Gesundheitspolitik

„Mit kühlem Kopf und heißem Herz“

DAV-Chef Hubmann zeigt sich zur Expopharm-Eröffnung kampfbereit

ks | Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), zeigte sich in seiner Rede zur Eröffnung der Expopharm bereit für den Kampf um die freiberufliche Apotheke. Scharfe Kritik übte er nicht nur an den Plänen des Bundesgesundheitsministers, sondern auch an den Krankenkassen.

Hubmann nannte erneut die seit Jahren drängenden Probleme der Apotheken: Lieferengpässe, Bürokratie, Retaxationen – und dazu kam im Februar der erhöhte Kassenabschlag. Dies ließ in diesem Jahr das Fass überlaufen, sodass am 14. Juni die Apothekenteams bundesweit auf die Straße gingen, „um die so dringend benötigte Sicherung einer qualitativ hochwertigen flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch eine Stärkung der Apotheken vor Ort einzufordern“, wie Hubmann betonte.

Mit dem Engpassgesetz (ALBVVG) habe man zwar erste Erfolge erzielt – aber diese könnten nur ein Anfang sein. So müsse etwa bei den Austauschmöglichkeiten bei Engpässen nachgebessert werden, was jetzt zumindest bei einigen Kinderarzneimitteln geschehen solle. Zudem brauche man bei der Interpretation der Austauschregelungen Unterstützung vom Bundesgesundheitsministerium – denn hier divergieren die Auslegungsansätze von DAV und GKV-Spitzenverband. Da kann der DAV-Chef nur fragen, „wozu die Politik dann Änderungen durch das ALBVVG vorgenommen hat, wenn laut GKV-SV alles beim Alten bleiben soll?“

Unterstellungen und Provokationen

Ohnehin dürften die Erfolge beim ALBVVG nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Politik die dringend benötigte finanzielle Stärkung der Apotheken bisher noch gar nicht in den Fokus genommen habe. „Dies muss zwingend durch eine Erhöhung und Dynamisierung unseres seit mehr als zehn Jahren eingefrorenen Fixums erfolgen“, betonte der DAV-Chef. Für ihn ist klar: Die Politik ist in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass diejenigen, die die Versorgung trotz aller Hindernisse aufrechterhalten, wirtschaftlich überleben können. Doch vom Bundesgesundheitsminister kommt derzeit nichts, das den Apotheken Zuversicht geben könnte. So hatte Karl Lauterbach unlängst im Morgenmagazin erklärt, sie würden im Kampf um eine Honorarerhöhung Kinder und Eltern verunsichern, wenn sie vor Engpässen warnen. „Dies ist eine maßlose Unterstellung“, unterstrich Hubmann. „Wir verunsichern nicht – ganz im Gegenteil! Wir machen lediglich auf den Ernst der Lage aufmerksam!“

Dass Lauterbach zudem seine Apotheken-Pläne einen Tag vor der DAT-Eröffnung über die FAZ gespielt hatte, ist für Hubmann eine erneute Provokation. Sie seien eine „Kriegserklärung an die freiberuflich geführte unabhängige Apo­theke“. Denn: „Wie soll eine Ver­sorgung auf dem Land ohne Notdienste funktionieren? Wie sollen die Lieferengpässe ohne die Möglichkeit der Rezeptur in allen Apotheken abgemildert werden?“ Für Hubmann steht außer Frage, dass die gewollten „Apotheken light“ noch funktionierende Vollapotheken unnötig schwächen werden. Er erinnerte daran, dass es gerade die freiberufliche kleinteilige Struktur war, die sich in der Krise bewährt habe. „Und all dies will der Minister zerstören!“ Hubmanns klare Botschaft an Lauterbach: „Nicht mit uns! Wir Apothekerinnen und Apotheker mit ihren Teams stehen in dieser Lage zusammen. Mit kühlem Kopf und heißem Herz und absoluter Kampfbereitschaft werden wir in die Schlacht um den Erhalt der freiberuflichen Apotheke vor Ort ziehen! Weil sie und die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten das wert sind!“ |

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