Gesundheitspolitik

Nach dem DAT: Alle Zeichen stehen auf Protest

Lauterbach wirbelt mit Apothekenreformplänen den Deutschen Apothekertag auf

ks | Die Apothekerschaft hatte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Eröffnung des Deutschen Apothekertags am 27. September Antworten erhofft. Sechs Fragen hatte die ABDA ihm zuvor gestellt. Und damit alle Betroffenen hören konnten, was der Minister zu sagen hat, sollten Apotheken am vergangenen Mittwochnachmittag bundesweit für drei Stunden schließen.

Es kam allerdings etwas anders: Schon einen Tag zuvor hatte der Minister über die Frankfurter Allgemeine Zeitung mitgeteilt, was er für die Apotheken plant: Filial- und Zweigapotheken sollen gefördert werden. Sie sollen in „Light-Ausstattung“ betrieben werden dürfen und es soll ausreichen, wenn eine PTA dort die Stellung hält, sofern es telepharmazeutische Unterstützung durch eine:n Apotheker:in gibt. Zudem soll es flexiblere Vorgaben für Notdienste und Öffnungszeiten geben. All das ließ die Apotheker:innen sowie die ABDA-Spitze möglicherweise kurz erstarren – doch in Windeseile schlug die Stimmung in Kampfbereitschaft um.

Foto: AZ/Alex Schelbert
Karl Lauterbach gab den Apotheker:innen nur virtuell die Ehre.
 

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening erklärte zur Eröffnung des DAT, Lauterbach habe mit seiner Vorgehensweise, ein „unfassbares Zeichen verantwortungsloser Undankbarkeit und schwerwiegender Geringschätzung an uns gesendet“. Statt sich mit der Apothekerschaft über die Zukunft der Apotheken auszutauschen, habe er öffentliche Medien gewählt, um seine Pläne für das Apothekensystem der Zukunft vorab zu streuen. Die Präsidentin skizzierte, wie sich diese „völlig verrückten Pläne“ auf die Versorgungspraxis auswirken würden. In erster Linie würden die Patient:innen darunter leiden. „Auf dem Land wird das Apothekensterben zunächst ungebremst weiter­gehen. Noch schlimmer ist aber der Blick in die Zukunft: Für unseren pharmazeutischen Nachwuchs wird es immer uninteressanter, überhaupt eine Apotheke zu eröffnen. Die angehenden Apothekerinnen und Apotheker studieren nicht jahrelang, um nach dem Studium Schmalspur-Pharmazie in einer Abgabestelle zu betreiben.“

Lauterbachs anschließender virtueller Auftritt auf dem Großbildschirm vermochte die Wogen keinesfalls zu glätten. Er erläuterte vor den Delegierten im Saal und allen, die seine Rede live streamten, nochmals die Grundzüge seiner Pläne (siehe rechts) – in der vollen Überzeugung, den Apotheken etwas Gutes zu tun. Er betonte, dass niemand gezwungen werde, auf ein Labor in der Apotheke zu verzichten oder Approbierte in jeder Filiale zu beschäftigen – es seien nur neue Möglichkeiten. Was die Honorarfrage betrifft, die den Apotheken besonders unter den Nägeln brennt, gab sich der Minister wenig konkret. Von Honoraranreizen für strukturschwache Standorte ist die Rede. Über seinen „ersten Aufschlag“ in Sachen Apotheken­reform will Lauterbach nun mit der ABDA reden. Am 13. Oktober gibt es einen neuen Gesprächstermin.

Dass sich die Apothekerschaft mit diesen Plänen und Aussagen nicht zufriedengibt, zeigten auch die Ergebnisse der Umfrage, an der sich die Zuschauer:innen im Anschluss an die Rede beteiligen konnten. Nahezu alle sprachen sich für erneute Proteste aus. Und die sollen kommen. Overwiening rief den Protestmonat November aus. Mehr dazu lesen Sie in der nächsten DAZ. |

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