Aus den Ländern

Zu Besuch im Sterillabor

VZA-Vorstand trifft sich mit Bundestagsabgeordnetem Dr. Georg Kippels

msw | Am 25. August 2023 besuchte der Bundestagsabgeordnete Dr. Georg Kippels (CDU/CSU) mit dem Präsident des Verbandes der Zyto­statika herstellenden Apotheker (VZA) Dr. Klaus Peterseim, VZA-­Geschäftsführerin Christiane Müller und dem Onkologen Dr. Dirk Buschmann die Sterilherstellung in der Kronen-Apotheke Michael Marxen und Dr. Klaus Ruberg OHG in Wesseling. Gesprächsbedarf gab es nach den Berichten rund um „das Krebskartell“ zur Genüge. Auch die Regionalisierung der Versorgung von Krebspatienten, Versorgungsumsteuerungen über MVZ-Struk­turen und Nullretaxationen durch Krankenkassen wurden diskutiert.
Foto: DAZ/msw

Dr. Dirk Buschmann, Dr. Klaus Peterseim, Dr. Klaus Ruberg, Michael Marxen, Christiane Müller, Dr. Georg Kippels (MdB, CDU/CSU), Judith Lohmar und Nicole Brinkmann (v. l.) in den Räumlichkeiten des Sterillabors der Kronen-Apotheke Marxen OHG in Wesseling.


Die Herstellung von sterilen Zytosta­tika erfordert ein hohes Maß an Fachkenntnissen, Präzision und Sicherheitsbewusstsein. Anders als in der Berichterstattung „Das Krebskartell“ vom ARD-Magazin „Monitor“ im Juli 2023 dargestellt, umfasst der Herstellungsvorgang weit mehr als das simple Spritzen eines Wirkstoffs in eine Kochsalzlösung. Von dem wahren Arbeitsaufwand der Herstellung von applikationsfertigen Zytostatika für individuelle onkologische Behandlungen und anderen Infusionslösungen zur parenteralen Anwendung konnte sich der Bundestagsabgeordnete Dr. Georg Kippels aus dem Rhein-Erft-Kreis im Sterillabor von Michael Marxen, Vizepräsident des Verbandes der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker e. V. (VZA), und seinem Geschäftspartner Dr. Klaus Ruberg in Wesseling einen Eindruck machen. In dem externen Neubau, in den Marxen und Ruberg 2020 aus der ehemaligen Apotheken-Raumeinheit umsiedelten, arbeitet ein 20-köpfiges Team. Allein der Einbau des Reinraumes kostete circa 1 Million Euro. Das Labor versorgt drei onkologische Praxen und eine Klinikambulanz, alle im näheren Umfeld mit einer Fahrzeit bis zu 30 Minuten. Zudem werden dort Infusionen für die Palliativversorgung (z. B. Schmerzpumpen) und Infusionslösungen für Ernährungstherapien hergestellt.

Foto: Prof. Hartwig Bohne

PTA Judith Lohmar demonstrierte die Herstellung einer applikationsfertigen Zytostatika-Zubereitung.

Einblick in die Laborpraxis

Die Leiterin des Sterillabors, Apothekerin Nicole Brinkmann, sowie die Teamleitung, PTA Judith Lohmar, gaben einen Einblick in die korrekte Herstellungspraxis – angefangen vom zeitaufwendigen Einschleusen von Materialien und Personal, der komplexen Zubereitung unter Einhaltung aller Sicherheitsaspekte bis hin zum Hygienemonitoring, der Dokumentation und dem Qualitätsmanagement. Kippels zeigte sich sichtlich beeindruckt von dem Aufwand, der bei jedem Herstellungsvorgang Standard ist, und lobte die Mitarbeiterinnen für die Präzision, mit der sie ihre verantwortungsvollen Aufgaben erledigen.

Regional statt zentral

In einer Gesprächsrunde diskutierten Kippels, Marxen und Ruberg mit VZA-Präsident Dr. Klaus Peterseim, VZA-Geschäftsführerin Christiane Müller und dem Onkologen Dr. Dirk Buschmann über aktuelle Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten in der Versorgung onkologischer Patienten. Aus ärztlicher Sicht sei eine regionale Versorgung der meist multimorbiden Patienten unverzichtbar, erklärte Buschmann. Seine Praxis­gemeinschaft, zu der vier Arztpraxen gehören, arbeitet an jedem Standort mit einer regionalen Apotheke zusammen. Auch der VZA setzt sich seit Langem für das Regionalprinzip in der Zytostatika-Versorgung ein, weil die enge, kommunikative Zusammenarbeit zwischen dem behandelnden Arzt und der versorgenden Apotheke zwingend sei und Patienten sowie die anwendenden Arztpraxen bedarfsgerecht und zeitkritisch versorgt werden müssen.

Wirtschaftliche Sicherheit

Doch um die ortsnahen Strukturen aufrecht erhalten zu können, müsse die Kostenerstattung für die herstellenden Apotheken gesichert sein. Der VZA setzt sich für eine Entkopplung von Einkaufsvorteilen ein. Im Gegenzug müsse der Herstellungszuschlag, der den Aufwand der Apotheken für die Herstellung einer patientenindividuellen Zubereitung vergüten soll, auskömmlich gestaltet sein. Laut eines Gutachtens der REFA Consulting AG vom 15. Juni 2022 waren zum damaligen Zeitpunkt ohne Inflationsausgleich circa 147 Euro notwendig, um die Kosten pro hergestellter Zubereitung decken zu können. Aktuell liegt der einheitliche Arbeitspreis für die Herstellung Zytostatika-haltiger parenteraler Zubereitungen, parenteraler Lösungen mit monoklonalen Antikörpern sowie parenteraler Calcium- und Natriumfolinat-Lösungen bei 100 Euro. Zusätzlich belasten Nullretaxationen aufgrund von Formfehlern die herstellenden Apotheken und erhöhen das Risiko, dass Sterillabore wegen Unrentabilität geschlossen werden. Zudem müssten laut VZA bei Medizinischen Versorgungszentren nicht im Patienteninteresse liegende Versorgungsumsteuerungen gesetzlich unterbunden und die MVZ-Trägerschaft an einen regionalen und fachlichen Bezug geknüpft werden. |

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