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Die Drogen der Deutschen

Drogenbericht 2022 bewertet Konsumverhalten der Bevölkerung

Rund ein Drittel der Deutschen konsumieren in ihrem Leben mindestens einmal Drogen. Aber wie viele Menschen konsumieren zurzeit und welche Altersgruppen sind besonders betroffen? Eine aktuelle Übersicht lieferte der Drogenbericht 2022. Die Autoren ziehen erste Schlüsse, wie die Pandemie das Konsumverhalten beeinflusste.

Wie viele der Deutschen konsumieren illegale Drogen – und welche? Das soll der Jahresbericht 2022 „Workbook Drogen“ aufzeigen. Grundlage des Berichtes sind mehrere repräsentative Befragungen, die regelmäßig durch­geführt werden. Die Ergebnisse sind im Drogenbericht zusammengefasst.

Alle Mitgliedstaaten der EU legen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht regelmäßig Berichte vor. Sie sollen ein vergleichbares Bild zum Drogenmuster in der Union bieten.

2021 konsumierten bis zu 35,8 Prozent der Deutschen mindestens einmal in ihrem Leben Drogen, was man als Lebenszeitprävalenz bezeichnet.

Die Zwölf-Monats-Prävalenz lag 2021 bei Erwachsenen bei 9,6 Prozent und bei Jugendlichen bei 8,3 Prozent. Will heißen: In den vergangenen zwölf Monaten nahm statistisch jeder zehnte Erwachsene und jeder zwölfte Jugendliche Drogen.

Wie in den letzten Jahren zuvor stieg auch 2021 die Zahl der Konsumenten in der Altersgruppe über 25 Jahren. Bei jungen Erwachsenen bis 25 Jahren stagnierte die Prävalenz und fiel auf das Niveau von 2018.

Cannabis, die häufigste Droge

Cannabis ist die am häufigsten kon­sumierte Droge. Zwischen 8,1 und 8,6 Prozent der Deutschen konsumierten Marihuana oder Haschisch in den vergangenen zwölf Monaten. Zum Vergleich: Die Zwölf-Monats-Prävalenz aller anderen illegalen Drogen liegt in der Gesamtbevölkerung bei unter einem Prozent.

Am stärksten stieg die Zwölf-Monats-Prävalenz in der Altersgruppe zwischen 40 und 59: Hier gebrauchten doppelt so viele Deutsche Cannabis als noch 2018 (4,7 vs. 2,6 Prozent).

Die Autoren des Suchtberichtes reflektierten, wie sich die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie auf den Drogenkonsum Jugendlicher ausgewirkt hat. Das Ergebnis: Mehr Jugendliche als in den Jahren zuvor konsumierten entweder nie Cannabis oder taten dies intensiv. Die Autoren diskutierten einige Ursachen. Mit den fehlenden Partys und sozialen Kontakten hätte es weniger Möglichkeiten gegeben, mit Drogen erstmals in Kontakt zu kommen. Auch war der Kontrolldruck der Eltern größer. Wer hingegen bereits konsumierte, neigte dazu, den Gebrauch zu intensivieren.

Keine Methamphetamin-Welle

Unter den Stimulanzien werden in Deutschland am häufigsten Cocain, Amphetamine und Methylendioxy­methylamphetamin (MDMA, „Ecstasy“) konsumiert. Die Zwölf-Monats-Prä­valenz ist bei Cocain am höchsten. 1,6 Prozent der Deutschen nahmen die Substanz im vergangenen Jahr ein.

Unter den 12- bis 25-Jährigen ist hingegen MDMA die am meisten ver­breitetste Substanz. 12- bis 17-Jährige nehmen seltener Stimulanzien ein als 2015, aber mehr 18- bis 25-Jährige als in den Jahren zuvor.

Vor einigen Jahren befürchteten Suchtforscher, dass Deutschland eine Methamphetamin-Welle heimsuchen könnte. Der Verdacht bestätigte sich nicht: Nur 0,2 Prozent der Erwachsenen konsumierten 2021 die Substanz innerhalb der letzten zwölf Monate.

Von der Pandemie zur Substitution

Die Schätzungen zum illegalen Opioid-Konsum deuten laut Drogenbericht an: Die Anzahl der Betroffenen bleibt weitestgehend konstant. Und sie werden älter. Bis zu 0,2 Prozent der Deutschen konsumieren Opioide illegal.

Nach einer Bremer Drogenszene-Studie aus dem Jahr 2020 nehmen 75 Prozent der Opioid-Abhängigen eine Substitutionstherapie in Anspruch. Die Pan­demie schien mehr Abhängige zur Substitution zu bringen als bisher – vermutlich durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Heroin und Co. auf dem Schwarzmarkt.

Missbrauch von Analgetika

Auch zum Missbrauch von OTC-An­algetika will der Drogenbericht eine Übersicht geben. Doch die Datengrundlage ist schwach, unter anderem, weil die Definition von Missbrauch nicht einheitlich gehandhabt wird. Eine Analyse mit Daten von 2015 schätzte die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung auf 6,4 Prozent.

Nicht alle in Deutschland konsumierten Substanzen führt der Drogenbericht auf. Ein Beispiel ist Lachgas: Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen berichtete im November, dass der Missbrauch von Lachgas als Droge zunehme. Einzelne Länder gaben eine Lebenszeitprävalenz von bis zu 38 Prozent an.

Grund für den Trend sei die leichte Beschaffung und die Annahme der Konsumenten, dass der Konsum vergleichsweise harmlos sei. |

Literatur

Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht: Reitox Jahresbericht für Deutschland 2022, www.dbdd.de

Lachgas als Droge auf dem Vormarsch. Deutsches Ärzteblatt 2022, Nachricht vom 21. November 2022, www.aertzeblatt.de

Apotheker Marius Penzel

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