Arzneimittel und Therapie

Schützende Zytokine

Warum Kinder seltener schwere COVID-19-Verläufe erleiden

mab | Während der Pandemie kristallisierte sich relativ schnell heraus, dass neben erhöhtem Blutdruck, Diabetes mellitus, Adipositas und Herz­erkrankungen insbesondere das Alter ein gravierender Risikofaktor für schwere SARS-CoV-2-Infektionen ist. So verstarben weniger als 0,001% der infizierten Schulkinder an COVID-19, während die Mortalitätsrate bei betagten Menschen bei über 10% lag. Trotz identischer Viruslast zu Infektions­beginn litten Kinder im Vergleich zu älteren Personen an weniger Symptomen und erholten sich schneller. Bereits im vergangenen Jahr haben Forscher des Berlin Institute of Health in der Charité in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungs­zentrum (DKFZ) herausgefunden, dass Kinder einen erhöhten Anteil von Sensorproteinen in den Epithelzellen der Nasenschleimhaut aufweisen. Sensorproteine erkennen virale RNA und lösen in Folge eine Interferon-Antwort aus. Im nächsten Schritt gingen die Forscher der Frage nach, warum Kinder über mehr Sensorproteine verfügen. Dabei konnten sie feststellen, dass die kindliche Nasenschleimhaut nicht nur mehr Immunzellen aufweist, sondern auch im gesunden Zustand mehr Zytokine produziert. Als Botenstoff zwischen Immunsystem und Schleimhautzellen regen Zytokine in Folge die Produktion von Sensorproteinen an. Marco Binder vom DKFZ erklärt: „Wir konnten zeigen, dass die Anwesenheit niedriger Dosen dieser Zytokine die Epithelzellen der Atemwege in erhöhter Alarmbereitschaft hält. Die Schleimhautzellen wappnen sich dann, indem sie die Produktion der Virus-Sensorproteine hochfahren und können so weitaus schneller auf die Infektion mit SARS-CoV-2 reagieren.“ Dies ermöglicht Kindern einen starken angeborenen Schutzmechanismus gegen Atemwegsinfekte, der wahrscheinlich auch bei anderen Viren als SARS-CoV-2 greift. Binder sieht Potenzial, ausgehend von den Erkenntnissen künftig prophylaktische Strategien für Atemwegsinfektionen zu erforschen. „Solche Ansätze könnten darauf abzielen, die zelluläre Zusammensetzung des Schleimhautgewebes von Kindern nachzuahmen, z. B. durch Inhalation von niedrig dosierten Zytokin-Präparaten.“ |

Literatur

SARS-CoV-2: Aktiveres Immunsystem in den Atemwegen schützt Kinder vor schweren Verläufen. Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) vom 18. Oktober 2023

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