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Sportmedizin

Gefährliche Kombi Schmerzmittel und Sport

Warum die prophylaktische Anwendung von Analgetika keine gute Idee ist

Sport ist gesund und hält fit, zumindest solange er in moderater Intensität durchgeführt wird. Anders sieht es aus, wenn Sportler an ihre Grenzen gehen oder sogar unter Schmerzen trainieren bzw. an Wettkämpfen teilnehmen. Sportler sind gut beraten, auf ihren Körper zu hören und auftretende Schmerzen als Warnsignale wahr- und ernst zu nehmen. Sport unter dem Einfluss vermeintlich harmloser Schmerzmittel ist gefährlich. | Von Daniela Leopoldt

Der Schmerzmittelkonsum bei Hochleistungs- und Profisportlern ist hoch. Zahlreiche Sportler, die unter Leistungsdruck stehen, nehmen vor Wettkämpfen, und nicht selten auch zu Trainingszeiten, Schmerzmittel ein oder bekommen sie verabreicht, um die Leistung zu steigern bzw. durch Schmerzen keine Leistungseinbußen zu erfahren. Das hatten unter anderem die ARD-Reportagen „Hau rein die Pille“ und „No Limits“ für den Bereich des Fußballs gezeigt. Viele Sportler nehmen Schmerzmittel vorbeugend, in der Annahme, sie könnten dann länger und härter trainieren. Dies ist jedoch ein Irrglaube. Schmerztherapeutisch macht die prophylaktische Einnahme von Schmerzmitteln keinen Sinn. Im Gegenteil, Schmerzmittel, die vor oder während dem Sport eingenommen werden, haben keinen nachweisbaren Nutzen, gefährden aber die Gesundheit [1 – 3].

Sorgloser Umgang mit Schmerzmitteln

Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac stehen nicht auf der Dopingliste und sind jederzeit und nahezu überall rezeptfrei erhältlich. Diese und andere Schmerzmittel werden meist von den Sportlern selbstständig und auf eigene Verantwortung eingenommen, zum Teil aber auch von Teamärzten verordnet oder verabreicht. Deshalb sind nicht nur Athleten, sondern häufig auch Mannschaftsärzte, Trainer und Betreuer für den sorglosen Umgang mit Schmerzmitteln mit verantwortlich. So stehen gerade im Leistungssport auch sie unter großem Druck, verletzte Athleten möglichst schnell wieder fit zu machen. Darüber hinaus spielen die Verbände, aber auch die Öffentlichkeit und die Medien eine Rolle. Angestoßen von der Berichterstattung in verschiedenen Medien über Schmerzmittelmissbrauch im Sport hielt der Sportausschuss des Bundestages im Januar 2021 eine öffentliche Anhörung zu diesem Thema ab. Neben Vertretern der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) und der Fédération Internationale des Associations de Footballeurs Professionnels (FIFPro) waren Einzelsachverständige auf dem Gebiet der Sportmedizin geladen. Alle Sachverständigen waren sich einig, dass es einer verstärkten gesundheitlichen Aufklärung und Prävention bedarf, um dem hohen Schmerzmittelkonsum im Sport, aber auch in der Gesellschaft allgemein entgegenzutreten. Als besonders problematisch wurde die Selbstmedikation betrachtet. Die Folge waren Forderungen nach einer Rezeptpflicht und Diskussionen über die Aufnahme von Schmerzmitteln in die Dopingliste.

Es bleibt jedoch fraglich, ob Verbote die Lösung des Problems darstellen. Sie wären schwer umzusetzen und zu kontrollieren, und der Bereich des Amateur- und Breitensports würde damit kaum erfasst werden. Sportler sollten die Möglichkeit haben, Schmerzmittel einzusetzen, wenn sie diese tatsächlich benötigen. Die NADA setzt auf Aufklärung, wobei das gesamte Umfeld des Athleten eingeschlossen werden muss, inklusive Betreuer, medizinisches Personal und Trainer. Darüber hinaus schlug die NADA vor, ausgewählte Analgetika auf die Beobachtungsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zu setzen. So ist das niederpotente Opioid-Analgetikum Tramadol zwar nicht rezeptfrei erhältlich, stand aber bislang auch nicht auf der Dopingliste. Das soll sich ab dem kommenden Jahr ändern. Die WADA setzte Tramadol, für das inzwischen auch eine leistungssteigernde Wirkung gezeigt worden ist, ab 2024 auf die Dopingliste, sofern es im Wettkampf gebraucht wird [1, 2, 4].

Analgetika-Konsum bei Spitzen- und Leistungssportlern verbreitet

Der Gebrauch von Schmerzmitteln im Spitzensport variiert von Sportart zu Sportart erheblich. Die Auswertung von Dopingkontrollformularen, die im Rahmen von Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen, Wettkämpfen oder im Training eingeholt wurden, zeigen Prozentsätze von 2,8% (Profitennis) bis 54,2% (Profifußball). Besonders anfällig für Schmerzmittelmissbrauch scheinen Kraft- und Ausdauersportler zu sein. Je länger und anstrengender ein Wettkampf, desto häufiger werden Schmerzmittel auch prophylaktisch eingenommen. Darüber hinaus zeigen Einzelstudien einen erhöhten Schmerzmittelkonsum unter anderem für Hand- und Basketballer, Taucher, Mountainbiker und Triathleten. Publik wurde der hohe Schmerzmittelkonsum vor allem bei Fußballern und Marathonläufern.

Studien der FIFA (Fédération Internationale de Football Association), die im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaften zwischen 2002 und 2018 durchgeführt wurden, belegen den hohen Gebrauch an Schmerzmitteln bei Fußballern. So nahmen mehr als ein Drittel (39%) aller Turnierteilnehmer bei der WM 2010 in Südafrika vor dem Spiel Schmerzmittel ein, und 60% aller Spieler gaben an, regelmäßig Schmerz­tabletten einzunehmen. Obwohl der FIFA-Chefarzt den zunehmenden Schmerzmittelmissbrauch im Fußball bereits nach der WM 2010 kritisierte und strengere Regeln forderte, blieb der Schmerzmittelgebrauch auch bei der WM 2014 in Brasilien auf einem hohen Niveau [5 – 7].

Schmerzmittel im Freizeitsport

Aber nicht nur im hoch bezahlten Profi- und Hochleistungssport spielt der Missbrauch von Schmerzmitteln eine Rolle. Zwar gibt es für Amateur- und Freizeitsportler kaum gesicherte Daten, dennoch tauchen immer wieder Hinweise und Berichte auf, dass auch sie leichtfertig und prophylaktisch Schmerzmittel einnehmen. Seit einigen Jahren erfreuen sich vor allem Langstreckenläufe zunehmender Beliebtheit, und auch untrainierte Amateursportler aller Altersgruppen sehen eine Teilnahme an Marathon, Halbmarathon oder 10-km-Läufen als spannende Herausforderung an. Umfragen beim Boston-Marathon im Jahr 2002 zeigten, dass zwei Drittel der Teilnehmer vor dem Start Schmerzmittel eingenommen hatten. Befragungen der Teilnehmer des Bonn-Marathons in den Jahren 2009 und 2010 ergaben, dass zwei Drittel bzw. die Hälfte vor dem Start Schmerzmittel konsumiert hatten. Neben Diclofenac und Ibuprofen, die am häufigsten angewendet wurden, wurde auch die Einnahme von Acetylsalicylsäure, Meloxicam, Metamizol, Naproxen und Paracetamol angegeben. Nur ein kleiner Teil der Läufer, die Schmerzmittel einnahmen, litt dabei tatsächlich unter Schmerzen. Vielmehr sollte mit der vorbeugenden Einnahme das Auftreten von Schmerzen während und nach dem Lauf verhindert werden. Damit wurden die Arzneimittel jedoch zum falschen Zeitpunkt und häufig auch in zu hoher Dosis (> 600 mg Ibuprofen und > 50 mg Diclofenac) angewendet. Richtig eingenommen, das heißt am Ende der Laufbelastung und in korrekter Dosierung, sind die Schmerzmittel durchaus geeignet, Muskel- und Gelenkschmerzen zu reduzieren. Mehr als 80% der Anwender hatten zudem vorab nicht ihre Tauglichkeit überprüft bzw. einen Arzt oder Apotheker konsultiert [3, 8, 9].

Im Gegensatz zu den Befragungen beim Bonn-Marathon kam eine an der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführte und im Jahr 2018 veröffentlichte Studie zu einem anderen Ergebnis. Nur 17% der befragten Teilnehmer des Marathons in Hannover gaben an, je Schmerzmittel vor einem Marathon eingenommen zu haben. In einer aktuellen, auf systematischer Literaturrecherche beruhenden Übersichtsarbeit kommen Sportwissenschaftler und Ärzte um Prof. Dr. Dieter Leyk, Deutsche Sporthochschule Köln, zu dem Schluss, dass keine wissenschaftlich belastbaren Belege für einen verbreiteten Schmerzmittelkonsum im Breitensport vorliegen. Ihr Fazit: Es gibt nur wenige, selektive, sich teilweise widersprechende Einzelstudien, die ihrer Ansicht nach nicht repräsentativ für den großen heterogenen Bereich des Breitensports sind. Auch eine von den Autoren selbst durchgeführte bundesweite Online-Erhebung im Ausdauersport mit über 50.000 Teilnehmern von insgesamt mehr als 100 Laufveranstaltungen im Zeitraum von 2016 bis 2020 hatte ergeben, dass nur 2,1% der Befragten Schmerzmittel in Verbindung mit sportlichen Aktivitäten konsumierten. Als Hauptgrund für die Arzneimitteleinnahme wurden Beschwerden am Bewegungsapparat angegeben. Nur 0,4% der Sportler gaben an, mindestens einmal pro Woche Schmerzmittel einzunehmen. Auch wenn dies nur ein kleiner Prozentsatz ist, kann jedoch jeder einzelne von ihnen unnötigerweise zu einem tragischen Einzelfall werden [5, 10, 11].

Welche gesundheitlichen Probleme traten nach Schmerzmitteleinnahme auf?

Bei einer Umfrage füllten von den ca. 7000 Teilnehmern des Bonn-Marathons 4000 einen Fragebogen aus, in dem sie nach dem Analgetika-Konsum vor dem Sport befragt wurden. Mehr als die Hälfte der befragten Athleten gaben an, vor dem Rennen Schmerzmittel eingenommen zu haben, die meisten von ihnen ohne ärztlichen Rat – mit teils fatalen Auswirkungen:

  • Schmerzmitteleinnahme vor dem Start verhinderte nicht das Auftreten von Muskelkrämpfen während oder nach dem Lauf.
  • Laufabbruch wegen Muskelschmerzen war etwas seltener, Abbruch wegen Darmkrämpfen war dagegen häufiger.
  • Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Beschwerden und Nierenschäden waren nach Schmerzmitteleinnahme insgesamt achtmal häufiger.
  • Darmkrämpfe und Blutungen waren siebenmal häufiger.
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden waren fünfmal häufiger.
  • Blutiger Urin trat ausschließlich nach Schmerzmitteleinnahme auf.
  • Insgesamt wurde über neun Krankenhauseinweisungen berichtet – drei wegen temporären Nierenver­sagens (Ibuprofen), vier wegen Magen-Darm-Blutungen (Acetylsalicylsäure) und zwei aufgrund von Herz­infarkten (Acetylsalicylsäure).
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(nach [8])

Nierenwerte im Blick behalten

Ausdauersport stellt eine große Belastung für den ganzen Körper dar, und verschiedene Mechanismen tragen dazu bei, dass bei falschem Gebrauch von Schmerzmitteln potenziell lebensbedrohliche Organschädigungen auftreten können (s. Kasten „Welche gesundheitlichen Probleme traten nach Schmerzmitteleinnahme auf?“ und Kasten „Wie kommt es im Ausdauersport zur Organschädigung?“). Missbräuchliche Anwendung von NSAID schädigt die Blutgefäße und kann zu Magen-Darm-Blutungen und Nierenversagen führen. Durch Hemmung der Cyclooxygenase wird die Produktion und damit die Schutzwirkung der Prosta­glandine im Gastrointestinaltrakt, im Herz-Kreislauf-System und den Nieren beeinträchtigt. Besonders gefährlich ist, dass sich viele Nebenwirkungen oft erst Jahre später bemerkbar machen. Die häufig auftretenden Blutungen in Magen-Darm-Trakt und Nieren werden nur selten mit Arzneimittelkonsum und sportlicher Belastung in Verbindung gebracht. In dem Zusammenhang ist auch die sogenannte „Sportleranämie“ zu erwähnen, die häufig bei Ausdauersportlern diagnostiziert und bei Nierenschädigung mit Hämaturie verstärkt wird.

Wie kommt es im Ausdauersport zur Organschädigung?

Es werden verschiedene Mechanismen diskutiert, die im Zusammenhang mit Ausdauersport zur Organschädigung beitragen und sich gegenseitig verstärken können:

  • Erhöhter Sauerstoffbedarf der Muskulatur führt zu einer stark verminderten Durchblutung im Magen-Darm-Trakt und einer verminderten Durchblutung der Nieren.
  • Stoß- und Schüttelbewegungen führen zu einer Beeinträchtigung der Funktion und Integrität der inneren Organe. So wird unter anderem die Barrierefunktion der Darmwand gestört.
  • Die Durchlässigkeit des Magen-Darm-Trakts wird durch Schmerzmittel erhöht. Dadurch treten vermehrt Bakterien und Toxine im Blut auf und erhöhen die Durchlässigkeit weiter. Schädigende Wirkung der Toxine führt zu einer weiteren Einschränkung der Nierenfunktion.
  • Erhöhte Tendenz zur Thrombozytenaggregation erhöht das Risiko für thromboembolische Ereignisse.

(nach [3, 8, 10])

Die Kombination aus Dehydrierung, verminderter Durchblutung der Nieren (wegen Umverteilung bei körperlicher Aktivität) und Prostaglandin-Mangel durch NSAID bilden häufig die Ursache von irreversiblen Nierenschäden. Bei Belastung fallen durch Dehydrierung und eventuelle Muskelschädigungen vermehrt Stoffwechselprodukte an, die über die Nieren ausgeschieden werden. Andauernde Belastung in Verbindung mit Schmerzmitteleinnahme kann zu akutem Nierenversagen und chronischer Niereninsuffizienz führen. Prominentes Beispiel ist der ehemalige Fußballprofi Ivan Klasnic, der bereits mehrfach eine Nierentransplantation erhalten hat. Er selbst macht die Mannschaftsärzte seines ehemaligen Vereins dafür verantwortlich, da sie ihn trotz schlechter Nierenwerte weiterhin mit Diclofenac behandelt hatten. Da eine Nierenschädigung meist erst spät bemerkt wird, ist es umso wichtiger, bei Sportlern verstärkt die Nierenwerte im Blick zu haben. Auch ambitionierte Freizeitsportler sollten diese regelmäßig überprüfen lassen und bei Auffälligkeiten rechtzeitig einen Nephrologen aufsuchen [3, 5, 8, 9].

Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko

Schmerzmittel, die vor oder während des Sports eingenommen werden, erhöhen auch das Risiko für Störungen im Elektrolythaushalt (z. B. Hyponatriämie), was sich in lokalen Muskelkrämpfen, Krampfanfällen und Herzrhythmusstörungen äußern kann. Das erhöhte kardiovaskuläre Risiko im Zusammenhang mit NSAID ist lange bekannt. Zu den möglicherweise auftretenden kardiovaskulären Problemen gehören Blutdruckstörungen, Herzinsuffizienz, Myokard­infarkt und Herzstillstand. Immer wieder wird von jungen, gut trainierten Sportlern berichtet, die plötzlich verstorben sind. In diesen Fällen spielten häufig auch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel wie Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen eine Rolle. Die verstärkte Blutungsneigung durch Acetylsalicylsäure kann bei Verletzungen problematisch werden und bei erforderlichen Operationen zu Verzögerungen führen [3, 5, 8 – 10].

Bewegungsapparat – schlechtere Heilung unter NSAID

Schmerzmittelkonsum fördert auch Verletzungen am Bewegungsapparat. Da Schmerzen als Warnsignal unterdrückt werden, sind bei fehlender Regeneration und weiterer Belastung Schäden an Muskeln und Gelenken zu erwarten (z. B. Muskelfaserriss, Bänder- und Gelenkverletzungen und Ermüdungsbrüche [Stressfrakturen]). Nach einer verletzungs- oder schmerzbedingten Trainingspause besteht die Gefahr, dass unter dem Einfluss von Schmerzmitteln das Training bzw. die Belastungssteigerung zu früh wieder aufgenommen wird. NSAID verzögern zudem den Heilungsprozess. So ist insbesondere das schnellere Fortschreiten von Hüft- und Knie­arthrosen unter dem Einfluss von NSAID gezeigt worden. Auch eine verzögerte Knochenheilung nach Frakturen wird diskutiert [5].

Erholungsphasen statt Schmerzmittel

Wer seine Schmerzschwelle erhöhen möchte, kann dies durch rechtzeitiges und regelmäßiges Training tun. Wichtig sind ausreichende Erholungsphasen, um eine Überbeanspruchung zu vermeiden. Fehlen Erholungsphasen oder sind diese zu kurz, führt die dauerhafte Überbeanspruchung unweigerlich zu Schmerzen und Leistungsabfall. Keinesfalls sollten Schmerzmittel eingenommen werden, um dennoch am Training oder an Wettkämpfen teilzunehmen, da oftmals Verletzungen die Folge sind. Sportler sind gut beraten, den Heilungsprozess abzuwarten und die Schmerzmitteleinnahme mit dem behandelnden Arzt abzustimmen. Erst im Anschluss an den Heilungsprozess sollte wieder mit dem Training begonnen werden.

Schmerzmittel sollten nicht „prophylaktisch“ vor oder während einem Lauf, Training oder Wettkampf eingenommen werden. Die Einnahme ist allenfalls kurzfristig und nach dem Sport gerechtfertigt, wenn Herz und Kreislauf sich beruhigt haben und der Sportler genügend Flüssigkeit zu sich genommen hat. Hier sind vor allem isotone Lösungen zu empfehlen. Damit kann Herz-Kreislauf- und Nieren-Problemen entgegengewirkt werden.

Auf einen Blick

  • Häufiger Schmerzmittelkonsum ist im Profi- und Hochleistungssport, zum Teil auch im ambitionierten Leistungssport, weit verbreitet.
  • Für die vielfach berichtete, weit verbreitete missbräuchliche Anwendung von Schmerzmitteln im Breitensport gibt es keine verlässlichen Daten.
  • Schmerzmittel werden von Sportlern häufig prophylaktisch (das heißt ohne Vorliegen von Beschwerden) eingenommen.
  • Arzneimittelmissbrauch kann insbesondere in Kombination mit sportlicher Belastung zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, auch bei jungen Athleten.
  • Schwerwiegende Nebenwirkungen sind vor allem Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Blutungen und Nierenversagen.
  • Sportler wie auch alle anderen Schmerzmittelkonsumenten müssen besser über Risiken und Nebenwirkungen von Schmerzmitteln aufgeklärt werden.

Apotheker in der Pflicht

Der sorglose Umgang mit Schmerzmitteln stellt nicht nur im Sport, sondern generell ein gesellschaftliches Problem dar. So liegt der schädliche Schmerzmittelkonsum in Deutschland mit 7,6% deutlich höher als der von Alkohol (2,8%), und die Abhängigkeit von Schmerzmitteln ist in etwa gleich hoch wie die von Alkohol. Vor diesem Hintergrund sollten sich Apotheker ihrer Pflicht bewusst sein und bei jeder Abgabe rezeptfreier Analgetika Aufklärungsarbeit leisten [5].

Insbesondere Patienten, die an einer Nierenerkrankung oder Bluthochdruck leiden, sollten nicht eigenmächtig zu Schmerzmitteln greifen, sondern das mit ihrem Arzt besprechen. Werden Schmerzmittel eingenommen, ist auf die Tageshöchstdosis und die richtigen Zeitabstände zwischen den Einzeldosen zu achten. Bei der Einnahme von schleimhautschädigenden Arzneimitteln wie z. B. Ibuprofen bietet sich die zusätzliche Einnahme eines Protonenpumpenhemmers wie Omeprazol oder Pantoprazol an.

Fazit

Werden Schmerzmittel ihrer Indikation entsprechend kurzfristig und in korrekter Dosierung angewendet, sind sie hilfreich und können durch Sport ausgelöste Schmerzen lindern. Falsch angewendet jedoch, und dazu gehören der chronische und der prophylaktische Gebrauch, stellen sie eine Gefahr dar, die potenziell lebensbedrohlich sein kann. Um den verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit diesen Arzneimitteln präventiv zu fördern, muss die Problematik weiterhin öffentlich thematisiert und das Bewusstsein für die häufig weitreichenden Spätfolgen sowohl bei Profi- und Leistungssportlern als auch bei Vereinen des Breitensports entwickelt und verbessert werden. Sportler, die Schmerzmittel anwenden, sollten sich über die Risiken bewusst sein und mögliche Nebenwirkungen und Gefahren im Zusammenhang mit der kurzfristigen Einnahme hoher Dosen, aber auch der langfristigen Einnahme niedriger Dosen nicht unterschätzen. Kritisch hinterfragt werden sollte die intensive Bewerbung von Analgetika unter anderem im Fernsehen sowie die Funktion von Schmerzmittelherstellern als Sponsoren im Sport. Oftmals werden Schmerzmittel hier als schnelle unkomplizierte Lösung angepriesen, was die freizügige Einnahme und den Missbrauch fördert [9]. |

 

Literatur

 [1] Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. zur öffentlichen Anhörung der 63. Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages am 27.01.2021, www.schmerzgesellschaft.de

 [2] Seppelt et al. „No Limits“: Druck, Schmerzmittel, Doping – Das Pillen-Problem im Milliarden-Business. ARD-Film zu Überlastung im Fußball. Stand: 1. Dezember 2022, www.sportschau.de/fussball/no-limits-ard-film-zur-ueber-lastung-im-fussball

 [3] Brune K et al. Schmerzmittel – fataler Einsatz im Breitensport. Deutsche Apotheker Zeitung 2009;43:68-73

 [4] Deutscher Bundestag, Schmerzmittelkonsum im Sport und in der Gesellschaft, Öffentliche Anhörung des Sportausschusses im Bundestag, 27. Januar 2021, www.bundestag.de

 [5] Leyk D et al. Analgesic use in sports-results of a systematic literature review. Dtsch Arztebl Int 2023;120:155-161

 [6] Tscholl PM und Dvorak J. Abuse of medication during international football competition in 2010 – lesson not learned. British Journal of Sports Medicine 2012;46:1140-1141

 [7] Vaso M et al. Use and abuse of medication during 2014 FIFA World Cup Brazil: a retrospective survey.BMJ Open 2015;5:e007608

 [8] Küster M et al. Consumption of analgesics before a marathon and the incidence of cardiovascular, gastrointestinal and renal poblems: a cohort study. BMJ Open 2013;3:e002090

 [9] Reichhardt A. Missbrauch auch im Breitensport. Dtsch Ärzteblatt 2020;117(29-30):A-1428-A-1432

[10] Mahn A et al.Consumption of analgesics before a marathon and effects on incidence of adverse events: the Hannover marathon study. Int J Adv Res 2018;6(1):1430-1441

[11] Leyk D, Rüther T. Ausgewählte Fakten zur öffentlichen Anhörung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages am 27. Januar 2021 zum Thema „Schmerzmittelkonsum im Sport“

 

Autorin

Dr. Daniela Leopoldt ist Apothekerin und Pharmakologin. Nach ihrer Promotion an der FU Berlin war sie mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den USA und anschließend in der öffentlichen Apotheke sowie der pharmazeutischen Industrie tätig. Seit 2017 schreibt sie als freie Medizinjournalistin unter anderem Beiträge für die DAZ.

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