Gleich und gleich

mp | Der Erfolg einer Psychotherapie hängt davon ab, welche Persönlichkeiten beim Kontakt von Patienten und Therapeuten aufeinandertreffen. Das zeigten die Forscher Rivka Shir und Orya Tishby mit einer Studie, die sie nun veröffentlichten. Sie rekrutierten 77 Patienten mit leichten Depressionen oder Angststörungen sowie 48 Psychotherapeuten. Alle Teilnehmer lieferten den Autoren per Fragebogen Hinweise auf ihre Persönlichkeit. Dazu nutzten sie das Fünf-Faktoren-­Modell. Es beschreibt Menschen als eher tendenziell gesellig, gewissenhaft, neurotisch, verträglich oder aufgeschlossen. Es folgten zwischen 3 und 18 Sitzungen. Anschließend erfassten die Autoren den Behandlungserfolg und setzten ihn mit den Persönlichkeiten ins Verhältnis. Nur zwei Persönlichkeitstendenzen beeinflussten die Therapie: die Verträglichkeit und der Neurotizismus. Waren sowohl Patient als auch Psychotherapeut vor der Behandlung wenig neurotisch, wirkte sich das gut auf die Symptome aus. Ein gleiches Ergebnis zeigte sich, wenn beide Parteien gewissenhaft waren. Das überrascht kaum: Neurotische Charakterzüge können die Therapie erschweren, wohingegen Gewissenhaftigkeit ein Indikator für Erfolg ist. Doch die Behandlung war ebenso erfolgreich, wenn Patienten und Therapeuten gemeinsam sehr neurotisch oder wenig gewissenhaft waren. Vielleicht, so überlegen die Autoren, helfen diese Gemeinsamkeiten sowohl Patient als auch Therapeut, entspannter und einfühlsamer mit­einander zu arbeiten. Die Studie hatte aber Schwächen: Einerseits war die Probandenzahl gering, andererseits fehlte den teilnehmenden Psychotherapeuten Erfahrung. Die Untersuchung zeigt aber: Würden Patienten mit denjenigen Therapeuten zusammen­gebracht werden, die besser zu ihnen passen, könnte das die Psychotherapie effizienter machen. |