalt und Kopfschmerzen sowie schwere Nierenschäden verursachen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem akuten Nierenversagen mit Todesfolge kommen. So geht die WHO im Zusammenhang mit den minderwertigen flüssigen Arzneimitteln auch von über 300 Todesfällen aus, die meisten davon Kinder unter fünf Jahren. Wahrscheinlich gelangten die toxischen Substanzen über verunreinigte Ausgangssubstanzen in die Präparate. Als Reaktion auf die Funde wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, etwa Produktrückrufe, das Aussetzen von Herstellungserlaubnissen und Inspektionen von Her­stellungsstätten. Nach wie vor ruft die WHO Hersteller auf, Ausgangs­substanzen wie Glycerin oder Sorbitol gründlich auf Verunreinigungen zu testen. |

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