Prisma

Kinder ja oder nein?

Wie Persönlichkeit die Familienplanung prägt

Foto: Goffkein/AdobeStock

mp | Die wichtigsten Faktoren, die dafür oder dagegen sprechen, ein Kind zu zeugen, waren bis Mitte des 20. Jahrhunderts Geld, Nahrung oder Obdach. Ein wichtiger Faktor kam hinzu, seit Ende der 1950er-Jahre sichere Abtreibungs- und Verhütungsmethoden zugänglich wurden. Sozio­logen nehmen an, dass nun die individuelle Selbstverwirklichung einer jeden Person ihr späteres Familienbild prägt. Welche Rolle spielt die Persönlichkeitsstruktur für die Familienplanung im heutigen Deutschland? Diese Frage erforschte Steffen Peters für seine Dissertation am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Dafür griff er auf Daten des sozio-ökonomischen Panels zurück, das seit 1984 regelmäßig Informationen zu deutschen Haushalten liefert. Steffen Peters konzentrierte sich auf die Jahre 2005 bis 2017. Um die Persönlichkeit einzuordnen, nutze er das „Fünf-Faktoren-Modell“, das als Standard der Persönlichkeitsforschung gilt. Es teilt Menschen nach fünf Tendenzen ein: Geselligkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Verträglichkeit und Aufgeschlossenheit. Aus den Daten des Panels leitete Peters so die Persönlichkeit her und prüfte, inwiefern sie damit zusammenhängt, wer sich für oder gegen ein erstes oder zweites Kind entscheidet. Steffen Peters überraschten seine Ergebnisse. Denn entgegen früherer Studien hatten die Persönlichkeitsmerkmale der Frauen kaum Einfluss auf das spätere Familienbild. Extrovertierte Männer hatten hingegen eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein erstes Kind zu zeugen, aber eine geringere für ein zweites Kind. Für die Ergebnisse könnte es viele Erklärungen geben. Etwa die, dass unsere Persönlichkeitsstruktur veränderbar ist – insbesondere bei einschneidenden Erlebnissen wie der Geburt des ersten Kindes. Um kausale Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeit und dem Familienbild zu finden, könnte künftig erforscht werden, wie und wann genau sich die Wesenszüge im Laufe unseres Lebens ändern. |
 

Literatur

Peters, S. The prospective power of personality for childbearing: a longitudinal study based on data from Germany. Genus 2023, https://doi.org/10.1186/s41118-023-00184-y

Elternschaft – eine Persönlichkeitsfrage. Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft vom 1. August 2023, www.mpg.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.