Die Seite 3

Ein Gebot der Menschlichkeit

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Krieg in der Ukraine – das haben wir uns Anfang letzter Woche noch nicht vorstellen wollen. Doch die Realität hat uns eingeholt. In der Ukraine wird erbittert gekämpft, Tote und Verletzte sind zu beklagen, das öffentliche Leben ist zusammengebrochen, hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Verbunden damit ist unermessliches Leid, das nur durch beherztes Anpacken und Solidarität ein wenig ­gelindert werden kann.

Aber diese Solidarität ist groß. So haben sich schon viele – auch Apothekerinnen und Apotheker – auf den Weg gemacht, um die Menschen in der Ukraine mit dem Notwendigsten zu versorgen, nicht zuletzt mit Medikamenten, Desinfektionsmitteln und Verbandstoffen. „Apotheker ohne Grenzen“ stimmt sich eng mit Polen ab und organisiert die Versorgung von ukrainischen Krankenhäusern mit medizinischem Bedarf. Aber auch die Geflüchteten müssen medizinisch versorgt werden, sowohl an den Grenzen als auch in den Aufnahmeeinrichtungen. Auch hier ist jede helfende Hand gefragt. Die Hilfsorganisation „Apotheker helfen“ prüft beispielsweise mit ihrer Partnerorganisation LandsAid, wie kranken Geflüchteten an der polnisch-ukrainischen Grenze am besten geholfen werden kann, um dann mit einem mobilen medizinischen Team vor Ort direkt tätig werden zu können. Diese und viele weitere Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf (s. S. 16). Besonders bemerkenswert ist das inzwischen schon über 30 Jahre währende Engagement von Apotheker Thomas Harms aus Weil am Rhein, der in Kiew seit dem Reaktorunglück in Tschernobyl eine Strahlenklinik unterstützt und die Hilfsorganisation Kinderhilfe KiHev gegründet hat (s. S. 22). Dass seine jahrzehntelange Tätigkeit jetzt plötzlich ins Rampenlicht rückt, sagt viel aus über unseren Umgang mit Krisen und unsere Verdrängungskultur – das müssen wir selbstkritisch anmerken.

Ungeachtet dessen ist die überaus große Solidarität und Hilfsbereitschaft vieler Menschen ein starkes Zeichen nicht nur für die unmittelbar vom Krieg Betroffenen. Sie kann auch uns den Weg aus der lähmenden Ohnmacht weisen und uns helfen, mit all unseren Ängsten und Sorgen ob dieser kaum einzuschätzenden Bedrohungslage besser umzugehen.

Letztlich können wir alle nur hoffen, dass die eindringlichen Friedensappelle – auch die der russischen und weißrussischen Bevölkerung – von Russlands Präsidenten Putin und seinem Unterstützer Lukaschenko endlich ge- und erhört werden. Dieser Angriff war barbarisch und unmenschlich. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, die kriegerischen Auseinandersetzungen sofort zu stoppen.

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