Prisma

Schlau im Schlaf?

Nickerchen führt zu mehr Hirnvolumen

Foto: Prostock-studio/AdobeStock

us | Kleinkinder halten Mittagsschlaf und gewöhnen ihn sich meist um das dritte Lebensjahr ab. Mit dem Renten­alter beginnen viele Menschen, ihn wieder zu halten. Nach einem kurzen „Nap“ von fünf bis fünfzehn Minuten fühlt man sich erfrischt, und die kognitive Leistung nimmt für einige Stunden messbar zu. Wer länger schläft, fühlt sich im Anschluss oft etwas groggy, und die kognitive Leistung ist kurzfristig reduziert, dafür aber im späteren Verlauf des Tages erhöht. Eine Gruppe von Epidemiologen des University College London wollte nun herausfinden, ob die Assoziationen zwischen Nickerchen und kognitiver Leistung tatsächlich kausal sind. Sie bedienten sich eines Datensatzes der UK Biobank mit fast 380.000 Individuen. Von gut 35.000 der Personen standen sowohl Genotyp-Daten als auch MRT-Hirnscans zur Verfügung. Insgesamt waren unter den Personen, die angegeben hatten, regelmäßige Nickerchen zu halten, mehr Raucher, Diabetiker und Patienten mit Bluthochdruck und Herzkrankheiten. Mithilfe der Genom-Daten führten die Forschenden eine Mendelsche Randomisierung durch, die es erlaubt, ohne experimentelle Studien die Kausalität einer Assoziation zu überprüfen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Verteilung genetischer Merkmale in einer Population zufällig ist. Mittels der Genom-Daten konnten die Forscher Individuen identifizieren, die genetische Risikofaktoren für Schlaf­apnoe oder exzessive Tagesschläfrigkeit aufwiesen. Die statistische Auswertung ergab eine moderate kausale Assoziation zwischen regelmäßigen Nickerchen und einem größeren gesamten Hirn­volumen. Als weitere Endpunkte wurde das Hippocampusvolumen untersucht, die Reaktionszeit und das visuelle Gedächtnis. Hier zeigten sich keine Assoziationen. Dass Schlaf und ein größeres Gehirnvolumen positiv assoziiert sind, ist zwar wenig sensationell, die Ergebnisse untermauern aber, wie wichtig ausreichend gesunder Schlaf für ein leistungsfähiges Gehirn ist. |

Literatur

Paz V et al. Is there an association between daytime napping, cognitive function, and brain volume? A Mendelian randomization study in the UK Biobank. Sleep Health 2023;23:2352-7218

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