Arzneimittel und Therapie

Auf Herz und Nieren prüfen

US-amerikanische Fachgesellschaft fasst metabolisches Syndrom weiter

Metabolische Krankheiten wirken sich gegenseitig aufeinander aus, Spätfolgen sind oft kardiovaskuläre und renale Erkrankungen. Um Letztere stärker zu fokussieren und früher in der Therapie zu berücksichtigen, hat die American Heart Association ein neues Leitbild definiert, das Cardiovascular-Kidney-Metabolic-Syndrom.

In ihrer Präsidialempfehlung führt die American Heart Association (AHA) auf, wie verschiedene Krankheitsbilder des metabolischen Syndroms (Adipositas, Typ-2-Diabetes, Hypertonie und Hypertriglyceridämie) mit einer zunehmenden Niereninsuffizienz einhergehen. Dabei können sich die Krankheitsbilder wechselseitig beeinflussen, insbesondere die chronische Nieren­insuffizienz wird nun weniger als Folge, sondern mehr als eigenständiger Eckpfeiler im Zusammenspiel der Erkrankungen eingeordnet. Im Verlauf steigt dann das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinsuffizienz, Arteriosklerose oder koronare Herzkrankheit. Das neu definierte Cardiovascular-Kidney-Metabolic­(CKM)-Syndrom wird in fünf Stadien eingeteilt:

  • Stadium 0: noch keine chronische Niereninsuffizienz oder kardiovaskuläre Erkrankungen; Body Mass Index, Taillenumfang, Blutdruck, Blutzucker- und Blutfettwerte im Normbereich; möglicherweise Prädiktoren anderer Art, z. B. sozioökonomische oder familiäre
  • Stadium 1: Übergewicht, Adipositas oder eine gestörte Glucose-Toleranz, ohne weitere metabolische Risikofaktoren oder chronische Nieren­insuffizienz
  • Stadium 2: bestehende metabolische Risikofaktoren wie Diabetes, Hypertonie, Hypertriglyceridämie bzw. ein metabolisches Syndrom oder eine chronische Niereninsuffizienz
  • Stadium 3: subklinische kardiovaskuläre Erkrankungen, angezeigt durch erhöhte Bio­marker oder auffällige Befunde in bildgebenden Verfahren, oder eine Niereninsuffizienz in fortgeschrittenen Stadien
  • Stadium 4: klinisch manifeste kardiovaskuläre Erkrankungen wie z. B. Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlusskrankheit, eingeteilt in zwei Sub­stadien, je nachdem, ob ein Nierenversagen vorliegt.

Patient ganzheitlich betrachten

Die Autoren merken an, dass zur Diagnose der Niereninsuffizienz neben der glomerulären Filtrationsrate auch eine bestehende Hyperalbuminurie miteinbezogen werden sollte. Zudem weisen sie darauf hin, dass sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen (geringerer Bildungsgrad, geringeres Einkommen, Migrationshintergrund) ein erhöhtes Risiko für ein CKM-­Syndrom haben. Daher empfiehlt die AHA, auch soziale Determinanten im Screening zu berücksichtigen. Hier ist die Prävention essenziell, da sich durch eine gesunde Lebensweise die Manifestation eines CKM-Syndroms unterbinden lässt.

Was steht in deutschen Leitlinien?

Es gibt in Deutschland keine eigenständige Leitlinie zum metabolischen Syndrom. Nach der Nationalen Versorgungs-Leitlinie „Typ-2-Diabetes“ wird es diagnostiziert, wenn drei der folgenden fünf Kriterien erfüllt sind:

  • stammbetonte Adipositas,
  • erhöhte Triglycerid-Werte,
  • erniedrigte HDL-Cholesterol-­Werte,
  • erhöhte Blutdruckwerte und/oder
  • erhöhte Nüchternblut­glucose-Spiegel.

Die chronische Niereninsuffizienz wird mit kardiovaskulären Erkrankungen lediglich als Begleit- und Folgekomplikation bei Typ-2-Diabetes aufgeführt. Trotzdem wird eine Hyper­albuminurie als Risikofaktor für Diabetes genannt [2].

Therapeutische Ansätze

Die adäquate Therapie sollte durch ein Team begleitet werden, in dem neben Ärzten auch spezifische Koordinatoren, Pfleger und Apotheker eingebunden sind. Grundlegend ist zunächst immer eine Lebensstilanpassung. In der medikamentösen Therapie werden vor allem die Vorteile neuer Arzneimittel wie Natrium-Glucose-Cotransporter-2(SGLT2)-Inhibitoren und Glucagon-like-Peptide-1(GLP-1)-Agonisten über die Diabetesbehandlung hinaus hervorgehoben. Die SGLT-2-Inhibitoren wirken sich positiv auf die Entwicklung renaler und kardiovaskulärer Krankheiten aus, und die gewichts­reduzierenden GLP-1-Agonisten senken die kardiovaskuläre Mortalität. Aber auch etablierte Wirkstoffklassen wie Statine oder ACE-Hemmer bzw. AT-1­-Rezeptorantagonisten zeichnen sich durch ihre protektiven Eigenschaften aus.

Die Autoren ordnen die chronische Nierenkrankheit zusammen mit den anderen metabolischen Erkrankungen als Volkskrankheit ein. Die Prävalenz solcher Erkrankungen steigt, doch es sind gute Therapieoptionen verfügbar. |

Literatur

[1] Ndumele CE, Rangaswami J, Chow SL et al. American Heart Association. Cardiovascular-Kidney-Metabolic Health: A Presidential Advisory From the American Heart Association. Circulation 2023, doi: 10.1161/CIR.0000000000001184

[2] Typ-2-Diabetes. Nationale Versorgungs-Leitlinie (NVL), Stand: 15. Mai 2023

Apotheker Simon Siuts

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