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Weniger als 18.000 Apotheken – Fixum muss steigen!

Lagebericht des kommissarischen DAV-Vorsitzenden zur Eröffnung des Wirtschaftsforums

gbg/ks | Zum Ende des ersten Quartals 2023 lag die Zahl der Apotheken in Deutschland bei 17.939. Insgesamt 393 Apotheken schlossen im vergangenen Jahr. Von diesem „traurigen Rekord“ berichtete der kommissarische Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Hans-Peter Hubmann, bei der Eröffnung des DAV-Wirtschaftsforums am vergangenen Dienstag in Berlin.
Foto: ABDA

Hans-Peter Hubmann betonte bei der Eröffnung des DAV-Wirtschaftsforums die schwierige Lage der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland.

Weniger als 18.000 Apotheken – das ist für Hubmann eine alarmierende Zahl. Die Gründe dafür, dass Apo­theken bundesweit schließen und junge Kollegen die Selbstständigkeit scheuen, sind vielfältig – neben dem generellen Personalmangel sieht Hubmann auch in der überbordenden Bürokratie eine Ursache. „Dafür haben wir nicht Pharmazie studiert“, betonte er. So daure es immer länger, Rezepte ohne Retaxgefahr zu beliefern – Zeit, die für die Beratung der Patienten fehle, ebenso für das Angebot von pharmazeutischen Dienstleistungen. Auch die zunehmende wirtschaftliche Schwächung der Apotheken spiele eine Rolle. Dass die Kosten kontinuierlich steigen, das Fixum aber seit zehn Jahren stagniert, sei „nicht mehr auszuhalten“, betonte Hubmann.

20 Millionen Euro Minder­einnahmen in zwei Monaten

Hinzu komme, dass der Gesetzgeber jüngst den Kassenabschlag von 1,77 Euro auf 2 Euro erhöht hat. Allein das habe die Apotheken hierzulande im Februar und März dieses Jahres insgesamt 20 Millionen Euro netto gekostet. Der kommissarische DAV-Chef erneuerte die Forderung der ABDA, das Fixum auf 12 Euro anzuheben und zudem eine automa­tische Anpassung an die Kostenentwicklung einzubauen. Zudem gelte es, die Kassen in Sachen Nullretax in die Schranken zu weisen. Die Verweigerung der Bezahlung bereits ordnungsgemäß erbrachter Leistungen sei „Zechprellerei“ und dürfe nicht zu einer zusätzlichen Einnahmequelle für die Kassen avancieren.

Keine Entspannung bei Lieferengpässen

Die aktuell größte Belastung für die Apotheken seien jedoch die Lieferengpässe. Das Management der Arzneimittelknappheit binde massiv personelle Kapazitäten in den Betrieben – diese Belastung zu stemmen, sei bald nicht mehr zu schaffen, warnte Hubmann. „Die Apotheken können das nicht mehr bewältigen.“ Es mangele derzeit insbesondere an Anti­biotika, speziell kindgerechte Darreichungsformen seien knapp. Die Folge: In einem hochentwickelten Land wie Deutschland habe sich Scharlach wieder zu einer ernst zu nehmenden Gefahr entwickelt. Dass derweil Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Apotheken gerade einmal 50 Cent für ihre Mühen beim Lieferengpass-Management zugesteht, wie im Regierungsentwurf des Lieferengpass-Gesetzes vorgesehen, macht den kommissarischen DAV-Chef fassungslos. „Was für eine Geringschätzung der Arbeit der Apotheken!“ Der Betrag sei indiskutabel – denn damit würden gerade einmal 24 Sekunden Arbeitszeit bezahlt. In dieser Zeit sei auch in den simpelsten Fällen keine Lösung für ein Lieferengpass-Problem zu finden. Statt­dessen, so Hubmann, brauche es einen zweistelligen Euro-Betrag, um die Mühen der Apothekenteams zu würdigen.

Zusatzangebote müssen in dieser Lage zurückstecken

Genau in dieser angespannten Zeit gibt es für die Apotheken überdies neue Aufgaben: die pharma­zeutischen Dienstleistungen sowie Impfungen. Das dies ein Schritt in die richtige Richtung und ein deut­licher Mehrwert für die Patienten ist, davon ist Hubmann überzeugt. Allerdings müsse klar sein: Das Honorar für die neuen Dienstleistungen könne keine Kompensation für eine unterlassene Erhöhung des Honorars, als Inflationsausgleich oder Ausgleich für höhere Personalkosten betrachtet werden. „Das ist Geld für neue, zusätzliche Leistungen.“ Und dieses Zusatzangebot könne nur ausgebaut werden, wenn die Honorierung der sonstigen Leistungen gesichert sei. |

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