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- AZ 40/2023
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Gesundheitspolitik
Einigkeit in der Kritik
Grußworte der Herstellerverbände zur Expopharm
Überschattet wurde die Expopharm-Eröffnung durch die neuen Vorschläge von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Umgestaltung der Apotheken, die am Nachmittag zuvor bekannt geworden waren. Die Vertreter der Pharma-Verbände zeigten großes Verständnis für das Entsetzen der Apotheker.
Mitten in der Versorgungskrise
Für den Großhandelsverband Phagro erklärte Marcus Freitag, was da geschehe, mache auch dem Großhandel Angst und Bange. Gleichzeitig seien der Zusammenhalt in der Branche, das Vertrauen und das Ende alter Grabenkämpfe in Zeiten politischer Führungsschwäche unabdingbar. Die Lager sollten jetzt voll mit Ware sein, „aber sie sind es nicht“, erklärte Freitag. Die Verantwortung dafür liege eindeutig bei der Politik, „aber wir lassen uns nicht für eine jahrelange falsche Politik verhaften“. Freitag konstatierte: „Wir befinden uns mitten in einer Versorgungskrise“. Diese lasse sich nicht mit gesetzgeberischem Flickwerk bewältigen, sondern die Infrastruktur müsse ausreichend finanziert werden. Großhandel und Apotheken würden nicht aufhören, der Politik konstruktive Vorschläge zu machen. Dabei bot Freitag den Apotheken an, weiterhin eng zusammenzustehen.
Im Einklang mit den Apotheken
Dr. Hubertus Cranz erklärte für den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller, das Gesundheitswesen erfordere Engagement und Investitionen. Dabei sei es wichtig, nicht an, sondern mit Arzneimitteln zu sparen. Statt des Krisenmodus seien längerfristige Betrachtungen nötig. Gegen Lieferengpässe reiche das jüngste Gesetz nicht aus. Nötig sei eine Abkehr von dem Prinzip, dass nur das billigste Produkt überlebt. Auch die Aufforderung zur Lagerhaltung sei kontraproduktiv, und „wo nichts ist, kann auch nichts gelagert werden“, erklärte Cranz. Besonders kritisch sieht er das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) mit seinen neuen Elementen für die Nutzenbewertung und Preisbildung bei neuen Arzneimitteln. Der neue Kombinationsabschlag sei mehr als verdeckte Erhöhung des Herstellerabschlags zu betrachten. Zu weiteren Themen zeigte sich Cranz im Einklang mit den Positionen der Apothekerschaft: zur freien Apothekenwahl beim E-Rezept, zum Umgang mit digitalen Gesundheitsanwendungen und zum Erhalt der Apothekenpflicht. Dazu verwies er auf die Apothekenunterstützungskampagne des BAH, der sich eine noch stärkere Rolle der Apotheken bei der Unterstützung der Selbstmedikation wünsche.
Politik zum Umdenken bringen
Für den Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie erklärte Dr. Kai Joachimsen, die Lieferengpässe seien eines der drängendsten Probleme der Zeit, aber Minister Lauterbach weigere sich die Bedenken zu hören. Das Lieferengpassgesetz betreffe nur ein bis zwei Prozent der Versorgung. Es gehe darum, die Finanzierung an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung anzupassen. Joachimsen betonte, dass sich die Abschläge für die Pharmaindustrie addieren. Dies werde nicht ausreichend berücksichtigt. Außerdem sei ein klares Bekenntnis zu Arzneimitteln nötig, also zur Apothekenpflicht für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel. Mit Blick auf die Gesamtheit der Herausforderungen regte Joachimsen an, die Politik gemeinsam zum Umdenken zu bringen. Der einseitige Blick auf das Gesundheitswesen als Kostenfaktor müsse ein Ende haben.
Zäsur für forschende Unternehmen
Für den Verband Forschender Arzneimittelhersteller bestätigte Han Steutel den Apothekern: „Ihre Sorgen haben meine volle Empathie.“ Er betonte die Bedeutung der Apotheker als Bindeglied zwischen Innovationen und Patienten und sprach sich für enge Zusammenarbeit und einen offenen Dialog mit dem Ministerium aus. Steutel erwartet nicht, dass die jüngsten politischen Maßnahmen erfolgreich sein werden, denn „wer glaubt mit höheren Abschlägen den Arbeitsanreiz zu erhöhen, ist schief gewickelt“. Das GKV-FinStG sieht er als Zäsur, denn schon nach wenigen Monaten seien die Folgen zu erkennen. Den späteren oder nicht mehr verfolgten Zulassungen stellte er die Zusagen von Lauterbach gegenüber, es werde keine Leistungskürzungen geben.
Gesetz ist nur ein Anfang
Für Pro Generika erklärte Ingrid Blumenthal: „Wir sind am Limit.“ Sie wisse nicht, ob die Arzneimittel in diesem Jahr reichen werden. Es gebe mittlerweile auch Nachfrage aus ärmeren Ländern, und es sei zu fürchten, dass das Lieferengpassgesetz nicht schnell wirkt. Schon wenige Tage nach dem Inkrafttreten habe das BfArM einen Versorgungsmangel verkündet, und das Rabattvertragsverbot für Kinderarzneimittel betreffe nur 0,05 Prozent der Versorgung. Nach Einschätzung von Blumenthal kann das Gesetz die Katastrophe abschwächen, aber nicht verhindern. Ihr Fazit lautet: „Es ist ein Anfang, aber es ist nur ein Anfang.“ |
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